BücherFrauen

Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

Orga-Team-Button

Mein erstes Mal! Die VV auf der Comburg

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Die erste BücherFrauen-Vollversammlung, die ich besuchen wollte, sollte die auf der Comburg vom 13. bis 15. November werden. 25 Jahre BücherFrauen sind schon etwas besonderes. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb ich mich zur Teilnahme am Orga-Team der Städtegruppe Stuttgart verleiten ließ, nein niemand hat mich überredet, das war wirklich freiwillig.

Viele Mitgliedsfrauen kannte ich noch nicht. Als Bewohnerin des Randes der Scheibe, sprich Mühlacker-Sengach schafft frau es einfach nicht so oft in die baden-württembergische Hauptstadt. Das sollte sich ändern. Einmal im Monat trafen wir uns, um zu planen, zu organisieren und die Köpfe über den Finanzen rauchen zu lassen. Manch eine Packung Kekse musste als Nervennahrung dran glauben. Wie gestalten wir das Programm, was muss, was darf?

Erst fanden wir es schwierig die Zeit zu füllen, aber plötzlich gab es keine freie Minute mehr auf dem Zettel. Und ich wusste wie der Bahnhof Kornwestheim um 23 Uhr und die B10 bei Nacht aussehen. Manchmal half nur noch Musik in Schmerzgrenzenlautstärke gegen die Müdigkeit beim Fahren.

Ein Vortrag mit Anne Wizorek sollte am Sonntag der Höhepunkt werden. Der Mailverkehr gestaltete sich schwierig, letztendlich kam die Zusage, hurra!

Großes Bibbern war bei der Sponsorensuche angesagt. Die Gelder flossen leider nicht mehr so reichlich wie früher und die Zusagen ließen auf sich warten. Es wurde gerechnet, eingespart, umgestaltet und gefreut, wenn dann doch ein Vertag eintrudelte. Aber schließlich können Schwäbinnen ihr Geld verwalten!

An manchen Abenden wurde es spät, Konzentration und Laune sanken, wurden aber mit einem lustigen Spruch dann doch wieder ins Lot gebracht. Oder mit Annes Tiramisu.

Für mich war es schön zu sehen, wie alles ineinander lief. Jede setzte ihr Fähigkeiten ein und half den anderen aus, wenn es klemmte. Wir lernten uns in der Runde besser kennen und wussten, dass frau sich auf frau verlassen konnte. Es war ein wirklich schönes Team.

Trotzdem – so fern war er der November 2015 und dann doch so nah. Als Anne Betten per Facebook die letzten drei Wochen bis zur Tagung einläutete, wurde es uns doch mulmig. Hatten wir an alles gedacht, was konnte noch schief gehen?

Orga-Team-Button

Orga-Team-Button

Ein letzter Ausflug zur Comburg, um noch einmal mit Hausherrin Karin Brenner Raumverteilung und Speiseplan zu checken. Ein ausführlicher Rundgang, damit wir später auch die Teilnehmerinnen richtig leiten konnten. Almut Galos hatte mit den Frag-mich-Buttons ja dafür gesorgt, dass wir als wandelnde Raumeinweiserinnen und kleine Tagungslexika herumwandeln durften. Anonymes Abtauchen in der Menge, Fehlanzeige!

Dann war er da, der 13. November. Der Tag, der leider aufgrund der Ereignisse in Paris als sehr schwarzer in die Geschichte eingehen sollte. Wegen relativer Nachrichtenabstinenz erfuhren wir erst spät davon, die Betroffenheit war groß. Auch die BücherFrauen gedachten der Opfer am Samstag mit einer Schweigeminute.

Erste Helferinnen trafen ab 14 Uhr im Kloster ein. Es wurde noch Material eingetütet, oder besser eingetascht, in blaue Baumwolltaschen. Namensschilder sortiert, Twittervögelchen aufgehängt, Plakate aufgehängt, Zettel angepint, Sponsorenmaterial ausgelegt, sinnvoll oder sinnlos herumgerannt. Zittern war angesagt, weil gefüllte Kofferräume im Stau standen. Aber irgendwie war dann doch alles fertig und wir konnten aufatmen.

Kaum das letze Klebeband aus der Hand gelegt, eilte ich zum Treffen der Pressefrauen. Mein Erstkontakt mit der Gruppe als noch recht frische Stuttgarter Pressefrau. Geplant war eine Stunde, aber es gab so viel zu reden, dass die Führung durch die Stiftskirche für uns ausfiel, schade.

Bis zum Abendessen hatten es fast alle Teilnehmerinnen auf die Höhe über Schwäbisch-Hall geschafft. Der Saal füllte sich, es wurde geredet und gelacht. Das Essen kam an, wir vom Orga-Team, die nicht mit dem EV tagten, ließen uns befreit auf die Stühle fallen.

Samstag, da würde es hart werden. Der Terminplan eng, hier musste alles laufen. Das tat es dann auch, wie ein Uhrwerk!

Heike Bräutigam ließ BücherFrauen in Zeitlinien und Zugehörigkeitsmustern antreten. So wurde die Geschichte ansehlich. Beim Speeddating war das große Kennenlernen angesagt. Das Handy tickte die sieben Minuten herunter, und fast waren die Frauen am Ende der Einheit nicht zu trennen.

Barbara Scholz zitterte ihrem großen Auftritt als Präsentatorin der Vereinsgeschichte entgegen. Sie meisterte es mit ihren beiden Mitstreiterinnen hervorragend. Dabei hatten die Damen am Vorabend in der Schenke zwischen feiernden Frauen alles erst endgültig einstudiert.

Graphic Recording by Isabelle Dinter. Foto: Frauke Ehlers.

Graphic Recording by Isabelle Dinter. Foto: Frauke Ehlers.

Nach der Mittagspause stand das Netzwerken im Mittelpunkt. Isabelle Dinter, unsere Graphic Recorderin, war auch pünktlich zur Stelle (sehr zu unserer Freude hatte auch das reibungslos funktioniert). Sie eilte zwischen den Netzwerkgruppen hin und her und schwang flott Stifte, auch wenn sie dabei doch ein wenig gestresst aussah. Wir hatten die Arme mit unserem engen Zeitplan doch schwer in Bedrängnis gebracht. Hier noch einmal ein Dank an Isabelle!

Ruhig ging es dann bei der Vollversammlung zu. Da hatte ich mehr Aktion erwartet, weil mir zuvor von wilden Diskussionen bei anderen Versammlungen erzählt wurde. Aber auch gut, so viel Einigkeit macht stark und verlängert die Versammlung nicht unnötig. Hatten wir Orga-Team-Frauen doch auch hier ständig die Uhr im Auge.

Um 20 Uhr stand es bereit, das festliche Abendessen. Karin Brenner von der Comburg erwartete uns an der geschlossenen Speisesaaltür. Pünktlich zur vollen Stunde wurde die Tür geöffnet. Es erwartete uns ein mit Kerzenlicht erleuchteter Saal, ein wirklich festlicher Rahmen. Dafür noch einmal vielen Dank an Karin Brenner und ihr Team!

Für mich war es an diesen Tagen schön, wie viele Namen, die ich von der Herstellung der Namensschilder kannte, zu Gesichtern und neuen Kontakten wurden.

Beim Essen konnten wir auch endlich richtig entspannen. Unsere Referentin für den Sonntag Anne Wizorek saß mit am Tisch, hurra, der Vortrag war gesichert!

Die vielen fröhlichen Gesichter, die volle Tanzfläche, der Spaß bei der Übergabe der Dankesgeschenke, die Musik, das machte uns Orga-Frauen dann so richtig Spaß. Die Nacht war kurz, das Aufstehen am Morgen elend …

Sonntag nach dem Frühstück ging es an die Wahlurne, Verzeihung, die Wahlkartons, da hatten wir dann doch eine ganz kleine Panne und mussten improvisieren. Mit großer Mehrheit wurde Katrin Schroth als Finanzfrau bestätigt. Stephanie Hanel wurde erste Vorsitzende und Jana Stahl die zweite. Wow, der Süden stark vertreten.

Mit Spannung erwarteten wir alle den Vortrag von Anne Wizorek. Viele hatten ihren Fernsehauftritt in Hart aber fair gesehen, der auch in der Wiederholung nicht fairer geworden war. Die Frau, die dort so gelassen dem seltsamen Treiben um sie herum zuhörte und immer noch sachlich bleiben konnte, fand ich schon sehr spannend. Ich hatte jedenfalls Schaum vorm Mund.

Anne Wizorek. Foto: Heidi Wendelstein.

Anne Wizorek. Foto: Heidi Wendelstein.

Anne Wizorek brachte dann auch mit deutlichen Zahlen belegte Fakten zu Tage, die eigentlich eher erschreckten als erfreuten. Wir schreiben 2015, und die Gleichberechtigung der Frauen scheint sich eher wieder in Richtung 1960er Jahre zu bewegen. Erschreckend, dass eine Quotendiskussion immer noch nicht überflüssig ist.

Nach dem Vortrag wurde noch diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. An der Existenzberechtigung der BücherFrauen nicht nur als Branchennetzwerk sondern als Kämpferinnen für die Rechte der Frauen wird sich wohl so schnell nichts ändern.

Twitter-Vogel mit Jahrestagungshashtags. Foto: Anne Betten.

Twitter-Vogel mit Jahrestagungshashtags. Foto: Anne Betten.

Die Mittagspause kam und für uns hieß es, aufräumen, Sponsorenmaterial einpacken, all die Plakate und Zettel wieder einsammeln. Die Twittervögel einfangen, Fragen zum Museumsbesuch beantworten, sehen wie Frauen und Gepäck in Richtung Schwäbisch Hall gelangten. Den eigenen Krempel verstauen und nicht irgendwo im Zimmer noch einen Kamerakku vergessen. Vor allem auch keinen Objektivdeckel, die neigen dazu in fremden Zimmern zu bleiben.

Ein letztes Essen im Speisesaal, Verabschiedungen, ach ja, schon war es vorbei.

Der Besuch im Würth-Museum konnte einfach nur noch genossen werden. Anne Betten zerpflückte freudig den Programmzettel, hurra, geschafft! Alles gut gegangen, jetzt können wir uns nur noch freuen.

Recht hatte sie. Nach Sektempfang im Museumscafe, bei dem wir dann doch noch in Hektik geritten, weil die beiden Führerinnen zum Abmarsch bliesen, durften wir eine wirklich spannende Sammlung erkunden.

Dann ging es ab auf die Autobahn, dem Sonnenuntergang entgegen, statt des rauchenden Colts lag die rauchende Kamera (250 Bilder) auf dem Rücksitz. Auf der Comburg herrschte wieder Frieden. Die Orga-Buttons haben ausgedient. Aber ich bin sicher, jedes Mal wenn ich ihn in die Hand nehmen werde, tauchen die Bilder von unseren Treffen, den Stunden am Rechner, den endlosen Mails und dann von diesem tollen Wochenende wieder auf. Schade irgendwie

Er wird einen Ehrenplatz bekommen.

Autor: Heidi Wendelstein

Heidi Wendelstein ist gelernte Fotografin. Später wechselte sie in die Reprografie. Als in Satzbetrieben die herkömmlichen Workstations vom Apple-Rechner abgelöst wurden entdeckte sie ihre große Leidenschaft im Desktop-Publishing. Langjährige Tätigkeit in einer Agentur die vornehmlich für Verlage arbeitete. 2007 Schritt in die Selbständigkeit als Mediengestalterin, auch hier mit Verlagskunden. Nebenbei arbeitet sie noch als freie Journalistin und Fotografin für die örtliche Tageszeitung. www.bildplustext.de.

8 Kommentare

  1. Das ist ja ein toller Bericht. Ich kann nachträglich noch mit Dir mitführen. Und ich bin sicher, er macht anderen Frauen Lust auf Mitarbeit an der Jahrestagung. Den Berlinerinnen wird sicher jetzt die Bude eingerannt!

  2. Schöner Bericht, vielen Dank, Heidi! Das war mein erstes Mal auf der Comburg und ich bin immer noch ganz begeistert – ganz toll organisiert und sehr herzlich! So soll das sein 🙂

  3. Willkommen im Club! Eine weitere Euphorisierte, die gleich mit großem Einsatz glänzte. Und die Fotos sind auch sooo schön geworden. Danke!

  4. Das ist ein super Bericht von einer super Fotografin! Auch ein großes Dankeschön an dich, Heidi, die du das gesamte Wochenende uns BücherFrauen unermüdlich fotografiert und dokumentiert hast.

  5. Danke für die Blumen!! Wir hatten aber auch total tolle Gäste. Eine richtig schöne Stimmung die ganzen Tage, das hat einfach Spaß gemacht. Und nicht nur ich war dauernd unterwegs, das ganze Team war am rödeln, allen voran Almut und Anne.

  6. Liebe Heidi, liebe Stuttgarter Orgafrauen,
    ich kann mich meinen Vorkommentatorinnen nur anschließen: eine tolle VV in bester Stimmung mit guten neuen Impulsen – und ein klasse Bericht!
    Herzliche Grüße aus dem starken Süden 🙂

  7. Vielen Dank, liebe Heidi, für die tollen Fotos und den tollen Bericht! Es hat riesig Spaß gemacht mit Euch allen auf der Comburg. Perfekt organisiert und trotz der Arbeit waren alle gut gelaunt… Ein großes DANKESCHÖN an das Stuttgarter Orga-Team!

  8. Der große Teamgeist und die wertschätzende Atmosphäre einer BücherFrauen-Jahrestagung scheint nach 25 Jahren ungebrochen zu sein. Das freut mich sehr.

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