BücherFrauen

Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

sichtbar: Vera Seehausen – das Gesicht der Geschäftsstelle

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Vorhang auf und Bühne frei für engagierte Frauen. Ehrenamt und Engagement bekommen in dieser Blog-Interviewreihe ein Gesicht. Die Fragen stellt die zweite Vorsitzende der BücherFrauen Natalia Werdung. Heute: Vera Seehausen – das Gesicht der BücherFrauen-Geschäftsstelle und vielseitig engagierte BücherFrau.

Vera Seehausen. Foto: Eva Hehemann

Vera Seehausen. Foto: Eva Hehemann

Wer bist Du und wie bist Du zu Deiner Aufgabe bei den BücherFrauen gekommen?

Beruflich gesehen bin ich eine „Hälfte“, d.h. das halbe Büro Seehausen + Sandberg, dessen andere Hälfte Annette Sandberg ist. Wir arbeiten für Vereine und ähnliche Institutionen als Organisationsbüro, d.h. übernehmen alle Aufgaben rund um die Vereinsverwaltung (= Geschäftsstelle) und bieten ihnen eine „Rundum-Betreuung“ für ihre Publikationen – seien es Tagungsbände, Reader, Chroniken oder „Blaue Bücher“. Beides machen wir auch für die BücherFrauen. Inhaltlich liegt der Fokus im psychosozialen, zeit- und medizingeschichtlichen und frauenpolitischen Bereich. Bei den BücherFrauen bin ich seit 1991 aktiv, damals noch in einer Berliner Auslieferung jobbend. In der Anfangszeit habe ich mich aus Zeitgründen nur sporadisch engagiert, später dann kontinuierlich im Berliner Orga-Team, das die regionalen Veranstaltungen organisiert hat. Als die BücherFrauen eine neue Geschäftsstelle suchten, hielten Annette und ich die Kombination aus Büroorganisation und Buchbranche und Frauen – die Reihenfolge ist jetzt zufällig – für uns ideal und freuten uns sehr, als die BücherFrauen uns engagierten. Die BücherFrauen sind und bleiben unser Lieblingsverein.

Was macht Dir dabei am meisten Spaß?

Ganz klar: die Bandbreite an Frauen und Themen, mit denen ich zu tun habe. Das gilt für die bezahlte Tätigkeit als Geschäftsstelle und gleichermaßen für die ein oder andere ehrenamtliche Aufgabe, die ich in der BücherFrauen-Akademie, der Mentoring-Organisation oder der MehrWert-AG, die aus der Studie zur Arbeitssituation von Frauen und Männern in der Buchbranche entstanden ist, übernommen habe. Neue Projekte auf den Weg zu bringen und zu sehen, wie Ideen auf offene Ohren stoßen, ist einfach eine schöne Sache. Als Geschäftsstelle macht es Spaß, neue BücherFrauen willkommen zu heißen, den Einstieg ins Netzwerk zu erleichtern, die Arbeit der Ehrenamtlichen zu entlasten, Kontakte zu knüpfen, für die BücherFrauen das Verwaltungs-Procedere zu optimieren, die Entwicklung eines vielfältigen Verbandes zu begleiten … und eben auch Teil der Entwicklung zu sein.

Warum bist Du bei den BücherFrauen aktiv?

Siehe oben: weil es Spaß macht mit ihnen. Die BücherFrauen sind für uns nicht nur reine Auftraggeberin – das natürlich auch. Darüber hinaus sind sie ein gut funktionierendes Netzwerk von Frauen, die branchen- und frauenpolitisch wichtige Themen diskutieren und vorantreiben (wollen), die auf Austausch und gegenseitige Unterstützung großen Wert legen, die in flachen Hierarchien agieren und eigentlich immer in Bewegung sind. Das ist mir sehr sympathisch.

Was hast Du im Ehrenamt gelernt?

Mal abgesehen davon, dass unser Amt ein bezahltes ist und es eher uns eine Ehre ist, für die BücherFrauen zu arbeiten … gelernt habe ich sicherlich ein besseres Verständnis dafür, wie Prozesse in Gruppen funktionieren, wie sie aktiviert werden können und wie man sie auch gut beenden sollte. Auch mal hartnäckiger sein und sich nicht „abwimmeln“ lassen. Dass gute Organisation ohne Zeitplan und ohne Improvisation nicht funktioniert. Und ganz profan: mehr technisches Know-how, wenn es z.B. um die Mailinglisten-Administration (zusammen mit Jana Stahl) geht – ein Beispiel unter vielen.

Was tust Du, wenn Du nicht bei den BücherFrauen aktiv bist?

Eine ähnliche Arbeit wie für die BücherFrauen machen wir noch für andere Vereine, allerdings sind da die Schwerpunkte teils anders gesetzt. Mal steht die Mitgliederbetreuung mehr im Vordergrund, mal ist es die Finanzverwaltung, mal geht es „nur“ um die Planung und Realisierung eines einzelnen Buchprojektes. Da ist es dann unser Job, die Texte zu organisieren, zu redigieren oder selbst zu schreiben, Zeitzeugen zu interviewen, Bilder auszuwählen und zu bearbeiten, mit Grafiker_innen das Layout zu entwickeln, Register zu erstellen etc. pp. Und ich arbeite im medizinhistorischen Institut der Charité im Bereich Archiv und Literaturdatenbanken.

In meiner Freizeit mache ich gern „was mit Steinen“ (Kunst ist das nicht ;-), habe einen kleinen Chor mitbegründet und bin froh, wann immer ich auf einem Fahrradsattel oder im Kajak sitze.

An welchem Projekt arbeitest Du aktuell?

Für einen unserer Vereine habe ich gerade eine umfangreichere Finanzanalyse abgeschlossen, quasi einen „Kassensturz“, um dessen weitere Planung auf bessere Füße zu stellen. Für einen weiteren Auftraggeber habe ich zielgruppenspezifisch zwei medizinhistorische Artikel verfasst und werde mich jetzt dem Auf- respektive Umbau von Archiv-Datenbanken widmen inklusive Onlinestellung wie bei dem Projekt „Ärztinnen im Kaiserreich“, an dessen Relaunch ich gerade mitarbeite. Außerdem stecke ich in den Vorbereitungen für die Sommerakademie 2015 und auch schon 2016 und der Planung eines Akademie-Angebots für „FührungsFrauen“.

Wobei kannst Du Unterstützung aus dem Netzwerk gebrauchen?

Nun, die BücherFrauen-Akademie kann beispielsweise sehr gut weitere Mitstreiterinnen gebrauchen, denn allein der organisatorische Aufwand nimmt langsam überhand (akademie@buecherfrauen.de). Ein weiteres Projekt, der für 2016 geplante Netzwerk-Kongress mit anderen Frauenverbänden, braucht auch dringend weitere Woman-Power, damit er eine runde Sache wird. Das Gleiche gilt für die Regionalgruppen, in denen es oft schwierig ist, Nachfolgerinnen für die Ehrenämter zu finden. Ich kann dazu nur animieren, es ist wie ein Sprung in einen Bergsee: zuerst eine kleine Überwindung, und dann ist es einfach nur erfrischend.

Was ist Dein Lebensmotto?

Im Moment gefällt mir das Motto „kein Ich, keine Probleme“ (wie ein buddhistischer Kernsatz lauten soll). Und ebenso wichtig: „Mach einfach“.

Interview: Natalia Werdung


sichtbar, ein Logo von Stephanie Hanel: www.wegholz.de

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