BücherFrauen

Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

Die 1. future!publish in Berlin – ein Nachbericht

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Am 28. und 29. Januar 2016 hat der erste future!publish-Kongress in der Urania in Berlin stattgefunden. Ich habe mich für die BücherFrauen dort umgesehen, einiges an Eindrücken und spannenden Fakten gesammelt und präsentiere heute eine Auswahl davon in diesem Blogbeitrag. 

Die Berliner Agentur Literaturtest, die auf Buch-PR und Buchmarketing spezialisiert ist, hat in Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels Berlin-Brandenburg ca. 40 Veranstaltungen mit über 50 ReferentInnen organisiert. Dabei kamen verschiedene Veranstaltungsformate zum Zug: Workshops, Vorträge, Diskussionen oder auch ein Werkstatt-Bericht. Dadurch war die Konferenz sehr lebendig und ein reger Austausch möglich. Ein Beirat aus VertreterInnen verschiedener Bereiche der Buchhandels- und Verlagsbranche hat die OrganisatorInnen ebenfalls unterstützt. Ca. 280 TeilnehmerInnen waren von nah und fern angereist, um sich über neue Publishing-Trends zu informieren und natürlich zu netzwerken.

Katja Marczinske über Crowdfunding

Nadja Mortensen und Katja Marczinske (v. l. n. r.)

Nadja Mortensen und Katja Marczinske

Katja Marczinske hielt eine Session zum Thema Crowdfunding für Verlage. Sie hatte verschiedene Ideen mitgebracht, wie Verlage ein Crowdfunding-Projekt bei sich im Haus umsetzen könnten, und stellte diese kurz vor:

So können z. B. größere Verlage Crowdfunding als ein weiteres Marketing-Tool einsetzen oder echte Herzensprojekte umsetzen, die sonst bereits nach der ersten Kalkulation abgelehnt würden. Kleinere Verlage haben die Möglichkeit, Titel mit besonderer Ausstattung zu finanzieren, die sonst zu teuer wären. Generell eignet sich Crowdfunding nicht nur zur Finanzierung, sondern ermöglicht einem Verlag auch Marktforschung, liefert Endkundendaten und kann den Bekanntheitsgrad und die Online-Reputation noch erhöhen.

Es war schade, dass ihr Co-Referent Jonas Navid Al-Nemri vom kladdebuchverlag nicht anwesend sein konnte, da eigentlich auch ein praktischer Teil vorgesehen war. Dieser wird aber evtl. für Interessierte durch ein Webinar nachgeholt.

 Ein Werkstatt-Bericht von Tilman Rammstedt

Tilman Rammstedt und Tony Stubenrauch

Tilman Rammstedt im Gespräch mit Tony Stubenrauch

Der Hanser Verlag hat bereits ein Crowdfunding-Projekt erfolgreich umgesetzt: Ende letzten Jahres gab es die Möglichkeit, bei Startnext zum Unterstützer oder zur Unterstützerin des Projektes morgen mehr von Tilman Rammstedt zu werden. Das Versprechen: Der Unterstützer oder die Unterstützerin erhält ein Abonnement und bekommt während der Entstehungsphase des Romans jeden Tag ein Kapitel zugemailt oder auf Wunsch per WhatsApp auf das Smartphone und begleitet so den Autor jeden Tag. Seit dem 11. Januar 2016 und noch bis zum 8. April 2016, also insgesamt drei Monate lang, veröffentlicht der Autor jeden Tag ein weiteres Kapitel. Die LeserInnen können untereinander bei morgen mehr diskutieren und auch Fragen an den Autor stellen. Der Autor schafft es im Schnitt, drei Seiten pro Tag zu schreiben, was bedeutet, dass er auf der future!publish entspannt sein konnte, da das Tagespensum vermutlich schon erreicht war. Auf 1000 AbonnentInnen ist das Projekt mittlerweile angewachsen und es besteht jederzeit die Möglichkeit, noch als AbonnentIn einzusteigen. Auch der Buchhandel ist von Anfang an eingebunden: So werden BuchhändlerInnen beteiligt, wenn sie ein Abonnement vermitteln. Im Mai 2016 wird auch die Hardcover-Version des Titels erscheinen und ist dann perfekt für alle, die auf das komplette Buch warten möchten.

Denise Sudau von e-ditio über innovative Publishing-Angebote im europäischen Ausland

Nadja Mortensen und Denise Sudau

Nadja Mortensen und Denise Sudau

Denise Sudau ist Gründerin von e-ditio, einer Online-Plattform für internationale Lektoratsdienstleistungen, die ÜbersetzerInnen, LektorInnen und KorrektorInnen vermittelt. Sie stellte in ihrem Vortrag europäische Start-ups vor, die sich mit digitalem Publizieren beschäftigen.

Das französische Start-up Iggybook ist beispielsweise einer der ersten Selfpublishing-Dienstleister in Frankreich und wurde erst 2014 gegründet, derzeit befindet sich die Plattform noch in der Beta-Phase, hat aber immerhin schon sechs feste MitarbeiterInnen. Die Plattform deckt fast das gesamte Spektrum ab, das ein Self-Publisher oder eine Self-Publisherin benötigt.

Storytel aus Schweden hat keinen Start-up-Charakter mehr: Der Streaming-Dienst für Hörbücher und E-Books ist 2005 gegründet worden und beschäftigt 85 MitarbeiterInnen. Auch nach Dänemark, Norwegen und in die Niederlande hat das Unternehmen mittlerweile expandiert. Vielleicht hören wir ja auch in Deutschland bald von diesem Anbieter?

future!publish

Auch 2017 auf dem Weg in die Zukunft!

Darüber hinaus gab es noch einiges mehr an spannenden Vorträgen und es freut mich, dass ich bekannte Gesichter getroffen, neue Menschen kennengelernt habe und Kontakte vertiefen konnte. Unter #fpbln16 lassen sich auch alle Tweets zur Konferenz noch einmal nachlesen. Wer nächstes Jahr dabei sein möchte, kann dies auch auf jeden Fall tun: Die VeranstalterInnen kündigen bereits die zweite future!publish an, sie wird am 26./27. Januar 2017 stattfinden.

 

 

Dieser Blogbeitrag ist in leicht abgeänderter Form bereits am 4. Februar 2016 auf dem Verlagsblog von edel & electric veröffentlicht worden.

Autor: Nadja Mortensen

Nadja Mortensen hat im Anschluss an ihr Studium (Buchwissenschaft, Französisch und BWL an der JGU Mainz) ein Volontariat bei Ullstein im Bereich Rechte und Lizenzen absolviert. Bevor sie sich den digitalen Themen verschrieb, war sie Account Managerin bei der Frankfurter Buchmesse und Auslandslizenzfrau bei Hoffmann und Campe. Nach einer weiteren Station im Produktmanagement Digital beim Großhändler Libri, ist sie jetzt Sales & Marketing Managerin Digital bei Edel. Ihre Lieblingsthemen sind alles rund ums eBook und dessen Discoverability, spannende Marketingkonzepte, neue Geschäftsmodelle und digital rights.

2 Kommentare

  1. Danke für den interessanten Bericht, liebe Nadja! Klingt so, als ob ich es mir für’s nächste Jahr vormerken sollte!

  2. Das Interesse an Crowdfunding steigt immer weiter an und es ist schon sehr beeindruckend zu sehen, was sich dadurch bislang schon für tolle Projekte haben realisieren lassen, was ohne die finanziellen Unterstützer gar nicht möglich wäre.

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