Am ersten – sonnigen – Sonntag der Olympischen Winterspiele 2014 im Großraum Sochi genossen Tausende von Bürgern, was die Politik ihnen mit der rigorosen Modernisierung der maroden Infrastruktur ihrer Heimat für die Zukunft versprochen hatte. Sie fuhren mit ihren Familien in den neuen elektrischen Zügen Marke Siemens Desiro in die seit Jahren existierende, anlässlich der Olympischen Spiele zu einem riesigen Ski-Zirkus ausgebauten Wintersportregion Krasnaja Poljana.
Die Fahrt dauert zirka 45 Minuten hinauf in die West-Karpaten, folgt gemeinsam mit der Autostraße dem Flusslauf der Msymta, und zeigt deutlich, welche Verletzungen die Natur mit dieser Erschließung für Sport und Erholung ertragen musste. Ich erinnerte mich an die Eindrücke beim Bau der Brenner Autobahn, beim Aufbau der Stubaier Gletscherbahn und bei der Erschließung von Meran 2000. Was die Hotels anbetrifft: Auch in den Alpen waren es Anfang des 20. Jahrhunderts sehr oft die Ingenieure und Unternehmer der ersten Seil- und Bergbahnen, die als Investoren von Hotels und anderen touristischen Angeboten auftraten.
Das Ski-Resort ist beeindruckend schön, weitläufig, variationsreich und wird eine Zukunft haben. Mit dem Finale der Slopestyle Snowboard Competition der Damen rückte eine neue Skisport-Konkurrenz in das Programm der Olympischen Spiele, das den Anhängern des traditionellen Skisports zu denken gibt. Denn diese waghalsige Sportart auf kurzen, für Sprünge und Saltos hergerichteten Pisten übt auf den Nachwuchs beiderlei Geschlechts immer mehr Anziehung aus und lässt selbst Königsdisziplinen wie den Riesenslalom „alt“ aussehen. Es gewannen Jamie Anderson (USA), Enni Rukajärvi (Finnland) und Jenny Jones (GBR).
Der schnelle, kurze, spektakuläre Kick – auch in anderen Segmenten der Jugendkultur inzwischen dominant – bricht sich auch hier Bahn. Die Snowboarderinnen tragen keine konventionelle Skikleidung. Man kann nur staunen, mit welch vermeintlich unsportlichen Hosen frau die Pisten und gedrehten Saltos bravourös hinter sich bringt.
Die Rückkehr vom Schnee ans Schwarze Meer wie jedes Ende von Sonntagsausflügen: voll, laut, satt.
Birgit Dankert, Sochi
Birgit Dankert hat den BücherFrauen zwischen 2010 und 2012 als Beirätin und darüberhinaus wichtige Impulse gegeben. Aus sportlichem und kulturpolitischem Interesse will sie die Situation der umstrittenen Spiele vor Ort mit eigenen Augen sehen und bewerten und wählt dafür erstmals die Publikation in einem Blog. Auch für die BücherFrauen ist es eine Premiere: Birgit Dankerts Reiseeindrücke eröffnen mit einem international brisantem Blick über den Tellerrand als Preview den BücherFrauen-Blog, der dann ganz offiziell am Samstag, den 8. März (Int. Frauentag) seinen Betrieb aufnimmt.