Electric Bookfair – was ist das eigentlich? Die Electric Bookfair, die vom 25. bis 26. Juni in Berlin-Neukölln stattfand, ist ein Barcamp – aber auch wieder nicht, denn es gibt gesetzte Sessions. Auf der Electric Bookfair geht es um Bücher, aber auch wieder nicht, denn es geht um Dateien, Daten und die Zukunft des Lesens an sich. Zudem ist die Electric Bookfair auch ein Festival mit Lesungen.
So ist die Electric Bookfair ein Veranstaltungsformat, das sich immer wieder neu erfinden wird und muss. Für mich war es ein Format, dem ich Fragen zu verdanken habe. Gute Fragen.
E-Books verschenken – wie kann man daraus ein haptisches, persönliches Erlebnis machen? Wie hält man eine Backlist von 1500 E-Bo
oks auf dem technisch aktuellen Stand? Wie sieht der Lebenszyklus eines E-Books aus, welche Themen sind überhaupt für E-Books geeignet und welche Rolle spielen dabei Rezensionen und Preisaktionen? Welche Daten über E-Book-Käuferinnen können gesammelt werden und was kann man daraus eigentlich ablesen? Lohnt sich dieser Aufwand überhaupt? Ist jede E-Book-Käuferin auch automatisch eine Leserin? Kann man einen E-Book-Verlag mit Wunderlist organisieren? Ab wann ist ein Selfpublisher ein Klein-Verlag? Was gehört alles zu dem Themenbereich Data Driven Publishing? Lässt sich die Entwicklung des Hörbuch-Markts im Zeitalter der Downloads mit der des E-Book-Markts vergleichen? Bieten E-Books leseschwachen Kindern Vorteile oder haben in diesem Fall Apps die besseren Karten?
Nicht alle dieser Fragen wurden in den Sessions und Gesprächsrunden erörtert. Viele hochinteressante Diskussionen fanden zwischendurch auf dem Gang oder auf der Dachterasse statt. Eigentlich konnte man nirgendswo hingehen, ohne gleich in ein Gespräch verwickelt zu werden. Offen, neugierig, konstruktiv und sehr freundlich – das war die Grundhaltung der Teilnehmerinnen der Electric Book Fair. Von der Frage „Was machst Du?“ kamen wir alle sehr schnell zur Folgefrage „Und wie machst Du das?“.
Veranstaltungsort Digitalien
Für mich selbst begann die Reise nach Berlin mit der Teilnahme an der Blogparade “Mein erstes E-Book – #1stebook”. Auch das gehört zum Veranstaltungsformat: Als Teilnehmerin muss man nicht zwingend vor Ort sein. Über Twitter wurden Menschen eingebunden, die nicht in Berlin sein konnten. Auf diesem Weg wurden Fragen an die Referentinnen gestellt und Zusatz-Infos weitergereicht – der Hashtag #ebf16 macht es möglich. Die Lesenacht wurde mitgeschnitten und kann bei Voice Republic angehört werden. Wer mehr über die Hintergründe und die Arbeit der beiden Kuratorinnen Andrea Nienhaus und Nikola Richter erfahren möchte, dem empfehle ich den Videobeitrag von Digitur, der von zwei Studentinnen des Master-Studiengangs Literatur und Medienpraxis der Universität Duisburg-Essen erstellt wurde.
Auffällig fand ich, dass das Thema Lesegeräte auf der Veranstaltung kaum präsent war. Während meine alten Augen den Komfort des E-Readers nicht missen mögen, scheint alle Welt auf dem Tablet oder Smartphone zu lesen. Ob das die Zukunft des E-Books ist?
Diese Frage wurde in der letzten Session diskutiert, die ich besucht habe. Der Verlauf dieser Diskussion war für mich die größte Überraschung. Technik spielte keine Rolle, denn Technik ist nur ein Problemlöser. Was kommt also nach dem E-Book? Die Antwort ist ganz einfach: die nächste gute Geschichte, denn Inhalte sind entscheidend.