600 Portale bieten zwei Milliarden illegal kopierte Kulturwerke an: Filme, Musik, eBooks. In Deutschland bedient man sich besonders gern am illegalen Gratisangebot. Aber wer sind diese „Geiz ist geil, gratis ist besser“-ePiraten eigentlich? Es sind Spießer, Fans, Arschgeigen, Idealisten – und ganz normale, nette Leute.
Ich bin seit 1991 freie Schriftstellerin, habe 25 Bücher veröffentlicht und werde seit 16 Jahren beklaut. Am Anfang waren es illegale eBookkopien im halben Dutzend, heute liegen die Rates bei einem Bestseller wie dem Lavendelzimmer im fünfstelligen Bereich. Pro Monat. Aber wer sind nur all diese Leute, die mich und abertausende KollegInnen so achselzuckend beklauen?
Wenn ich bei dem praktischen Downloadlink-Finder Google den Titel meiner Bücher + eBook eingebe, werde ich zuverlässig auf der ersten Page zu vier bis zehn Seiten geführt, wo ein Link, eine Datei oder ein Hinweis bereit steht, der zu einer illegalen Kopie führt. Danke, Google, so landen inzwischen 74 Prozent aller Erstpiraten ungewollt aber geschmeidig in der Klauzone.
Schwachwerden können wir alle
Und steht der Mensch erst mal vor der Wahl: „Völlig umsonst! Gut, zwar irgendwie verboten, aber: hey! total sicher!“ – oder lieber: „ehrlich, aber gegen Geld, und noch ach so wahnsinnig kompliziert mit zwei Klicks statt nur einem“ – nun, da kann der Mensch schon mal schwach werden. Schwachwerden können wir alle, die Netten, die Spießer, die Jugendlichen, die Alten, die Klugen, die Gleichgültigen, ja, sogar die Kreativen selbst landen mitunter auf Seiten, auf denen es sich nicht sofort erschließt, dass zum illegalen Konsum verführt wird.
ePiraten sind auch nur Menschen, die mit allerlei Rechtfertigungsstrategien und Halbwissen ihre Sünden verteidigen, wie ich in Foren, Facebookgruppen, Politikdebatten und Küchentischgesprächen miterleben durfte; das reicht von „So schlimm kann das doch gar nicht sein, es gibt tausend schlimmere Dinge“ über „Ich zahle ja sonst immer, da darf ich mir doch einmal was schenken“, geht weiter über „Das Tablet/der Reader/das Notebook war aber schon so teuer“ und „eBooks kosten doch fast nix in der Herstellung!“ bis hin zu „Verlage sind selbst schuld, AutorInnen auch, hätten sie halt einen anderen Beruf wählen sollen, außerdem sollen die froh sein, dass sie gelesen werden, für den Mainstream-Dreck will doch keiner freiwillig bezahlen, außerdem saugen doch alle, der wirkliche Schaden ist eh nicht zählbar, und außerdem hab’ ich ein Recht auf Information, so!“
Mit denselben Nonsens-Argumenten von eigentlich ganz netten Leuten, die im Edeka nicht mal eine Kirsche klauen, haben sich übrigens schon bestohlene MusikerInnen konfrontiert gesehen. Das fasste der Wissenschaftsjournalist Sebastian Haupt in seiner Diplomarbeit gekonnt zusammen, wie störende Wahrheiten von Digitaldieben ausgeblendet werden.
Sechs Prozent aller eBookleserInnen laden immer illegal, 26 Prozent sagen zu der Frage, woher sie ihre eBooks beziehen: „Das ist mein Geheimnis“.
Polemisch gesagt: Ein Drittel aller eBookleserInnen beziehen ihren Stoff aus sehr wahrscheinlich illegalen Quellen. Und das nicht aus Versehen. Trafficbeobachtungen, google-Links, Eigenauskünfte diverser selbstverliebter Piraterieportale, die Statistiken von illegalen-Datei-Aufspürern, sowie verlässliche Studien der GVU, des Börsenvereins und Verlustbilanzen der Verlage bestätigen das trübe Bild: Es wird in Deutschland immens viel geklaut, übertroffen wird dies nur noch in Russland – und in Ländern wie Afghanistan oder Indien, in denen die Armut und Bildungsferne so hoch sind, dass ePiraterie fast schon Notwehr gleicht. Aber warum klauen die im Vergleich dazu sehr satten Deutschen?
Die Rate von legalem Kauf zu illegalem Download liegt bei 1:10, d.h. auf ein gekauftes Buch kommen zehn illegale gratis-Kopien. Als tatsächlich entgangenen Kauf rechnet die Kulturbranche hierzulande kannibalistisch niedrig, mit ebenfalls einem von zehn illegalen Downloads (in Amerika wird der Verlust zwischen zwei zu zehn bei eBooks und acht zu zehn bei Musik kalkuliert). Will heißen: einer der ePiraten hätte gerne bezahlt, wenn er nicht auf einem Portal gelandet wäre, das in Optik und Handhabe dazu einlud, doch mal kurz schwach zu werden – und neun Downloader handeln (angeblich) nicht aus inhaltlichem Interesse, sondern um zu sammeln, zu verschenken, mal reinzulesen, sich voll als die Robin Hoods an der Tastatur zu fühlen, oder weil der Roman in einem Package integriert war („Hundert scharfe Klassiker“, „100 beste Krimis“). Sie hätten freiwilllig niemals die Vermessung der Welt gekauft (sagen sie). Aber auch diese (zu) niedrige Verlustkalkulation entspräche im Minimalfall 2,4 Millionen Titeln, im schlimmsten Fall 20 Millionen eBooks, die pro Jahr nur deshalb nicht gekauft werden, eben weil sie illegal gratis zu haben sind. Daraus kann auch die schönste Rechtfertigung keinen Bagatellfall mehr drehen.
Sammler, Fans, Spießer, Arschgeigen: wer klaut eBooks?
Wer sind diese Leute, die sich auf unterschiedlichsten Kanälen brandneue, frische eBooks leechen, „ziehen“, am liebsten Bestseller, Erotik, Krimis (Sie wissen schon, wegen des Rechts auf Information, nicht wahr) und Fachzeitschriften? Sind das alles Stradivaris unter der A****geigen? Eher nein. Es sind oft nette Leute. Und das macht den Massendiebstahl umso perfider.
Doch fangen wir mit den Stradivaris an:
1) Die ÜberzeugungstäterInnen. Sie stehlen Bücher, in die andere Arbeit, Zeit und Geld investiert haben und „befreien“ sie aus dem pösen, pösen Kapitalismuskreislauf, um sie gratis oder als 30-Titel-Package gegen Bearbeitungsgebühr an potentielle Ungernzahler anzubieten. Mit diesem „Geschäftsmodell“ wollen sie zum Beispiel die gesamte „Verlagslandschaft niederbrennen“ – wie ich vermute, aus quasi-religiösen Gründen. These: Das Netz ist frei und alles muss (kosten)frei zu haben sein. Andere FreizeitdealerInnen sehen sich als freischaffende Servicekraft, deren Dienstleistung darin besteht, gecrackte eBooks anzubieten, gerne auch auf Nachfrage. Die Aussicht, diese ÜberzeugungstäterInnen und ihre „Kunden” von der wirtschaftlichen wie kreativen Notwendigkeit eines gezahlten Verkaufspreises für AutorInnen und die gesamte Literatur zu überzeugen, tendiert gen Null. Sie interessiert nicht, was andere Menschen für fair halten: Das Netz ist alles, und alles ist für das Netz.
2) Die Fans. Eine Kollegin, im Erotic-Fantasy-Genre tätig, berichtete von einer erstaunlichen Klaurate von 50 Prozent auf den Gesamtabsatz ihrer eBooks gerechnet; in diversen Fans-Foren kursierten wenige Stunden nach Erst-Veröffentlichung bereits Download- oder Streaming-Links. Das Groteske: Sie wird heiß verehrt von diesen enthusiastischen Fans, die ihr sehr viel Bewunderung, Liebe und Interesse entgegen bringen. Das häufigste Argument: „Ich will das doch soooo gern lesen, aber ich hab leider kein Geld …“. Hier wird Liebe als angemessene Währung betrachtet. Heilungschancen: Frühestens, wenn die Autorin sich das Schreiben nicht mehr leisten kann und die Fans ohne ihren Stoff auskommen müssen. Auch das Lavendelzimmer besitzt „Fans“, die sich wahnsinnig freuten, als sie eine Woche nach Erscheinen des Romans bereits eine Gratiskopie ziehen durften und sich dafür artig beim „Service“ des Uploaders bedankten.
3) Unbekümmerte Teenager und Erwachsene: die netten Leute. Es herrscht gedankenlose Unbekümmertheit unter den Ü25-Leechern; manchmal setzt die sich bis Mitte 50 fort, nur heißt das dann: „Hedonismus“. Die unbekümmerten Teenager laden, „weil es alle machen, weil es geht, und was geht, kann doch nicht verboten sein, und weil doch das, was im Internet ist, sicher umsonst ist, sonst wäre es da ja nicht drin“. Das Bewusstsein für wirtschaftliche Zusammenhänge einzelner Kleinstdelikte und Fairness gegenüber der Solidargemeinschaft Menschheit ist noch nicht aus eigenen Lebenserfahrungen hin ausgereift: „Die anderen“, die die Teens beklauen, sind zu weit weg von ihrer Lebensrealität; es ist eine gewisse – ich will fast sagen: für unsere Zivilisation normale und oft weit über Adoleszenz hinaus reichende – Empathielosigkeit. Mitunter gibt sich das erst, wenn einer oder eine der Teens zum hauptberuflichen Künstler oder Künstlerin werden will oder erfährt, wie prekär AutorInnen und Büchermenschen generell leben für ihre Leidenschaft.
Oft aber verfestigt sich diese jugendliche Gedankenlosigkeit; aus den jungen, netten Unbekümmerten werden die älteren, netten Unbekümmerten, die ernsthaft glauben, dass ein Song mehr oder weniger, eine gestreamte Serie mehr oder weniger, eine Bestseller-Datei („Komm, die hat’s doch!“), kaum was ausmachen kann. So sehen das dann mehrere Millionen andere nette Leute, so verwandelt sich die bequeme, nicht mal bösartige Gedankenlosigkeit der Einzelnen in ihrer Masse in etwas zutiefst Grausames und Destruktives.
4) Die Jäger und Sammler. Diese Spezies liebt es, sich die Festplatte mit Terrabytes vollzuknallen (die Leecher) oder ihre Tage damit zu verbringen, nicht-digitalisierte Romane (wie Kings Joyland etwa) oder Zeitschriften einzuscannen und sich das nächste Fleißkärtchen als Uploader zu verdienen. Das wenigste wird gelesen, rezensiert oder gar weiter empfohlen, so, wie es die Verteidiger der Gratismentalität behaupten („Ist doch Werbung!“). Es geht um das Besitzen, um die Befriedigung, keinen Cent bezahlt zu haben, und bei einigen Altmodischen wohl um die Ehre aus den frühen, den guten www-Tagen: Wenn du dem Netz nimmst, musst du ihm auch geben. Leider nehmen und verteilen die Jäger und Sammler nur noch, was andere produziert haben. Nie war es leichter, seine kleinkriminellen Gelüste auszuleben – dank der mangelnden internationalen Rechtsdurchsetzung kann sich jeder nicht ganz ungeschickte Up- und Downloader jeglicher Verantwortung entziehen und als „Rebell“ fühlen. Mal unter uns: Da ist es rebellischer, bei Rot über die Ampel zu gehen.
5) Die sparsamen Spießer. Eine faszinierende und wie die Unbekümmerten weit verbreitete Kategorie, die es grundsätzlich inakzeptabel findet, für kreative Leistungen mehr als für einen Parkschein auszugeben. Sie nörgeln aber auch gern an Pizzapreisen, Hotelbuffets oder Steuern rum und betreiben extrem-Sparen als Freizeitsport. Dazu gehört, sich neben der Urlaubslektüre fürs all-inclusive-Resort, für den Alltag gewisse Zeitschriften „gratis zu besorgen“. Ich will hier aus einem Abuse-Search/Gutenberg 3.4 Report zitieren, der auf Piraterieportalen zauberhafte Dialoge dokumentiert, und damit einen tiefen Einblick in die Seele der Leecher (engl: Sauger, Blutegel, Parasit) ermöglicht – die zwar andere mit selbstgerechtem Stolz beklauen, aber dann bloß nichts falsch machen wollen beim Erwerb von Muttis Herd, Waschmaschine oder Bausparvertrag…
„…als Downloader rechtfertigen sie ihr Tun gerne mit Armut. Aus (Stiftung) Warentest-Perspektive ist das mehr als obszön: Die mit Abstand beliebtesten Downloads sind hier Themenhefte zu Kameras und Fernsehern. Beim Ausgeben von drei- und vierstelligen Beträgen für High-tech-Hardware will sich der User nicht vertun, natürlich schaut man vor dem Kauf erstmal in den Test, aber den kann man ja umsonst kriegen (wenn man kann). Die paar Euro für wissenschaftliche Test- und journalistische Kreativ-Leistungen, die spart sich der deutsche Piraten-Spießer natürlich!“
Natürlich. Weil Geiz ja so geil ist, und gratis noch viel geiler.
An dieser Stelle übrigens endlich mal ein herzliches Dankeschön !!!!! an alle LeserInnen, die Bücher bezahlen, sie rezensieren, mit uns unter Klarnamen mailen und direkt ansprechen, uns auf Lesungen besuchen und Gesicht, Gefühl und Klugheit zeigen. Für die acht Euro für ein wunderbares Taschenbuch nicht zu viel sind, um verzaubert, unterhalten, berührt, informiert oder entspannt zu werden. Danke, Ihr Weltenretter und Weltenretterinnen.
26. April 2014 um 13:20
Kostenlose ebooks habe ich auch schon runtergeladen, nämlich solche, die Urheberrechtsfrei sind, also 75Jahre und älter sind. Bei den neuen ebooks bemerke ich bei mir, dass ich es nach dem Lesen auf dem Reader eigentlich gern auch “in echt” hätte, nämlich zum Verschenken oder Verleihen, und so kann es vorkommen, dass ich es nochmal im Laden kaufe – wenn es wirklich gut ist und mich überzeugt hat. Deshalb finde ich, könnte der Preis für ebooks etwas günstiger sein im Verhältnis zum gedruckten Buch, denn man darf den Werbeeffekt nicht vergessen. So glaube ich, wenn die ebooks nicht nur 2-3 Euro billiger wären, sondern mindestens 5, dann würden sie auch mehr gekauft werden…?
26. April 2014 um 13:24
Danke Nina!
Du sprichst mir so aus dem Herzen!
Immer mehr umsonst, Arbeit anderer als minderwertig betrachten und auf Leute mit “einfachen” oder kreativen Berufen herabschauen – so sieht es im Moment aus!
Ich kaufe meine Bücher, egal in welcher Form, immer. Am liebsten in der kleinen Buchhandlung um die Ecke, nicht nur wegen des netten, persönlichen Umgangs, sondern weil diese nicht Aussterben dürfen (Wenn sie nicht auf ihre Kunden herabschauen oder Autoren mit Mißachtung bestrafen, weil sie nur “Mainstream” lesen/schreiben).
Liebe Grüße, Sile
26. April 2014 um 14:50
Ich gebe es zu, ich bin ein Leecher. Manchmal mit schlechtem Gewissen, manchmal nicht. Ich gestehe gern zu, Frau George, daß Ihnen die ganze Richtung nicht paßt. Als Autor ginge es mir genauso, ich verstehe Ihren Standpunkt. Aber ich bitte Sie auch, den Standpunkt des Lesers von eBooks zu verstehen. Ich kann nur von mir reden, Statistiken sind mir suspekt. Die Ausgangslage ist: ich habe mehrere Tausend gedruckte Bücher, die ein ganzes Zimmer der Wohnung okkupieren und allmählich auch auf andere Räume übergreifen. Ich schätze das und möchte es nicht missen. Aber wenn Sie schon mal einen Umzug mit 3000+ Büchern hinter sich haben, dann kennen Sie das Problem. Es ist ein Luxusproblem, aber ein Problem. Die Lösung für mich waren die eBooks, vor allem für Titel, die ich nur einmal lese. Selbstverständlich ging ich davon aus, daß ich für die Bücher bezahle und tue das auch heute noch. Woher also das Leechen? Zuerst bedeutet der Kauf eines eBooks keinen Kauf, sondern eine bezahlte Ausleihe. Ich kann das eBook nur unter Nutzungsbeschränkungen lesen, bin auf bestimmte Lesegeräte beschränkt und kann, legal, das eBook weder verleihen, noch verschenken, noch vererben, der Digitalen Rechteminderung sei Dank. Also nur eine einstweilen unbefristete Leihe. Ich habe dagegen nichts, so sind die Konditionen, ich komme damit zurecht. Jetzt kommt das “Aber!” Ich erwarte für diese Leihe eine deutlich geringere Gebühr, als ich für einen Kauf ausgeben würde. Und da stimmen derzeit die Konditionen meines Erachtens nicht. Ich habe derzeit auf dem Wunschzettel ein Buch, das 50 Euro gedruckt und 40 Euro als eBook kostet. Der Verlag betrachtet das sicher als großzügig. Ich betrachte es als Frechheit. Konsequenz? Ich lese das Buch nicht. Einnahmen für den Verlag: Null Euro. Ich leeche das Buch. Einnahmen für den Verlag: Null Euro. Besserer Preis? Einnahmen für den Verlag: 15 Euro. Sie sehen die Logik? Ein weiterer Punkt ist die sträfliche Vernachlässigung der Backlist durch die Verlage. Ich würde gern manches ältere Buch lesen, aber es gibt sie nicht als eBook. Legal nicht. Illegal schon. Denn es gibt einige fleißige Heinzelmännchen, die die Bücher scannen und korrekturlesen. Ich habe ein schlechtes Gewissen dabei, habe aber keine andere Lösung dafür und Not hilft beten.
P.S.: Habe bei meiner üblichen Quelle nach “Lavendelzimmer” gesucht. Ist selbstverständlich da. Und ich habe es natürlich nicht heruntergeladen. Denn es gibt ein legales Angebot mit einem fairen Ausleihepreis.
P.P.S.: Ich hätte gern unter meinem richtigen Namen geschrieben, habe aber Angst vor juristischen Rachefeldzügen der Verlage. (siehe Droemer vs. Voland & Quist dieser Tage)
26. April 2014 um 19:21
moin moin,
ich muss da quasimodo leider recht geben. egal ob es um bücher, filme, musik oder anderen content geht. die preise für’s kaufen von digitalem content sind völlig unrealistisch.
kaufe ich ein buch, kann ich es nachdem lesen ins regal stellen, verschenken, verleihen oder verkaufen. kaufe ich ein ebook kann ich das alles nicht. wenn ich ehrlich bin kann ich es nur einmal lesen, denn wer weiß, ob es das passende gerät, den passenden shop oder was auch immer überhaupt noch gibt, wenn ich das buch das zweite mal lesen will.
wie quasimodo also richtig sagt, zahle ich faktisch also nicht für’s kaufen, sondern für’s leihen und dann zahl ich da nur n paar euros weniger. das ist einfach unrealistisch. sorry.
besonders schön sieht man das imho an reiseführern, die ich gerne nach der reise gleich wieder verkaufe. ich bekomm meist so 60% des neupreises, zahle also effektiv 40% des neupreises. kaufe ich den reiseführer als ebook, zahle ich effektiv 90%. sorry, da stimmt irgendwas nicht!
und ich hab mich hier noch nichtmal darüber ausgelassen, was die verlage an herstellung, vertrieb, transport, lager etc pp sparen, wenn sie ebooks statt büchern verkaufen, wovon sie faktisch nichts an den kunden weiter geben!
26. April 2014 um 19:29
noch viel krasser ist es übrigens bei filmen und serien! die preise für’s digitale leihen (fälschlicherweise kaufen genannt) haben nichts mit den preisen in der analogen welt zu tun. kaufe ich zb bei apple einen film, kostet das einen zweistelligen euro betrag, selbst das leihen kostet noch fünf euro. sorry, aber in der videothek um die ecke kostet das nur einen euro, dafür bekomm ich aber meist deutsche und englische tonspuren, inklusive entsprechender untertitelspuren. bei digitalem content bekomme ich fast immer nur eine deutache tonspur. langsam nimmt das zu, das man statt der deutschen eine englische tonspur bekommen kann und noch viel langsamer gibt es bei einigen anbietern sogar untertitelspuren.
kurzum: die contentindustrie sollte doch mal darüber nachdenken, ob die preise für ihre digitalen produkte im vergleich zu den analogen in irgendeinerweise angemessen sind.
26. April 2014 um 23:18
Wenn man davon ausgeht, dass Bücher (eBooks) geistige Nahrung sind, könnte man deren Konsum wohl eher mit echter Nahrung vergleichen. Eine Wurst kann ich auch nicht zurückgeben, wenn ich sie einmal gegessen habe. Auch wenn ich die Packung bereits aufgerissen habe, kann ich sie höchstens noch zurückgeben, wenn sie nachweislich schon vorher verdorben war. Aber nicht, wenn mir der Geschmack nicht zusagt, weil ich ja vorher nachlesen kann, welche Inhaltsstoffe drin sind. Schon gar nicht käme man auf die Idee, die Wurst verleihen oder kopieren zu wollen. Auch klauen würde man die Wurst nicht, nur weil sie einem zu teuer erscheint, man sie aber trotzdem essen möchte.
Warum beschwert sich da denn niemand, von den Schlauen hier, die genauso krude weiter argumentieren, wie Nina es beschrieben hat? Ganz einfach – weil das mit einer Wurst eben nicht funktioniert. Und damit hat Nina recht – es wird gemacht, weil es eben technisch möglich ist. Dadurch wird es aber keinen Deut moralischer, als ob man eine Wurst (oder teureres) klauen würde.
27. April 2014 um 07:59
Ich kaufe weiterhin meine eBooks, denn alles andere kann ich moralisch nicht rechtfertigen. Ich werde mich nicht am geistigen Eigentum anderer bereichern. Das ist dasselbe, als wenn ich meinem Nachbarn die Äpfel aus seinem Garten stehle.
Wenn mir ein ebook zu teuer ist, dann greife ich eben zu einem günstigeren, von denen es auch genügend gibt. Es zwingt mich ja keiner, das teure zu kaufen.
27. April 2014 um 10:43
Lieber Quasimodo, lieber Alex,
Ich sehe eueren Punkt und es gibt sicher Fälle, bei denen ich zustimmen würde, dass ein Ebook zu teuer ist. DAS berechtigt nicht zum Diebstahl. Es gibt viele Dinge im Leben, die zu teuer sind oder erscheinen – die darf ich auch nicht stehlen.
Was wichtig ist zu verstehen: Ihr trefft nicht nur den Verlag, sondern auch den Autor. Der hat sich manchmal über Jahre mit einem Thema auseinandergesetzt und es bearbeitet. Bei deinem Beispiel von dem 50-Euro-Buch kann ich dir – ohne den Titel des Buches zu kennen – fast schon blind sagen, dass es sich um ein Buch handelt, das auf dem Markt kaum Chancen hat, viel Umsatz zu machen. Der Verlag bringt es, weil er glaubt, dass es trotzdem wichtig ist.
Der Rest ist Mathematik: Wie viele verkaufte Bücher erwarte ich? (Wenig) Wie teuer ist die Herstellung inklusive der anteiligen Gehaltskosten und Rabatte, die ich dem Buchhandel gewähre (sehr teuer). Bedeutet: Ich verkaufe wahrscheinlich wenig, habe aber hohe Kosten … das Buch wird teuer, damit es überhaupt erscheinen kann.
Setze ich die Kosten wie in deinem Beispiel von 40 auf 15 herab, wird von dem gedruckten Buch wohl gar nichts mehr verkauft. Das heißt: ich sitze auf meinen Kosten. Und es ist noch immer so, dass die viele lieber ein Buch lesen als ein Ebook.
Also: Wenn ihr das nächste Mal ein Buch aus dem Netz zockt – und Nina George hat bereits in ihrem Text erläutert – das ihr eben nicht die einzigen seid, dann ist das so, als ob ihr dem AutorIn direkt in die Geldbörse greift. Stellt euch einfach vor, jemand würde das bei euch machen? Würde euch nicht gefallen, oder?
Im Übrigen verhält es sich auf dem Buchmarkt genauso wie mit allen Raubkopien: Wenn die Verlage pleite gehen, dann wird es automatisch an Plattformen für schöne Bücher fehlen. Die 50-Euro-Kunstbücher werden als Erstes aussterben. Dann alles, was nicht Genre ist und sich gut verkauft. Und zum Schluss wirst du nur noch Chick-Lit, Dick-Lit, Thriller, Historisch oder Vampire, Orks und Engel haben. Und dich möglicherweise nach den Zeiten zurücksehen, wo es noch etwas anderes gab.
Also möchte ich für ein faires Miteinander werben, denn die Dinge sind leider kompliziert. Autoren, Buchhändler, Verleger, Drucker, Vertreter sind ein ganzer Wirtschaftszweig, Menschen, die Familien haben und jeden Tag an den Dingen arbeiten, die sie für wichtig halten. Es ist nur fair, sie dafür auch zu bezahlen.
LG
Andreas
27. April 2014 um 15:21
moin moin andreas,
leider liegem dieser denkweise zwei grundsätzliche fehler zugrunde:
1.) kunden haben nicht unbegrenzt viel geld zur verfügung. ich hab nicht plötzlich mehr geld für content zur verfügung, nur weil ich nicht auch content aus illegalen quellen beziehe. insofern schade ich einen autor nicht, wenn ich zB nur jedes zweite buch von ihm kaufe und die anderen aus dem netz beziehe. ich könnte mir eh nicht alle bücher leisten die ich lese. und ob die, die ich nicht kaufe nun aus der bücherei oder aus dem netz kommen oder ob ich sie mir von freunden oder bekannten leihe, in jedem fall verdient der autor nicht daran.
2.) gerade mein beispiel mit dem reiseführer zeigt das doch sehr gut, das man die rechnung so nicht aufmachen kann. wenn ich ein gedruckten kaufe und nach der reise weiterverkaufe, verdient der autor daran genau einmal, aber mindestens zwei leute partizipieren daran. würde die content-industrie realistische preise für digitalen content nehmen, würden ich und der fiktive käufer meines reiseführers beide das buch digital kaufen und der autor würde zweimal verdienen.
ich glaube wir gehen mit unterschiedlichen grundannahmen an das thema ran: ich gehe davon aus, das jeder mensch so ist wie ich und lieber seinen content aus legalen quellen bezieht, aber bitte zu fairen bedingungen. ausserdem gehe ich davon aus, das mir nur ein gewisser betrag pro monat für content zur verfügung steht. ich möchte den gerne fair verteilen und nicht nach dem bisherigen prinzip, das einige 100% und andere 0% bekommen.
ciao
alex
27. April 2014 um 11:35
@Quasimodo.
Da sind je mehrere interessante Dinge in dem Posting.
Nicht das Bereitstellen einer Datei eines EBooks verursacht Kosten sondern die Erstellung des Inhalts. Das scheinen Sie zu übersehen und daher folgern Sie auch, dass die Verlage Ihnen gefälligst das EBook günstiger verkaufen müssen.
Das kann man tatsächlich fordern, nur legitimiert Sie das nicht, sich das Buch dann anderweitig zu besorgen.
Sie basteln sich da eine bekannte piratische Sicht der Dinge und beruhigen das eigene schlechte Gewissen. “Der Verlag ist doch selber schuld”.
Glauben Sie mir, der Markt regelt solche Dinge eigentlich fast immer selbst und gut.
Steigen Sie nach 22:00 in Ihren Supermarkt ein, weil der Besitzer nicht auf Ihren Wunsch eingeht und bis 24:00 geöffnet hat? Nehmen Sie die Sachen dann so mit, um dem Besitzer mal zu demonstrieren, dass er gefälligst auf Ihre Bedürfnisse einzugehen hat?
Es wäre die gleiche Denkweise, auch wenn Sie im Supermarkt haptisch klauen. Um Ihnen in Bezug auf digitalen Klau gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Ich wäre beim Umstieg von LP auf CD jedenfalls nie auf die Idee gekommen, dass ich bereits das Recht erworben habe, mir jede LP nun auch als CD im Laden zu klauen.
Über DRM kann man streiten. Nur eines kann ich Ihnen sagen, im Musikbereich hat weder der Verzicht auf DRM noch die Bereitstellung von kostenlosen Angeboten (Spotify können Sie bei moderaten Streamingkonsum kostenlos nutzen, müssen nur etwas Werbung ertragen) dazu geführt, dass Tauschzahlen von Musik im Filesharing zurückgegangen sind. Auch da greift die piratische Argumentation nicht, dass es einfach nur zu teuer ist.
Und eines übersehen Sie komplett. Die umregulierte Distribution von digitalen Inhalten gibt es, weil es ein Geschäft ist. Pirate Bay ist ein Unternehmen (eine Limited mit Sitz auf den Seychellen) und es macht über seine Seiten zwischen 4-6 Millionen EURO Umsatz im Jahr.
Umsatz von denen die Berechtigten der getauschten Werke nicht einen Cent sehen, der den Herren aus Schweden aber die Bankkonten füllen.
Sie können das so anbieten, weil sie nichts für die Bereitstellung der Werke bezahlen müssen.
Im Netz wird immer bezahlt, die Währung wechselt nur.
Sie als Leecher zahlen auch, vielleicht merken Sie es nur nicht.
27. April 2014 um 13:30
Lieber Quasimodo und Folgende,
nachvollziehbar ist Vieles. Aber nun mal nicht zu Ende gedacht. Hier sind viele Bilder genannt worden, die das Problem anschaulich machen sollen. Nur weil ein Apfel keine Birne und schon gar kein Buch ist, mag er dennoch Erkenntnisse vermitteln. Es gibt ihn, und es gibt die Hungrigen oder auch nur Lustigen. Geschaffen hat ihn nicht etwa der liebe Gott, und selbst der hat für die Schöpfung ein paar Tage gebraucht, sondern ein Mensch, der darauf viel Zeit und Mühe verwendet hat. Bei der Fertigstellung und Verbreitung haben ihm Einige beigestanden, die Frucht poliert, verpackt, gelagert, weitergereicht und letzten Endes wird sie euch im Extremfall wie die sprichwörtliche saure Traube scheinbar unerreichbar hoch angeboten oder als massenhaft verbreitetes kostenloses Diebesgut vor die Füße geschmissen. Das eine ist ärgerlich, das andere kriminell. Das Allermeiste wird aber zu Preisen gehandelt, von denen die wenigsten Autoren leben können, aber kein Leser hungern muss. Bilder mögen diesen Sachverhalt veranschaulichen, was zählt, sind Zahlen. Nina Georges, Andreas Izqiuerdos und Volker Riecks Ausführungen ist nichts hinzuzufügen, ich kann es nur wiederholen: Man mag den Markt doof finden. Klauen ist keine Alternative.
27. April 2014 um 12:00
Nachdem da aus unserer letzten Gutenberg-3.0-Studie zitiert wurde, erlaube ich mir den Hinweis, dass soeben die Folge 3.5 erschienen ist. Gibt’s zum kostenlosen Download hier:
http://abuse-search.com/
27. April 2014 um 12:59
http://ebookspender.blogspot.com/2014/04/die-bucherfrau-zu-den-epiraten.html
Ich habe mir mal erlaubt, etwas ausführlicher zu kommentieren.
27. April 2014 um 13:19
Ein sehr interessanter Beitrag. E-Book-Pirat Spiegelbest hat auf diesen Artikel schon geantwortet: http://ebookspender.blogspot.de/2014/04/die-bucherfrau-zu-den-epiraten.html
Sehr spannend ist in diesem Zusammenhang auch der neue Gutenberg 3.5 – Ebook-Piracy Report, der vor wenigen Tagen erschienen ist:
http://abuse-search.com/Gutenberg%2035h.pdf
Gruß!
Lars Sobiraj
27. April 2014 um 13:30
Bin Ich nun ein Fan, ein Spießer oder doch ein netter Mensch ?
egal auf jeden Fall bin ich ein Buchpirat und werde auch einer bleiben so lange es nicht möglich ist Ebooks zu kaufen die man auch weitergeben und auf jedem gerät lesen kann (Ich meine keine indo ebooks )
Ihr wundert euch (oder auch nicht) warum so viele illegal herunter geladen werden
dann fragt euch oder euren verlag einmal was ihr mit euren Lesern die Ebook kaufen macht ihr bevormundet sie in dem ihr ihnen vorschreibt das sie nur auf einem gerät lesen können (ohne das Ebook zu konvertieren ) und dafür sollen sie auch noch Geld ausgeben ?
das sehe ich nicht so wenn ich etwas kaufe will ich damit machen können was ich will und nicht nur das was ihr mir erlaubt ich habe es bezahlt und es wurde somit mein Eigentum oder würde einer von euch sich ein Auto kaufen wenn er damit nur innerhalb seiner Stadt fahren dürfte und das auch nur alleine ?
in diesem sinne werde ich ein Buchpirat bleiben solange an diesem verhalten eurer seits / eurer Verlage etwas ändern
27. April 2014 um 13:46
Die Spiegelbest – Antwort ist mal wieder ein klarer Fall von Selbstüberschätzung. Existenzbedrohung … Vielleicht sollte da mal jemand über seine eigene (sicher sehr kümmerliche) Existenz nachdenken. Ich behaupte, dass 95% der Raubkopien – Downloader ohnehin nicht zu unseren Büchern greifen würden, auch wenn es Raubkopien nicht gäbe.
Gott sei Dank gibt es noch Menschen mit normalen Werten und Normen. Früher oder später werden Verlage, Handel und Politik angemessen reagieren. Und bis dahin, liebe Nina und Kollegen, sollten uns diese Idioten den Buckel hinunterrutschen. Wer will schon Leute, die sich bewusst am geistigen Eigentum anderer bereichern, oder die uns bewusst um unser mühselig verdientes Geld bringen, zu seiner Leserschaft zählen?
27. April 2014 um 14:33
Sorry, hab ich wieder gekürzt, wei ich es so oft sage. Existenzbedrohend ist die Buchpiraterie nur bei rein digitalen Autoren und und für die Zeit nach den Papierbüchern. Wer sich nur irgend in umsatzstarken Buchhandlungen aufhält, sieht ja, dass dort immer weniger Papierbücher angeboten werden. Ich denke mal, dass die Autoren, die Papierbücher und Ebooks parallel verkaufen, wissen, dass sie mit dem Wegfall der ersteren ein klitzekleines Existenzproblem bekommen.
27. April 2014 um 16:48
Schwachsinn. Und eine Zeit nach den Printbüchern wird es auch nicht geben. Wo hat man dich denn entlassen? Aus Utopia …? Für wen hältst du dich? Jeff Bezos? Lach … Dir ist klar, dass man Größenwahn behandeln kann? Sind nur paar Pillchen. Und wenn du meinen Kommentar richtig gelesen hättest, dann hättest du auch verstanden, dass ich nicht glaube, einer von euch würde auf legalem Weg eBooks kaufen, selbst wenn es Piraterie nicht geben würde. Du bildest dir ein, uns das Geschäft kaputt zu mache… Bitte, wenn es dein Ego streichelt, bleib ruhig dabei. Wir können nämlich damit leben. die Frage ist, was bliebe übrig von dir, wenn die Piraterie den Bach hinunter geht? Und dieser Tag wird garantiert kommen. Hast mein Mitleid. Fühl dich gedrückt.
27. April 2014 um 13:59
Wenn ich das dann mal übersetzen darf:
Ich finde die Mehrwertsteuer zu hoch und die Ladenöffnungszeiten zu eng, also zahle ich beim kleinen (!) Supermarkt um die Ecke nicht mehr. Damit treffe ich zwar den Besitzer und nicht die große Kette nebenan oder den Fiskus, aber das ist mir ja egal, ich bin ja im Recht. Großartige Einstellung ….
Ja, die Preisgestaltung und Besteuerung der ebooks ist fragwürdig, ja, DRM ist Mist.
Aber das ist eure Rechtfertigung, die Autoren umsonst für euch arbeiten zu lassen?
Leider weiß ich aus der „Suche“ in den einschlägigen Portalen, dass sehr viele der illegalen Downloader, meine Bücher tatsächlich gerne lesen und ungeduldig auf neue warten. Wirklich großartig. Erwartet ihr eigentlich, dass euer Friseur, die Werkstatt etc. auch umsonst für euch arbeitet? Bei mir tut ihr es ja.
Ihr trefft nicht die Verlage, denen eure Kritik gilt, sondern die Autoren. Begreift das doch endlich und fragt euch mal, was ihr da tut. Eure Selbstgerechtigkeit, kann ich nicht mehr hören … außerdem Ms.oder Mr. Spiegelbest und Co, Eure Rechtfertigung hakt schon dort, wo ihr Indies beklaut. Die haben weder DRM noch hohe Preise.
Ich wünsche euch, dass ihr endlich aufwacht. Der Blick in den Spiegel fällt dann auch wieder leichter!
27. April 2014 um 15:09
Ich finde diese ganze Sicht der Priaterie bedenklich, aber irgendwie auch so absurd, dass es fast schon interessant ist. Ms/Mr Spiegelbest kämpft um Anerkennung. Die Piraterie soll ernst genommen werden, wahrscheinlich genauso, wie sie/er es sich damals von den Verlagen gewünscht hätte, die sie/ihn damals so spröde abgelehnt haben.
Oh Mann.
Man wird den Piraten tausendmal vor Augen führen können, wie sehr uns ihr Verhalten schädigt, wie wenig wir Autoren verdienen, wie wir uns mit Brotjobs über Wasser halten, um den nicht zahlenden Lesern unser Herzblut in den nimmersatten Rachen zu werfen. Das wissen sie doch schon längst. Sie werden die Geschichten von guten Autoren, die wegen Mangel an Verdienst das Schreiben aufgeben, nicht mit Erkenntnis belohnen, ganz im Gegenteil. Sie lachen sich ins Fäustchen, führen Freudenstänze auf. Hurra! Der blöde Autor ist endlich besiegt. Ja, darum geht es und um nichts anderes. So, wie die Piraten uns angreifen, auf unseren Argumenten herumtrampeln, trotzdem hemmungsos und mit gehörigem Sarkasmus weitermachen, lässt es nur einen Schluss zu: Die etablierten Autoren sind die Ziele, die es zu vernichten gilt.
All jenen, die einfach nur so herunterladen, weil sie dem Geschwätz von gerechtem Preis etc. glauben, sei gesagt: Hier sitzen Menschen, deren Triebfeder ganz woanders liegt.
Und noch etwas: Leser, die illegal downloaden, obwohl sie die Not von Verlagen und Autoren kennen, die dürften sich bewusst sein, dass sie sich auf der selben Stufe mit Verbrechern befinden. Moral kann man sich nicht zurechtbasteln.
Viel Freude beim nächsten illegalen Download!
27. April 2014 um 15:11
Tja, wenn die unabhängigen Autoren beklaut werden, wird es mit der Begründung der Buchpiraten nichts zu bezahlen eng, das ist schon richtig. Trotzdem ist es schwierig ein Produkt verkaufen zu wollen, an dessen Verpackung (soll heißen: Konditionen) sich in den letzten Jahren nichts geändert hat. Natürlich sollten die Downloader bei ihrer Tätigkeit ein schlechtes Gewissen haben. Ich kenne auch einige, die es haben. Trotzdem kann man dabei nicht von Diebstahl sprechen. Eine Kopie ist keine Entnahme eines Gegenstandes. Der Begriff passt vorne und hinten nicht. Der Slogan “Raubkopierer sind Verbrecher” wurde ursprünglich von Teilen der Filmwirtschaft eingeführt, um Schwarzkopierer zu kriminalisieren und ahnungslosen Nutzern Angst zu machen. Da singen sie also, die Kinder und die Mutter vor den Gefängnistoren. Noch zwei Mal, bis Papa aus dem Knast darf. 😉
Aber so richtig ist der “Kampf” der Verlage gegen die Piraterie nie losgegangen. Dafür müssten sich die Verlagshäuser erstmal einig sein, was sie nicht sind. Nach neuen Vermarktungsstrategien wird wahrscheinlich erst gesucht, wenn das Problem noch viel drastischer geworden ist. Bis dahin sind viele Autoren schon im wahrsten Sinne des Wortes verhungert.
27. April 2014 um 15:24
Lars: “Aber so richtig ist der “Kampf” der Verlage gegen die Piraterie nie losgegangen. Dafür müssten sich die Verlagshäuser erstmal einig sein, was sie nicht sind.”
Das sehe ich genauso. Das Verständnis der meisten Verlage auf diesem Gebiet ist ziemlich unterentwickelt. Ich frag dann immer mal, ob sie diese oder jene berühmte Piratenseite überhaupt kennen, und die Antworten sind oft genug extrem ernüchternd.
Es gibt ein paar wenige Verlage (wie unsere Kunden), die was mit Notice-and-Takedown machen. Und ansonsten halt DRM, was ja wohl eher kontraproduktiv ist in Sachen Piraterie.
27. April 2014 um 15:42
moin moin,
ich arbeite als software entwickler in der musikindustrie und sehe deshalb die diskussion gleichzeitig von zwei seiten der content-schaffenden und dabei ist mir aufgefallen, wie verlogen die ganze diskussion geführt wird.
gerade die aus der musikindustrie die sich am lautesten über “raubkopien”, kulturflatrate und einfach alles aufregen, sind in der regel die selben, die nicht ein stück originalsoftware auf ihren rechnern haben.
und wenn irgendwer mal durchrechnen würde, was der durchschnittsdeutsche ausgeben müßte, wenn er sämliche software, musik, bücher, filme, serien etc pp legal erwerben müßte und würde, würde vielleicht dem einen oder anderen auffallen, wie absurd die ganze diskussion darüber ist, das content-schaffenden geld durch illegal erworbenem content entgeht.
viel besser wäre es doch, statt des ganzen rumgejammerns mal was neues auszuprobieren!
wie wäre es mal mit radikalen preisänderungen für digitalen content? bei apps funktioniert das doch auch. oder wer denkt lange nach, ob er eine app für einen euro kaufen sollte oder ob er sich die mühe machen sollte herauszufinden, wie er die app im netz umsonst bekommt? so gut wie keiner macht das! man klickt einfach mal schnell auf kaufen!
also, einfach mal ausprobieren, ob man das gesamte problem einfach so lösen kann, das digitaler content im preis radikal reduziert wird.
legen wir die rate des ursprünglichen artikels zugrunde: wenn ebooks für zwei statt zehn euro verkauft werden würden, würden die autoren plötzlich doppelt soviel verdienen wie jetzt, wenn man dadurch erreichen würde, das die menschen ihre bücher für zwei euro kaufen, statt das einer es für 10 euro kauft und zehn es anderweitig beziehen!
ciao
alex
p.s.: mal etwas provokant gefragt: habt ihr die photoshop lizenz gekauft mit denen ihr die header grafik für dieses blog gemacht habt?
warum nutzt ihr die gratis-software wordpress und keine blogging-software die geld kostet?
warum erwartet ihr das im netz alles umsonst ist, das content-schaffende für euch erstellt (programmiert haben) aber eure bücher gekauft werden müssen?
27. April 2014 um 16:49
Als Autor ist man heutzutage leider dazu gewungen, sich mit anderen Tätigkeiten zu finanzieren. Alleine mit dem Schreiben klappt das übrigens auch bei den wenigsten Journalisten. Moritz Sauer hat das kürzlich recht überzeugend dargelegt, wie sich Buchautoren besser aufstellen können: http://tarnkappe.info/wer-buecher-schreibt-geht-ein-risiko-ein/
27. April 2014 um 16:55
An anderer Stelle diskutieren wir gerade den ersten Satz: “600 Portale bieten zwei Milliarden illegal kopierte Kulturwerke an: Filme, Musik, eBooks.” – Wo kommen die beiden Zahlen denn her?
27. April 2014 um 17:06
@Spiegelbest
Aus Ihrem ersten Beitrag lese ich die Sorge eines Unternehmers, der seine Existenzgrundlage verliert. Mein Mitleid hält sich, Sie werden es mir nachsehen, in Grenzen. »Survival of the fittest« ist nicht immer schön.
Zu Ihren Thesen: Vorstellbar ist für mich so gut wie alles. Ich bin Schriftstellerin.
#1 Sollte die Online-Ausleihe von eBooks über Bibliotheken vom Gesetzgeber neu geregelt werden (de facto gibt es sie ja längst), können sie die Autoren zumindest Tantiemen via VG-Wort erhoffen. Die reichen zwar schon bei der normalen Bibliotheksausleihe kaum für eine einzige Monatsmiete, aber immerhin gäbe es überhaupt eine Vergütung.
#2 Mag sein, dass irgendwann privates Filesharing in Europa freigestellt werden wird. Aber wissen Sie was? Das wäre am Ende des Tages im Ergebnis für mich vielleicht gleich, aber immer noch das kleinere Übel, weil den Schleusern damit die Existenzgrundlage genommen würde.
Die Digitalisierung von Literatur und Musik ist in der Tat keine “neue Form des Ladendiebstahls” sondern eine Bereicherung für unsere mobile Welt.
Es geht aber uch überhaupt nicht um eBook vs gedrucktes Buch, nicht um Theater oder Kino. Es geht immer um Vielfalt und um die Freiheit. Die Freiheit zu wählen. Aber nur so lange, wie die nachgefragten (=erfolgreichen) Contentgeber aka Schriftsteller, Musiker, Fotografen und viele mehr auch davon leben können.
Ich bin vermutlich ein bisschen älter als Sie und war lange Jahre überzeugte Anarchistin. Großartiges Gesellschaftsmodell. Funktioniert leider nur in der Konstellation –Mensch. Was ich aber aus der Zeit mitgenommen habe, ist die Maxime: Meine Freiheit endet dort, wo deine beginnt. Will meinen, es geht um ein Miteinander. Vielleicht werden Sie das irgendwann auch erkennen. Vielleicht auch nicht.
Ach ja, kommen Sie mir jetzt bitteschön nicht mit Goethe und der Idee, dass der ja auch – ohne erwähnenswerte Einkünfte aus seinen Veröffentlichungen – Bahnbrechendes geschaffen habe. Der Mann gehörte zu seiner Zeit zur Upper-Class. Etwas, das wir beide in diesem Leben wohl nicht mehr erreichen werden. Ich, weil ich von meiner Arbeit ganz sicher bald nicht mehr leben kann und Sie, weil Sie mit Ihrem Geschäftsmodell demnächst grandios baden gehen werden.
Eigentlich lustig, am Ende sitzen wir irgendwann womöglich im gleichen Boot.
27. April 2014 um 18:10
… verfügt im Gegensatz zu DerLeser zumindest über rudimentäre Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung. Auf Zeichensetzung zu verzichten ist nicht kreativ, sondern recht kurzsichtig – sofern man gelesen werden möchte.
@Spiegelbest
Da schwimmen wohl jemandem die Felle weg? Wenn jeglicher Content frei wird, was im Prinzip ja erst einmal gut klingt, bevor man sich über die Konsequenzen Gedanken macht, dann verdienen natürlich auch Dealer aka Betreiber illegaler Download-sites nichts mehr. Schön eigentlich.
27. April 2014 um 18:55
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Ich bedanke mich für die bisherige Debatte. Auf einige genannte Punkte werde ich künftig auf diesem Blog der BücherFrauen gerne noch mal spezifischer und mit komplexeren Werkartikeln eingehen, z.B. die Frage nach der Kalkulation von eBookpreisen oder Möglichkeiten der günstigen Ausleihe durch z.B. eBookabos.
Herzlichst, Nina George