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Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

Illustration – wie kommen Bedarf und Angebot zusammen?

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Im November 2020 begann eine neue Mentoring-Runde der BücherFrauen Hamburg. Als Mentees stellten wir uns die Fragen: „Wie funktioniert die Verbindung zwischen unseren Fähigkeiten als Illustratorinnen bzw. der Dienstleistung, die wir anbieten, und denjenigen, die Illustrationen brauchen?
Auf welchen Kanälen und auf welche Weise finden sich Menschen, die Illustrationen suchen, und Menschen, die Illustrationen machen? Wie kommen Bedarf und Angebot zusammen?”

Wir, Ann Eckert, Tabea Kohlhase und ich, Jutta Neugebauer, drei Illustratorinnen, beschlossen, potenzielle Auftraggeber:innen zu befragen und unsere Erkenntnisse zusammenzutragen. Woher bekommen sie ihre Bilder/Illustrationen bzw. wo suchen sie und wie entscheiden sie sich für den oder die Illustrator:in?

Wir telefonierten und schrieben E-Mails.
Wir kontaktierten Verlage, Agenturen, Autor:innen, Selbstverleger:innen und Unternehmen mit Illustrationen auf ihrer Homepage.

Unsere Ergebnisse lassen sich in zwei Stränge zusammenfassen:

1. Der offizielle Weg
Agenturen, Verlage und große Unternehmen haben „feste“ Illustrator:innen, die entweder dort angestellt sind oder immer wieder freiberuflich für diese Unternehmen arbeiten. Oder es wird auf eine Portfolio-Sammlung aus Arbeiten zurückgegriffen, die als potenziell interessant archiviert wurden. Die einzelnen Portfolios wurden ihnen entweder auf Initiative der Illustrator:innen zugesandt, auf Messen vorgestellt, und bestimmte Bilder sind ihnen auf Ausstellungen, in Galerien oder in Büchern in Buchläden als herausragend aufgefallen, und sie haben sich selbst auf die Suche nach den Urheber:innen gemacht.

Einige haben Kontakte zu Illustrations-Agenturen, die ihnen neue Illustrator:innen vermitteln.

Wer das nicht hat, macht sich auf die Suche nach Bildern zu einem bestimmten Thema oder in einem bestimmten Stil im Internet. In die Suchzeile wird getippt: „Illustration – Hund, Katze, Maus, Schraubenschlüssel, Vergissmeinnicht, Strandurlaub, Teammeeting – farbige Zeichnung“. Gelegentlich scheint das auch zu funktionieren und es kommt ein Kontakt via Internetseite, Instagram-Account oder möglicherweise über die Seite der Illustratoren-Organisation zustande. Die Illustratoren-Organisation (IO) ist die Berufsvereinigung der Illustrator:innen im deutschsprachigen Raum, die eine große öffentliche Portfolio-Sammlung unterhält.

Stock-Illustrationen, also fertige Bilder, die gegen eine mehr oder weniger geringe Gebühr aus dem Netz geladen werden können, wurden nur von zwei Verlagen benutzt, wenn sie noch kleinere Verzierungen brauchten. Nicht für Illustrationen zu Artikeln.

© Jutta Neugbauer

2. Der informelle Kontakt
Der zweite Strang, der entweder parallel oder sogar für sich allein läuft und der oft den entscheidenden Impuls zu geben scheint, lässt sich sehr kurz zusammenfassen: „Ich brauche Illustrationen. – Kennst du da wen?“
Also: persönliche Kontakte.
Konkret in den Antworten zur Umfrage erwähnt: ehemalige Schulfreunde, Mutter der Kindergartenfreundin der Tochter, Sportkollegin, Empfehlung von Kolleg:innen oder Bekannten aus privaten oder beruflichen Netzwerken (BücherFrauen!). Auswahlkriterium: „Die Chemie muss stimmen.“

Was heißt das für uns als Illustratorinnen?
Aufträge kommen sehr oft und völlig legitim über Kontakte und Empfehlungen zustande, das ist offizielles Geschäftsvorgehen und in keiner Weise „hintenrum“ oder „unecht“.
Sichtbar und auffindbar sein als Illustratorin auf offiziellen Plattformen ist ein wichtiger Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit. Aber noch viel bedeutender scheint der persönliche Kontakt zu sein, bei dem der entscheidende Funke zur Auswahl und Beauftragung überspringen kann. Was bedeutet: auf Veranstaltungen persönliche Kontakte knüpfen (wobei es zwar wichtig ist zu sagen, dass eine eine Illustratorin ist, es aber gar nicht um Geschäftliches gehen muss. Das Entscheidende ist der persönliche Draht, die Wellenlänge, die zueinander passt, die Fähigkeit, miteinander zu kommunizieren. Ein Aspekt, der ja tatsächlich für eine gute Auftragsabwicklung extrem wichtig ist).
Kontakte pflegen. Sich von Zeit zu Zeit auf authentische Art und Weise in Erinnerung rufen, den Kontakt pflegen und ein Stück der eigenen Persönlichkeit mit anderen teilen. Netzwerken. Oder wie die BücherFrau Ellen Braun es formuliert: „Akquise ist Beziehungsmanagement.“

Womit wir am Ende wären und auch wieder am Anfang angekommen: den BücherFrauen.
Ein Netzwerk mit funktionierenden Kontakten, das vieles einfacher macht.
Es war deutlich zu spüren bei unserer Umfrage: Ein Feedback auf unsere Fragen zu bekommen von Menschen, zu denen überhaupt keine Kontakte bestanden, war oft eher schwierig. Von BücherFrau zu BücherFrau Kontakt aufzunehmen war sehr unkompliziert, sehr schnell wurde eine zum „BücherFrauen-Du“ eingeladen, Erfahrungen geteilt und neue Kontakte auch zu Dritten hergestellt.
Ein wichtiger Baustein für professionelles Arbeiten und berufliches Wachsen!
Vielen Dank an alle, die sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten und die uns weitergeholfen haben!

Autor: Jutta Neugebauer

Jutta Neugebauer hat Kommunikationsdesign studiert und arbeitet als selbständige Illustratorin und Graphic Recorderin mit den Schwerpunkten Natur/Umwelt und Gesellschaft/Diversity in Hamburg. Seit 2022 ist sie Teil des Social-Media-Teams der Bücherfrauen. www.neugebauer-illustration.de

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