Am Samstag den 10. Februar schließt die Schiller Buchhandlung in Stuttgart-Vaihingen für immer ihre Türen, leider kein Einzelfall in der Buchbranche. Als ich im November von der Nachricht erfuhr, war ich sehr betroffen. Vor E-Commerce und Social Media hatte die Inhaberin Susanne Martin keine Scheu. Die Schiller Buchhandlung war eine der rührigsten, die ich in den sozialen Netzwerken wahrgenommen habe. Warum fand sich kein*e Nachfolger*in für den Laden? Über diese und weitere Fragen sprach ich mit Susanne Martin Ende Januar in der Schiller Buchhandlung. Das Interview haben wir als Video aufgezeichnet.
Susanne Martin, die sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat, sieht einen Grund in der Lage ihres Ladens. Die Buchhandlung liegt ein wenig um die Ecke am Vaihinger Markt. Wer hierherkommt, steuert die Buchhandlung meistens direkt an. Aber mehr denn je entscheidet eine zentrale Lage mit Laufkundschaft über das Fortbestehen von Buchhandlungen. Die Schiller Buchhandlung hätte umziehen müssen, damit ein Fortbestand möglich gewesen wäre, sagt Susanne Martin. Hinzu kämen die veränderten Lesegewohnheiten, wie sie mir in dem Interview Ende Januar erzählt (Facebook-Live-Video am 26. Januar).
22 Jahre – aus Liebe am Lesen
Vor 22 Jahren hat Susanne Martin die Schiller Buchhandlung in Stuttgart-Vaihingen als Inhaberin übernommen. Aber schon lange vorher, nämlich in den 1970ern hat sie in der Buchbranche angefangen und alles von der Pike auf gelernt. Davon erzählt sie in diesem ersten Teil des Interviews.
Im eigenen Laden: Herausforderung Führen und technische Entwicklungen
Im zweiten Teil des Video-Interviews geht es um die Herausforderung, die auf Susanne Martin warteten, als sie in der Schiller Buchhandlung ihre eigene Chefin und die Vorgesetzte ihres Teams war. Außerdem analysiert sie in der ihr eigenen Art technische Weiterentwicklungen. Im Rückblick betrachtet stellt sie fest, dass sie zum Beispiel die Warenwirtschaft schon früher hätte einführen sollen.
Faszination Social Media
Als eine der ersten Buchhandlungen twitterte die Schiller Buchhandlung als @schillerbuch, dann folgte Facebook. Und lange Zeit hat Susanne Martin auch begeistert Podcasts produziert.
Später am Abend, als die Kamera schon lange aus war, hat mir Susanne Martin übrigens noch verraten, dass sie, wenn sie demnächst ein bisschen mehr Zeit für sich hat, ihrem Hobby Fotografieren wieder mehr Platz einräumen und in diesem Rahmen auch Instagram für sich entdecken will.
Wo man über Bücher spricht
Im abschließenden und letzten Teil des Interviews habe ich Susanne Martin nach einer Einschätzung gefragt, worauf es im stationären Buchhandel in Zukunft ankommen wird. Ein allgemeingültiges Rezept gibt es nicht, aber eines macht sie mit ihrer Antwort klar: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.
Zum Schluss noch ein Rückblick: Susanne Martin erinnert sich an Bücher, die noch lange bei ihr nachgewirkt haben, weil sie ihr am Herzen lagen, und sie erinnert sich an besondere Veranstaltungen.
Interview: Jana Stahl
Kamera: Heidi Wendelstein und Jana Stahl
Videoschnitt: Jana Stahl
5. Februar 2018 um 22:00
Liebe Jana, liebe Susanne,
Euer Gespräch ist so gut geführt und die ausführlichen Antworten äußerst lehrreich. Mich stimmt es auch sehr traurig, dass die schöne Schiller-Buchandlung, die ich mal in den 90er Jahren kennenlernen durfte und die für mich Susannes Liebe zu ihrem Beruf und der Literatur ausstrahlte, so endet. Ich denke, das ist ein Verlust für viele.
In Gedanken drücke ich Dich, liebe Susanne! Ich hoffe, dass Du Dich gut erholst, dass danach Deine umfassenden Kenntnisse und Erfahrungen in einer Dich erfüllenden Position weiterhin Menschen befördern werden.
Liebe Grüße
Evy
6. Februar 2018 um 14:33
Danke Evi! Einer der Vorteile an der Sache ist, daß ich dann an dem Wochenende der Jahrestagung keinen Büchertisch mehr machen muss und vielleicht mal wieder erscheinen kann 🙂
6. Februar 2018 um 19:00
Ach Susanne, Du mit Deinem schönen schwarzen Humor 🙂
6. Februar 2018 um 20:33
Liebe Susanne,
nun ist es soweit. Ich hoffe, Du bleibst der Branche als aktive Beobachterin erhalten. Wir freuen uns, wenn Du zukünftig wieder die Jahrestagung der Bücherfrauen besuchen kannst.
Danke, Jana, für diesen schönen Beitrag!
Alles Gute, Susanne, und liebe Grüsse,
Silke
8. Februar 2018 um 16:06
Liebe Susanne,
ich wünsche Dir in Deiner Buchhandlung letzte gute Tage – und danach überall auf der Welt!
Vielen Dank für Dein Engagement für die Bücher und das Lesen und die Frauen!
Herzliche Grüße
Cornelia
12. Februar 2018 um 20:25
Das ist so traurig, wenn die Buchhandlungen schließen. Junge Generation bevorzugen Kindle oder spielen mit einem Handy statt Papier Bücher lesen.