BücherFrauen

Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

Lernen und Netzwerken auf der future!publish in Berlin

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Vor meinem ersten Besuch der future!publish am 25./26. Januar 2018 in der ehemaligen Jerusalemkirche im Szeneviertel Kreuzberg wusste ich nicht, was mich dort erwarten würde. Ich war sehr gespannt auf die Workshops, Vorträge und Podiumsdiskussionen rund um Innovationen und neue Lösungen in der Buchbranche. Schnell stellte sich heraus, dass der Kongress auch ein guter Ort zum Vernetzen und Kennenlernen ist.

Bücherfrauen auf der future!publish. Von links: Rabea Güttler, Gesa Oldekamp, Emilia Gagalski

Denn dort traf ich bereits vor der Begrüßung nicht nur Bücherfrauen, die ich bereits kannte, sondern lernte auch Frauen aus meiner eigenen Regionalgruppe Köln/Bonn-Rhein/Ruhr kennen, die so wie ich extra nach Berlin angereist waren.

Wattpad – eine Plattform, die vernetzt

Im Anschluss an die Begrüßung stellte Ashleigh Gardner (Head of Partnerships, Wattpad) in ihrer Keynote die kostenlose E-Book-Plattform Wattpad vor, die es seit 2006 gibt. Diese App reagiert, so Ashleigh, auf die Bedürfnisse einer jungen Generation, die mehr liest und schreibt als andere Generationen zuvor, selbst wenn es sich um kurze E-Mitteilungen handelt. Dabei liege der Anteil der Frauen, die diese App nutzen, bei 75 % weltweit und bei 80 % in Deutschland. Einerseits könnten Autor*innen auf diese Weise direktes Feedback von Leser*innen bekommen, was wiederum motivierend auf den Schreibprozess wirken könne. Andererseits stünden Autor*innen in einer weltweiten Community nicht allein da. Wattpad biete eine geeignete Plattform für neue Lese- und Schreibformate, vernetze Leser*innen mit Autor*innen weltweit und gebe ungehörten Stimmen, sowohl von Frauen als auch von Minderheiten, die Chance, gehört zu werden.

Der erste Deutsche Buchtrailer Award

Die Gewinnerinnen des Deutschen Buchtrailer Awards. Von links: Nina Lorenzen und Melanie Hauke von nXm (Foto: Emilia Gagalski)

Im Anschluss an die Preisverleihung des digivis Contests, bei dem es um die digitale Sichtbarmachung z. B. von E-Book-Titeln geht, wurden Vorträge und Workshops zu den verschiedensten Themen aus Electronic Publishing, Marketing und Bloggen abgehalten. Zwischen den Vorträgen gab es Zeit zum Austausch, und so nutzte ich die Gelegenheit, um ein paar Bücherfrauen anzusprechen. Bücherfrauen gesellen sich gern zueinander, und so kam es, dass beim abendlichen Dinner Bücherfrauen aus verschiedenen Städten gemeinsam aßen. Vor dem Dinner wurde aber noch, und das zum ersten Mal, der Deutsche Buchtrailer Award verliehen. Aus zahlreichen eingesendeten Kurzfilmen zu neu erschienenen Büchern wurde der Trailer zu „Sonne und Beton“ von Felix Lobrecht (Ullstein fünf) ausgewählt. Somit ging der erste Deutsche Buchtrailer Award an zwei junge Frauen, Melanie Hauke und Nina Lorenzen, die sich nach ihrer Arbeit bei Ullstein mit nXm selbstständig gemacht haben und gemeinsam Buchtrailer produzieren. nXm ist eine Full-Service-Filmproduktion für Autoren, Verlage sowie für nachhaltige und soziale Projekte, von der ersten Konzeptskizze bis zum letzten Schnitt, und gibt sowohl Büchern als auch Verlagen mehr Sichtbarkeit. Der Buchtrailer zu „Sonne und Beton“ wird eine Woche lang in den Berliner Yorck Kinos ausgestrahlt, wodurch sowohl für das Buch und den Verlag Werbung gemacht wird als auch für das Unternehmen der beiden Start-up-Gründerinnen. Ich wünsche den beiden jungen Durchstarterinnen viel Erfolg und habe sie bereits auf die Bücherfrauen aufmerksam gemacht. Hoffentlich bekommt die Berliner Regionalgruppe dadurch Zuwachs. Zumindest kamen die Bücherfrauen ins Gespräch und vernetzten sich weiter.

Vom guten Umgang mit dem Scheitern

Am Freitagvormittag ging es direkt weiter mit Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen zu Themen wie „digitales Storytelling“, „Metadaten“ und „digitale Vermarktungsformen“. Dabei interessierten mich vor allem Beiträge erfolgreicher Bücherfrauen, wie der Vortrag von Gesa Oldekamp (Verkaufsleiterin bei der Chr. Belser Gesellschaft für Verlagsgeschäfte) zum Thema „Umgang mit dem Scheitern“. Um „Scheitern“ zu lernen, müsse man das Mindset ändern und so zu einer neuen Fehlerkultur kommen. Neuerungen würden von Unternehmen leider nicht zugelassen, seien laut Gesa aber unabdingbar, denn Innovation und Scheitern gehörten wie die zwei Seiten einer Medaille zusammen. Ihr Motto lautet: „Becoming is better than being“ (Carol Dweck), nur durch scheitern lernten wir und entwickelten uns. Wir müssten uns den Raum geben, neue Dinge auszuprobieren, und den Mut haben zu scheitern. Mehr dazu in Gesas Beitrag im Börsenblatt.

Podiumsdiskussion zum Mentoring (Foto: Emilia Gagalski)

Mentoring als Karrierechance

Zeitgleich moderierte Yvonne de Andrés, Senior Consultant im Bereich Kultur- und Tourismusprojekte und Bücherfrau, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Mentoring als Karrierechance“. Die eingeladenen Gäste Sibylle Böhler (Erich Schmidt Verlag) und Nadja Radojevic (Erich Pommer Institut) tauschten sich über verschiedene Mentoring-Programme für Frauen aus. Diese ermöglichten es Frauen, aufzusteigen und ihre beruflichen Ziele zu erreichen. Die Unterstützung durch eine Mentorin verhelfe den Mentees zu mehr Selbstsicherheit und begleite sie auf ihrem Weg nach oben. Bei den Bücherfrauen ist dieses Programm bereits seit 1999 sehr erfolgreich und wird weitergeführt, solange es Frauen gibt, die sich als Mentorinnen zur Verfügung stellen.

Umfrage zur Bedeutung des Mentorings unter den Zuhörer*innen (Foto: Emilia Gagalski)

Trotz der wachsenden Zahl an Frauen in Führungspostionen müssten Frauen noch mehr für ihre Ziele kämpfen und dürften nichts dem Zufall überlassen. Selbst recherchieren, zeigen, was sie wollen, sich durchsetzen, nur so würden sie ihre Ziele erreichen, denn noch sei viel zu tun. Dass für das Publikum dabei vor allem Networking eine große Rolle spielt, konnte anhand der Ergebnisse aus der Live-Whatsapp-Befragung auf der Leinwand abgelesen werden. Vielleicht ist es gerade dieses Networken und Vernetzen, das wir Frauen nutzen sollten, um unsere Ziele zu erreichen. Denn gemeinsam sind wir stärker. Nebenbei lernen wir auch noch von Frauen aus den verschiedensten Berufszweigen und generationsübergreifend. Wenn das nicht schon ein Erfolg ist.

Alles in allem war der Besuch der future!publish sehr spannend. Ich habe neue Frauen kennengelernt, einiges über E-Publishing dazugelernt und neue Ideen für Kooperationen gesammelt. Der Termin für die nächste future!publish steht auch schon fest: Sie wird vom 24. bis zum 25.01.2019 stattfinden. Vielleicht sieht man da ja das ein oder andere bekannte Gesicht wieder. Ich bin gespannt.

Autor: Emilia Gagalski

Ich heiße Emilia Gagalski (19.03.1988) und komme ursprünglich aus Polen. Ich hatte schon immer eine große Leidenschaft für Sprachen und so kam es, dass ich nach meinem Abitur ein Bachelorstudium der Anglistik/ Amerikanistik und Romanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität absolvierte. 2010 wurde ich für meine Bachelorarbeit mit dem Preis „Rey de España“ ausgezeichnet. Darauf folgte nahtlos mein Masterstudium des Literaturübersetzens an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dieser Studiengang wird deutschlandweit nur noch an der LMU München angeboten. Während meines Masterstudiums übersetzte ich in Kooperation mit Kommiliton*innen zwei Anthologien und untertitelte einen spanischen Film. Seit 2015 habe ich eine vierteilige Reihe von Ninja-Tagebüchern (Egmont Schneiderbuch) sowie ein feministisches Sachbuch (Unrast) übersetzt. Seit 2016 unterrichte ich zudem auch noch Deutsch in Integrationskursen. Es macht sehr viel Spaß und stellt sich als super Ergänzung zum Bürojob des Übersetzens heraus.

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