Jeden Monat erscheinen im Netz so viele anregende und aufregende Texte, dass wir mit dem Lesen oft gar nicht mehr hinterherkommen. #lesbar sammelt diese Perlen und präsentiert sie jeden vierten Donnerstag im Monat auf dem BücherFrauen-Blog – handverlesene Lese- und Teilempfehlungen zu Themen, die BücherFrauen und andere buchbewegte Menschen interessieren.
Frohes neues Jahr! 2016 ist ja noch ganz jung, aber schon ist allerhand in der Welt, im Netz und in der Buch- und Medienbranche geschehen. Die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln wurden off- wie online heftig diskutiert und auch in unserem Netzwerk wurde über den angemessenen Umgang damit gesprochen. Einige lesenswerte Artikel versammeln wir hier, aber natürlich kann das nur eine subjektive Auswahl zu diesem polarisierenden Thema sein – weitere Leseempfehlungen könnt ihr uns gern in den Kommentaren hinterlassen. Auch in der Branche wurden rege Diskussionen geführt, u. a. über das Konzept von Dateneigentum bei E-Books. Außerdem #lesbar fanden wir Artikel zur Zusammenarbeit von Verlagen und LiteraturbloggerInnen, zur Gründung eines neuen Netzwerks für Fantasy-SchriftstellerInnen und zum Erfolg des Pocket-Buch-Formats. Nicht zuletzt trat Anfang des Jahres die Geschlechterquote in Kraft und wir haben das als Anlass genommen, einmal einen Blick auf aktuelle Studien und Beobachtungen zum Thema Gleichstellung in der Karriere zu werfen. Viel Spaß beim Lesen!
Die Nachricht von den Übergriffen auf zahlreiche Frauen in der Silvesternacht in Köln dominierte im Januar die Diskussion in den Medien. Auch in feministischen Kreisen wurde schwer um eine Position zwischen dem Kampf gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt und dem Schutz von MigrantInnen gerungen. Viel Beifall, aber auch Kritik erntete die Aktion #ausnahmslos, die u. a. von #aufschrei-Initiatorin Anne Wizorek gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus ins Leben gerufen wurde. Eine differenzierte und persönliche Stellungnahme zur Debatte veröffentlichte die Bestsellerautorin und Verlegerin Zoë Beck: „Es gibt keine Entschuldigung für die Übergriffe in Köln und in anderen Städten. Aber eben auch keine Entschuldigung für all das, was (in der überwiegenden Mehrzahl) Frauen vorher angetan wurde und auch weiterhin angetan werden wird, egal welcher Nationalität oder welchen Glaubens die Täter (überwiegend Männer) waren oder sind.“ Wie stark die Online-Diskussion zu diesem Thema von hasserfüllten, gewalttätigen und sexistischen Kommentaren begleitet wird, machte Susannah Winter mit einer Sammlung der Beiträge zu einem ihrer Artikel deutlich – eine erschreckende „Dokumentation des Hasses“.
Ende des Jahres 2015 kündigte NRW eine Initiative an, die darauf abzielt, den Weiterverkauf von E-Books zu ermöglichen. Der Verleger Sebastian Posth schildert im Blog von edel & electric die Unterschiede zwischen dem Geschäft mit gedruckten Büchern und digitalen Files und die Konsequenzen der Forderung nach Dateneigentum bei E-Books: „Die Diskussion über das Dateneigentum wird insbesondere im Zusammenhang mit Konsumentenrechten geführt. Man sollte sich nicht scheuen, die negativen Aspekte des eBook-Marktes zu benennen und zu kritisieren: Der Kauf von eBooks ist zu kompliziert, man kann die erworbenen Dateien eben nicht wieder verkaufen, verleihen oder verschenken. Auf diesen Missstand sollte man aber nicht mit der Einführung eines unmöglichen Fantasiekonstrukts reagieren.“ Noch ausführlicher widmet er sich dem Thema auf seinem eigenen Blog.
Immer mehr Verlage erkennen die Bedeutung von LiteraturbloggerInnen auf dem heutigen Buchmarkt und fördern die Zusammenarbeit. Wie diese konkret aussehen kann, erzählt Digitalexpertin Ute Nöth in diesem Interview am Beispiel Hoffmann und Campe: „Blogger machen eine tolle und auch wichtige Arbeit für Verlage und Autoren, denn sie sprechen andere Zielgruppen viel direkter an. Wenn eine Bloggerin oder ein Blogger schreibt ‚Lest das, das ist toll!‘, dann kann das viel unmittelbarer und vermutlich auch überzeugender sein, als eine Besprechung in einem Magazin. Gute Gründe also für Blogger, selbstbewusst und auf Augenhöhe mit den Verlagen zu kommunizieren.“
Prognosen für das kommende Jahr gibt es im Januar viele – besonders interessant und #lesbar fanden wir nun diesen Kommentar von Gerrit Bartels, der einen unaufgeregten Blick auf die Digitalisierung in der Buchbranche wirft und einem kleinen Printformat viel Aufmerksamkeit widmet: dem Pocket-Buch. „Man experimentiert, gerade auch mit Veröffentlichungen, die es nur elektronisch gibt; man verlegt und verkauft Neuerscheinungen parallel analog und digital, fast routiniert. Und man probiert wiederum dort, nämlich auf Printseite, mit neuen Formaten.“
SchriftstellerInnen finden sich in Netzwerken zusammen, um sich über die Branche, ihr Handwerk und ihre Genres auszutauschen. Ende 2015 haben auch die AutorInnen von phantastischer Literatur einen eigenen Verein gegründet: PAN – das Phantastik-Autoren-Netzwerk. Karla Paul hat die Mitgründerin und Bestsellerautorin Diana Menschig interviewt und nach den Plänen des Netzwerks gefragt: „Neben der Aufmerksamkeit, die eine Vereinigung im Gegensatz zu einer einzelnen Stimme von der Öffentlichkeit bekommt, bieten wir die Möglichkeit zum Netzwerken innerhalb der phantastischen Literatur-Branche. Das Phantastik-Autoren-Netzwerk hat es sich auf die Fahnen geschrieben, kulturelle Veranstaltungen oder wissenschaftliche Arbeiten zu unterstützen, Nachwuchsautoren zu fördern und eine Anlaufstelle für Fragen rund um die deutschsprachige Phantastikliteratur zu sein.“
Zehn internationale Korrespondentinnen tun sich zusammen und rufen ein digitales, multimediales Magazin ins Leben, um „die besten Geschichten von Frauen aus der ganzen Welt“ zu erzählen – so entsteht „Deine Korrespondentin“. Ein Steckbrief des ehrgeizigen Projekts von Pauline Tillmann, das 2015 dank einer Crowdfunding-Kampagne gestartet ist, findet sich nun auf Jouvenir.
Zum 1. Januar ist in Deutschland eine Geschlechterquote von 30 Prozent in Kraft getreten – sie gilt für neu zu besetzende Aufsichtsratsposten in etwa 100 großen börsennotierten Unternehmen. Rund 3500 weitere Unternehmen müssen Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils in ihren Aufsichtsgremien festlegen. Aber warum ist das überhaupt nötig, und was für einen Nutzen kann die Quote bringen? Die Psychologin Liesa Klotzbücher stellt ausführlich aktuelle Studien und Beobachtungen zu Geschlechterstereotypen und dem Phänomen der „gläsernen Decke“ vor.
Was findet Ihr #lesbar? Schickt uns Eure Artikelempfehlungen für den nächsten Monat!