Jeden Monat erscheinen im Netz so viele anregende und aufregende Texte, dass wir mit dem Lesen oft gar nicht mehr hinterherkommen. #lesbar sammelt diese Perlen und präsentiert sie jeden letzten Donnerstag im Monat auf dem BücherFrauen-Blog – handverlesene Lese- und Teilempfehlungen zu Themen, die BücherFrauen und andere buchbewegte Menschen interessieren.
Der März stand in der Buchbranche wie jedes Jahr im Zeichen der Leipziger Buchmesse. Die Gespräche auf der Messe haben vielfältige Artikel hervorgebracht, so zum Beispiel über die Professionalisierung von BuchbloggerInnen oder ein Plädoyer an AutorInnen, mehr Diversität zu wagen – beide Beiträge unbedingt #lesbar. Auch hochaktuell war die Debatte über die Beziehung zwischen Buchhandel, LeserInnen und Amazon. Und am 8. März haben wir wieder den Internationalen Frauentag gefeiert, der neben den üblichen Diskussionen über die Notwendigkeit des Feminismus auch ein interessantes Experiment beim Österreichischen Rundfunk veranlasste – schaut auf jeden Fall rein und sagt uns Eure Meinung!
Am Messesonntag fand in Leipzig die blogger:sessions Konferenz 2016 statt. Digital-Verlegerin und Bloggerin Karla Paul hielt die Eröffnungsrede, in der sie die Reichweite und die Qualität von Literaturblogs herausgestellt und die BetreiberInnen zu mehr Professionalität aufgefordert hat. Die Rede ist nun auch online auf ihrem Blog nachzulesen und nachzuhören: „Wir haben zusammen die Literatur demokratisiert, wir geben ihr im Netz tausend Stimmen und Möglichkeiten. Die Zeiten sind vorbei, dass wir uns als Nerds belächeln lassen müssten, dass wir einsam und allein in der Ecke sitzen und einzig die jeweiligen Buchcharaktere als Freunde haben. Professionelles Arbeiten und Leidenschaft schließen sich nicht aus, ganz im Gegenteil – zusammen macht es uns besser, lasst Euch nichts anderes erzählen.“
Immer wieder beschäftigen sich ExpertInnen mit der Entwicklung der Buchbranche und werfen einen Blick in die Zukunft. Lesenswert in diesem Monat sind die differenzierten Prognosen von Uwe Kalkowski, der sich mit einzelnen Marktsegmenten und Trends auseinandersetzt, aber auch Fragen offenlässt: „Buchhandlungen ohne Service und ohne Engagement werden verschwinden – und das zu Recht. Auch Großflächen werden weniger, die Branche insgesamt kleinteiliger werden. Die Online- und die reale Welt verschmelzen auch hier immer stärker miteinander, Webauftritte, Webshops, Blogs und Partizipation in den sozialen Medien ergeben zusammen mit einem Einkaufserlebnis in angenehmem Ambiente eine Mischung, die auch in zehn Jahren einem Riesen wie Amazon die Stirn bieten kann.“
Apropos Amazon – dass es nicht am Buchhandel allein liegt, sich gegen den Online-Riesen zu stemmen, macht Maria-Christina Piwowarski vom Berliner Buchladen Ocelot deutlich. In ihrer sehr persönlichen Stellungnahme zeigt sie sich wütend und enttäuscht von AutorInnen und BloggerInnen, die in den Sozialen Medien und auf ihren Websites auf Amazon verlinken statt auf eine lokale Buchhandlung oder die Verlagsseite: „Autoren, seid doch nicht so gedankenlos. Wir sind hier an der buchhandelnden Front jeden Tag für euch aktiv! Wenn ihr ein gutes Buch schreibt, lesen wir es, empfehlen es und verkaufen es. Amazon hingegen verseucht die ganze Branche mit einer perversen Rabattschlacht, die Verlage und Buchhandlungen in die Knie zwingen will. Und dann heulen wir alle. Also verlinkt gefälligst neutral.“ Aus Sicht der KonsumentInnen schrieb der Blogger Tobias Zeising eine ebenfalls lesenswerte Erwiderung.
Am 8. März war wieder Internationaler Frauentag. Der Österreichische Rundfunk wagte aus diesem Anlass einen Versuch – einen Tag lang benutzte er bei allen Meldungen das generische Femininum und illustrierte Artikel nur mit Frauen. Wie diese Aktion nicht nur die LeserInnen aufgemischt, sondern auch die Redaktion vor unerwartete Herausforderung gestellt hat, gibt es nun in einer Zusammenfassung nachzulesen. Eine gute Ergänzung bieten auch diese Interviews mit der österreichischen Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Ruth Wodak und dem Sprachlog-Betreiber Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch.
Absolut lesenswert zum Internationalen Frauentag ist auch dieser Brief von Autorin und Aktivistin Anne Wizorek, in dem sie sich beim Feminismus und ihren Mitstreiterinnen bedankt: „Danke dafür, dass du kein zynisches Arschloch bist, sondern einfach solidarisch. Dass du mir gezeigt hast, dass es eben nicht nur um mich geht, sondern um Freiheiten für uns alle. Dass unsere Kämpfe dabei nicht alle identisch sind, aber der Wunsch, sie nicht mehr führen zu müssen, uns eint.“
Dass Sprache unsere Wahrnehmung beeinflusst, ist nicht neu. Darüber, welche Verantwortung das für AutorInnen bedeutet, könnte aber noch mehr gesprochen werden. Zoë Beck thematisierte genau das bei der Leipziger Autorenrunde 2016 und sprach sich für mehr Mut zur Diversität aus: „Ich bin deshalb dafür, die ‚klassischen‘ Zuschreibungen im literarischen Text aufzubrechen. Das muss nicht auf jeder einzelnen Seite und mit jeder Figur durchdekliniert werden, aber wir können ja sicherlich alle einmal schauen, ob und wo es sich anbietet. Wo es vielleicht auch gewollt stört, in seiner Beiläufigkeit.“
Was findet Ihr #lesbar? Schickt uns Eure Artikelempfehlungen für den nächsten Monat!