Etwas verspätet, aber immer noch sonnenbeschienen gibt es heute das neue #lesbar. Im Mai haben wir die BücherFrau des Jahres 2018 gewählt – herzlichen Glückwunsch an die engagierte Buchhändlerin Susanne Martin! Hier könnt ihr mehr über ihre zahlreichen Aktivitäten lesen. Ein weiteres heißes Thema in diesem heißen Monat war die Buchpreisbindung, zu deren Pro und Kontra wir euch einige Artikel zusammengestellt haben. Mit dabei sind außerdem Beiträge zu den Stärken des stationären Buchhandels, zur fehlenden Gleichstellung im Literaturbetrieb, zum Neudenken in der Branche und Reading-Burnout bei LiteraturbloggerInnen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen – und eine gute Klimaanlage!
Die Monopolkommission, ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung, veröffentlichte am 29. Mai ein Sondergutachten, in dem sie empfahl, die Buchpreisbindung in Deutschland abzuschaffen. Wie immer, wenn dieses Thema auf den Tisch kommt, entbrannte on- und offline eine hitzige Diskussion über Sinn und Unsinn dieser Regelung. Der Buchreport fasst die Argumente gegen die Buchpreisbindung seitens der FAS gut zusammen. Im Deutschlandfunk redet Autorin und PEN-Beirätin Nina George mit Doris Schäfer-Noske hingegen darüber, warum gerade die Buchpreisbindung für Vielfalt und einen fairen Wettbewerb auf dem Markt sorgt: „Wenn man sich anschaut in Ländern, die Biotope sind, dessen was passiert, wenn die Buchpreisbindung fällt, dann haben wir zwei, drei Beobachtungen gemacht. Erstens – die Buchpreise steigen m Durchschnitt. Zweitens – der kleine, inhabergeführte Buchhandel stirbt. Und drittens – man muss viel mehr auf Bestseller setzen. Dadurch verschlanken sich die Programme, was eigentlich übersetzt heißt: Die Vielfalt der Literatur wird eingeschränkt.“
Passend zur Diskussion über die Buchpreisbindung empfehlen wir einen weiteren Text von Nina George, diesmal ein sehr persönliches, leidenschaftliches Bekenntnis zum stationären Buchhandel, seiner Kraft und seinen endlosen Möglichkeiten, den Leser und die Leserin zu verführen: „Das Zusammenspiel aus Körperempfindungen, geistiger Nahrung, Seelenmomenten und erlebten Zeit-Räumen, wird einen Buchladen unersetzbar machen. Und diese Kleinigkeit Namens Exzentrik. Und Übermut. Und den festen Willen, nicht nur Bücher zu verkaufen, sondern Themen, Ideen, Diskurse, Träume, Welten, Fluchten, Ankommen. Nicht nur Durchlaufort zu sein, sondern Bleibeort. Wiederkommort. Ort, an dem ich mich mit meiner Freundin verabrede. Ein Ort, der mehr ist als ein Warengeschäft; denn diese Ware, die Sie, auf diesem schmalen Grat zwischen unbezahlbarer Geistesnahrung und Marktwirtschaft, zwischen Emotion und Kalkulation verkaufen, ohne sich selbst dabei zu verraten – die bietet alles, was Sie brauchen.“
Immer wieder empfehlen wir hier Artikel, die sich mit der Schieflage in der Verteilung von Presseaufmerksamkeit und Literaturpreisen auf weibliche und männliche Autoren beschäftigen. Eine aktuelle Studie aus den USA verleitete auch Edition F im Mai dazu, diesem Thema einen vielseitigen und lesenswerten Beitrag zu widmen. Zu Wort kommen die Schriftstellerinnen und Branchenexpertinnen Nina George, Karla Paul und Jackie Thomae, die die vielen Stellen im System beleuchten, an denen es hakt – und wie sich dort etwas tut.
Bloggen, das ist doch bloß ein bisschen Text schreiben und Sternchen verteilen – so ein gängiges Klischee im Literaturbetrieb. Wie viel (unbezahlte) Arbeit dahintersteckt und welchen Einsatz Buch- und LiteraturbloggerInnen (ein Unterschied, der oft erbittert diskutiert wird) zeigen, fällt dabei oft unter den Tisch. Mareike Dietzel vom Blog Herzpotenzial schreibt in diesem Beitrag darüber, welchem Druck sie ausgesetzt ist und was das für ihr Leseverhalten bedeutet: „Die Vorauswahl muss also verdammt gut sein, denn meine Freizeit ist inzwischen ein sehr kostbares, weil seltenes Gut. Stets das Notizbuch und die Klebezettelchen daneben, als würde man später einen Test über das Gelesene schreiben. Aber nein, es ist eine Besprechung, die wohlbegründet, feinsinnig und stets einordnend sein muss. Jedes Buch muss ein Volltreffer sein. Für alles andere fehlt einem die Zeit. Schließlich lesen auch die Autoren und Verlagsmitarbeiter fleißig mit, wenn ich ein neues Buch beginne. Man erwartet stets eine genaue Begründung und am besten eine Entschuldigung, wenn einem ein Buch nicht gefällt. Sonst landet man recht schnell am digitalen Pranger.“
Ende April hielt Literaturexpertin Karla Paul den Impulsvortrag zum Publishers’ Forum 2018 in Berlin. Nun können auch alle, die nicht dort waren, auf ihrem Blog den scharfsinnigen und provozierenden Text nachlesen, in dem Karla Paul der Frage nachgeht, wo das Problem der Branche liegt und was sie von Content-Anbietern wie Netflix und Amazon lernen kann: „Arbeiten wir aktuell wirklich an der Erfüllung von Leserwünschen oder kämpfen wir um Aufmerksamkeit für die Produkte, die der Verlag sich wünscht? Wie ehrlich sind wir hier mit uns und dem Umsetzen der dringend notwendigen Disruption? Wie sinn- und respektvoll ist unser Geschäftsmodell, wenn wir über 90 Prozent aller Produkte/Titel/Bücher in der reinen Hoffnung veröffentlichen, irgendwas davon würde schon funktionieren, die Aufmerksamkeit aber in die restlichen 10 Prozent stecken?“
Jeden Monat erscheinen im Netz so viele anregende und aufregende Texte, dass wir mit dem Lesen oft gar nicht mehr hinterherkommen. #lesbar sammelt diese Perlen und präsentiert sie jeden letzten Donnerstag im Monat auf dem BücherFrauen-Blog – handverlesene Lese- und Teilempfehlungen zu Themen, die BücherFrauen und andere buchbewegte Menschen interessieren.
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