Im September liefen die Vorbereitungen auf die Frankfurter Buchmesse bereits auf Hochtouren – so wurde unter anderem die Shortlist für den Deutschen Buchpreis bekannt gegeben. Passend dazu empfehlen wir einen Artikel zur Arbeit von Literaturjurys, der einen interessanten Einblick in die Überlegungen und Entscheidungsgrundlagen bei der Vergabe solcher Preise bietet. Weitere lesenswerte Beiträge aus der Branche beschäftigen sich mit dem Wandel von Bibliotheken in der digitalen Gesellschaft sowie mit den Möglichkeiten von Autorinnen und Autoren, ihre Werke sowohl im Verlag als auch in Eigenregie zu publizieren. Außerdem legen wir Euch einen großartigen Text zum Thema Frauenfreundschaften ans Herz, der nicht nur weibliche Solidarität und „Sisterhood“ feiert, sondern auch eine stärkere Beschäftigung mit diesem Thema in den Medien und der Wissenschaft fordert. Viel Spaß beim Lesen!
Bevor auf der Frankfurter Buchmesse die diesjährige Gewinnerin oder der Gewinner des Deutschen Buchpreises bekannt gegeben wird, lohnt es sich, diesen klugen und amüsanten Erfahrungsbericht von Dirk Knipphals zu lesen. Er schreibt über die Arbeit von Literaturjurys mit all ihren komplexen Strukturen und ungeschriebenen Regeln und ermöglicht so einen interessanten, durchaus auch kritischen Blick hinter die Kulissen: „Jury-Arbeit ist zweierlei. Sie ist stille, zähe, mal beglückende, mal frustrierende, einsame Lesearbeit zu Hause auf dem Sofa oder am Schreibtisch. Und während der Sitzungen ist sie genau das Gegenteil: Kommunikation unter Anwesenden. Da kommt es auf Schlagfertigkeit an und darauf, den entscheidenden Moment zu erwischen. Und alles ist kommunikations-, also letztlich möglicherweise entscheidungsrelevant: Blicke, Gesten, ein Lachen hier, ein Hüsteln da.“
Bibliotheken sind ebenso von der Digitalisierung betroffen wie Buchhandlungen und andere Akteure der Buchbranche. Auf einer Pressereise des Deutschen Bibliotheksverbands durch Bibliotheken in den Niederlanden und Belgien lernte Tobias Schwarz interessante Ansätze kennen, mit dem digitalen Wandel umzugehen – von Bibliotheken als Coworking Space, als Gemeindezentrum oder als innovative Lernfläche: „Diese Bibliotheken in den Niederlanden und Belgien reagieren auf den Einfluss des digitalen Wandels auf das Konzept Wissensvermittlung mit neuen Strategien für den analogen Raum. Neben digitalisierten Wissensbeständen und dem Zugang zu digitalen Medien wird vor allem versucht, den Menschen und seine Aktivitäten in einer Bibliothek neu zu definieren. Die jede Veränderung antreibende Frage ist, wie Bibliotheken (noch) genutzt werden können.“
Eine Gegenstimme zu neuen Bibliothekskonzepten, wie Tobias Schwarz sie schildert, liefert Stefanie de Velasco in der „Zeit“ – sie beklagt, dass Bibliotheken als Orte der Ruhe und der Inspiration verschwinden und zu bloßen Bücherlagern werden: „Eine Bibliothek, die ihre Bestände nicht einmal mehr selbst auswählt und einkauft, sondern solche Tätigkeiten auslagert, so wie es der Vorstand und Managementdirektor der ZLB Volker Heller in Zukunft betreiben will, ist keine Bibliothek mehr. Doch dies scheint genau das zu sein, was Entscheidungsträger*innen aus den öffentlichen Bibliotheken machen wollen – einen verkümmerten toten Arm, der nur noch als Handlanger des Internets dient.“
Im Zeitalter des Selfpublishing entscheiden sich immer mehr Autorinnen und Autoren dafür, ihre Werke selbst auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig gründen renommierte Verlage (meist digitale) Imprints, um schneller auf Buchtrends reagieren und Experimente wagen zu können. Im Gespräch legen Marguerite Joly, Leiterin Neue Geschäftsinitiativen bei Ullstein, und Autor Marcus Hünnebeck die Möglichkeiten dar, die Autorinnen und Autoren heutzutage für ihre Veröffentlichungen haben – darunter auch der Weg, sowohl im Verlag als auch in Eigenregie zu publizieren.
Obwohl Frauen in unserer Gesellschaft in der Regel als emotional offener gelten als Männer, werden Männerfreundschaften in Literatur und Film öfter gefeiert. Frauen werden hingegen oft Stutenbissigkeit und Zickenkrieg vorgeworfen. Wie einflussreich und verbreitet weibliche Solidarität und Sisterhood dennoch sind, schildert Lea Susemichel in diesem ausführlichen, vielseitigen Artikel, der „Freundinnenschaft“ feiert: „Frauenfreundschaft wird dabei als zentrale Ressource nicht alleine im gemeinsamen Kampf um Emanzipation, sondern vor allem fürs eigene Leben verstanden. So kann der FreundInnenkreis als Wahlfamilie dienen, die notfalls das Zwangssystem Verwandtschaft ersetzt und im Idealfall sogar soziale Sicherung bieten kann. Und abgesehen von der konkreten Unterstützung, die Freundinnen einander auf unterschiedlichen Ebenen zukommen lassen, sind sie in erster Linie eines: geliebte Gefährtinnen, die fürs eigene Glück unentbehrlich sind.“
Jeden Monat erscheinen im Netz so viele anregende und aufregende Texte, dass wir mit dem Lesen oft gar nicht mehr hinterherkommen. #lesbar sammelt diese Perlen und präsentiert sie jeden letzten Donnerstag im Monat auf dem BücherFrauen-Blog – handverlesene Lese- und Teilempfehlungen zu Themen, die BücherFrauen und andere buchbewegte Menschen interessieren.
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