„The higher you go, the fewer women there are“. Treffend zitiert die nigerianische Bestseller-Autorin Chimamanda Ngozi Adichie die erste afrikanische Frau, die den Friedensnobelpreis verliehen bekam: Wangari Maathai aus Kenia. Blickt man auf die internationale Literaturszene, scheint sich diese Aussage auch dort zu bewahrheiten. Die großen Verliererinnen in dem Spiel um internationale Aufmerksamkeit sind vor allem die Autorinnen aus dem sogenannten Globalen Süden.
Der bekannteste internationale Literaturpreis ist der Nobelpreis für Literatur, der seit 1901 fast jedes Jahr vergeben wurde – davon 14-mal an eine Frau, zweimal an Autorinnen aus dem Globalen Süden: Gabriela Mistral aus Chile und Nadine Gordimer aus Südafrika. Ähnlich sieht es beim Friedenspreis des Deutschen Buchhandels aus, der seit 1950 jährlich eine Persönlichkeit würdigt, die sich in besonderem Maße durch ihre literarische, künstlerische oder wissenschaftliche Tätigkeit für den Friedensgedanken starkmacht. Bisher gab es acht weibliche Preisträgerinnen, eine davon aus dem Globalen Süden: Assia Djebar aus Algerien. Die extreme Unterrepräsentation weiblicher Autorinnen zeigt sich auch bei der aktuellen Longlist des Man Booker International Prize und dem Preis der Leipziger Buchmesse, was jüngst zu Kritik führte.
Auf dem deutschsprachigen Buchmarkt ist Literatur von Frauen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt noch unzulänglich vertreten. Frauen wie Chimamanda Ngozi Adichie, Assia Djebar oder Taiye Selasi gelten inzwischen auch bei uns als Autorinnen von hohem Rang und stellen eine zu begrüßende Ausnahme dar, bestätigen jedoch die Regel. Durch die ausbleibende Repräsentation werden Frauen im internationalen Literaturmarkt eher als Randfiguren wahrgenommen denn als unabhängige, kreative und erfolgreiche Autorinnen.

Raja Alem bei der Preisverleihung 2014 mit ihrem Übersetzer Hartmut Fähndrich und ihrem deutschen Verleger Lucien Leitess vom Unionsverlag.
(© Frankfurter Buchmesse)
Litprom hat es sich zum Ziel gesetzt, durch verschiedenste Projekte Literatur aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt zu fördern. Das Übersetzungsförderungsprogramm von Litprom wird aus Mitteln des Auswärtigen Amts und des Schweizer SüdKulturFond finanziert. Seit 1984 konnten so 721 Titel gefördert und übersetzt werden. Ein weiteres Projekt von Litprom ist der Weltempfänger, eine Empfehlungsliste, die viermal im Jahr erscheint und literarische Signale und lyrische Stimmen aus allen Erdteilen empfängt.
Von großer Bedeutung ist außerdem der LiBeraturpreis, der einzige deutsche Literaturpreis, der ausschließlich an ausländische Autorinnen vergeben wird. Nominiert sind automatisch die Titel der Autorinnen, die im Vorjahr auf eine der vier Weltempfänger-Bestenlisten gewählt worden sind. Auffällig ist, dass in den vergangenen Jahren von insgesamt 28 Autoren der Liste maximal 8 Frauen waren. Das gleiche Bild zeigt sich im Online-Katalog Quellen. 25 % der übersetzten Titel sind von Frauen, mehr nicht. Mit der Vergabe des LiBeraturpreises gibt Litprom starken Frauenstimme eine Bühne. Unterstützt wird Litprom dabei von der Frankfurter Buchmesse. Mit der Auszeichnung verbunden sind ein Preisgeld von 3.000 Euro sowie die Einladung der Preisträgerin zur Frankfurter Buchmesse, wo der Preis offiziell übergeben wird.
Seit dem 1. März läuft das Voting für den LiBeraturpreis 2016, das für alle Leser und Leserinnen offen ist. Auch dieses Jahr dokumentieren die Kandidatinnen die Vielstimmigkeit des Globalen Südens. Die Bandbreite der literarischen Formen ist dabei so vielfältig wie ihre Verfasserinnen: eine Graphic Novel aus der Elfenbeinküste (Marguerite Abouet), schnell geschnitten wie eine Fernsehserie, Gedichte – kraftvolle wie zärtliche – der tunesischen Lyrikerin Najet Adouani sowie – persönliche wie politische – der südafrikanischen Lyrikerin Antjie Krog. Außerdem ein Liebes- und Polit-Roman aus Indonesien von Laksmi Pamuntjak, ein tiefgründiger wie überraschender Roman aus Israel von Ayelet Gundar-Goshen und ein wütend-witziger Roman der Argentinierin María Sonia Cristoff.
Das Voting ist für alle Leser und Leserinnen offen und auf der Homepage von Litprom zugänglich. Litprom nimmt auch Stimmen per E-Mail oder per Postweg an, die Abstimmung läuft bis zum 31. Mai. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen nehmen automatisch an einem Gewinnspiel teil.
Näheres zum LiBeraturpreis und zum Voting hier.
20. April 2016 um 12:10
Liebe Anita, liebe Hanna, die Verleihung auf der Buchmesse ist bestimmt schon terminiert, oder? Gebt doch den Termin gerne mal hier durch. Gruß und Dank, Jana
21. April 2016 um 10:06
Liebe Jana, die Preisverleihung wird am Samstag, 22.Oktober auf der Frankfurter Buchmesse stattfinden. Außerdem wird es noch eine Lesung mit der Gewinnerin geben, der Termin wird noch bekannt gegeben. Wir freuen uns schon auf spannende Veranstaltungen!