Spätestens seit dem internationalen Erfolg von Anna Todd mit ihrer „After“-Reihe (hierzulande von Heyne veröffentlicht) haben die meisten Buchbranchenmenschen zumindest mal was von Wattpad gehört. Die kanadische Social-Media-Plattform für Schreibende und Lesende gibt es seit 2006, inzwischen verzeichnet sie rund 60 Millionen Nutzer pro Monat (Zahlen von Ende 2017). Laut Wattpad-Statistiken sind 70 Prozent der Nutzerschaft weiblich, rund 90 Prozent benutzen zum Lesen und Schreiben die Wattpad-App (der Rest nutzt dafür wohl hauptsächlich oder ausschließlich den Browser-Zugang). Ein junges, enthusiastisches Publikum, das viel Fanfiction, aber auch originale Werke liest und schreibt (der Übergang zwischen beidem ist fließend – auch Anna Todds Bestseller hat als Fanfiction angefangen).
Im englischsprachigen Raum kommt es nicht selten vor, dass Wattpad-Autor*innen-Größen mit Millionen von Leser*innen bei Verlagen unterkommen. Auch in Deutschland gab es schon Versuche, die Plattform als Talentschmiede zu gebrauchen (so Piper 2014 mit dem Piper Award #erzähleesuns). Viele können sich hierzulande jedoch immer noch nichts unter Wattpad vorstellen. Ist das wie Facebook für Autor*innen? Wie gut sind die Geschichten, die da veröffentlicht werden? Muss man sich als Autor*in da anmelden, um den nächsten Bestseller zu landen?
Genau das habe ich mich auch gefragt. Und nach einem Impuls von Jana Stahl habe ich gedacht: Warum nicht einfach mal ausprobieren? So hat meine Zeit auf Wattpad begonnen. Und so viel sei hier schon mal vorweggenommen: Ein Weg zum Bestseller ist das nicht.

Startbildschirm Wattpad
Erste Schritte
Es geht sehr schnell, bei Wattpad ein neues Buch anzulegen: einfach registrieren und unter „Erstellen“ auf „+Neue Geschichte“ klicken. Das Werk braucht einen Titel, ein Cover (hab ich mir mithilfe der freien Software Adobe Sparks selbst erstellt), eine Kurzbeschreibung und einige Schlagworte (Tags), damit es auf der Plattform gefunden werden kann. Das alles kann beliebig oft und schnell geändert oder ganz gelöscht werden. Neben klassischen Romanen gibt es auf Wattpad Fanfiction, Anthologien, Schreibwettbewerbe, Schreib-Rollenspiele, Buchclubs und vieles mehr. Ein bunter kreativer Dschungel, in dem man sich erst mal orientieren muss (zur Orientierung in diesem Beitrag: Am Ende hab ich ein kurzes ABC mit wichtigen Begriffen und interessanten Details zusammengestellt, falls irgendetwas unklar bleibt).
Jetzt hatte ich also mein neues Buch erstellt und die ersten Kapitel hochgeladen. Was nun? Als neue Nutzerin hatte ich keine Follower*innen meines Accounts, es wurde also niemand über mein neues Buchprojekt informiert. Andere Nutzer*innen sahen mein Buch nur, wenn sie sich innerhalb bestimmter Schlagworte auf die Suche begaben. Doch die Konkurrenz auf Wattpad ist riesig. Sichtbar wird man vor allem durch ein hohes Ranking in beliebten Tags, zum Beispiel #fantasy oder #romantik. Das Ranking wird von einem Algorithmus bestimmt, über den Wattpad nicht viel verrät. Klar ist, dass die Anzahl von Reads und Votes (es wird separat erfasst, wie viele Nutzer*innen ein Kapitel gelesen, also angeklickt, und wie viele dafür gestimmt haben) eine große Rolle dabei spielt. Fortsetzungsgeschichten sind daher am besten für Wattpad geeignet: Wer mit regelmäßigen Updates viele Fans sammelt, die für jedes neue Kapitel innerhalb einer kurzen Zeitspanne voten, klettert schnell die Ränge hoch und gewinnt dadurch weitere Fans. So halten sich viele Werke weniger durch ihre Qualität als durch die Popularität der Nutzer*innen in den oberen Rängen.
Wattpad ist also vor allen Dingen ein soziales Netzwerk. Ohne Austausch mit anderen kann das eigene Buch noch so gut sein, es bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit unentdeckt. Der Trick dabei ist, möglichst viele Leser*innen für das eigene Werk zu gewinnen, ohne alle mit Eigenwerbung zu vergraulen. Aber wie fängt man als Neuling überhaupt damit an?

Mein Profil auf Wattpad (Browser-Ansicht)
Hier bin ich
Wie bei jeder Social-Media-Plattform fängt man damit an, anderen Nutzer*innen zu folgen und deren Beiträge zu kommentieren. Auf Wattpad heißt das: lesen, lesen, lesen. Es gibt Geschichten für jeden Geschmack, aber die Orientierung in diesem riesigen Angebot ist schwierig. Ich habe mich auf deutsche Werke beschränkt (Wattpad schlägt einem nur deutsche Werke vor, wenn man das als Sprache eingestellt hat) und am Anfang die beliebtesten Bücher in der Kategorie Fantasy durchgesehen. Ergebnis: Ich fand sie alle schrecklich und war erst mal sehr ernüchtert darüber, dass vorhersehbare, schlecht geschriebene Geschichten über Badboys und Werwölfe über 500.000 Views hatten. Gut, um zu beobachten, welche Themen und Dynamiken bei der jungen Zielgruppe gerade in sind, aber schlecht, um selbst etwas Gutes zum Lesen zu finden (vor allem wenn man fünf Rechtschreibfehler in einem Satz nicht erträgt).
Nach einiger Suche bin ich dann doch auf ein paar recht interessante Geschichten gestoßen und hab dann viel Zeit ins Lesen, Voten und Kommentieren investiert. Die Autor*innen auf Wattpad sind meist sehr enthusiastisch und freuen sich über jedes Wort zu ihrem Werk – kein Wunder, da die Praxis weit verbreitet ist, etwas zu lesen und wieder zu verschwinden, ohne auch nur einen Stern (das Zeichen für einen Vote) dazulassen. Oft bedanken sich die Autor*innen auf dem Profil der Leser*innen für ihre Stimme. Kritisches Feedback ist allerdings nicht immer willkommen.
Nach dem Prinzip „Eine Hand wäscht die andere“ habe ich so auch meine ersten Reads und Votes gesammelt. Dank der Wattpad-App habe ich jedes Mal eine Benachrichtigung auf dem Smartphone bekommen – eine Praxis, die dazu verführt, die Zahlen so aufmerksam zu verfolgen wie Aktienkurse. In den ersten Wochen habe ich mein Ranking mit Argusaugen beobachtet und versucht, dem Algorithmus auf die Spur zu kommen: Wie viele Updates pro Woche bringen die beste Steigerung? Hilft es, wenn das Buch auf möglichst vielen Leselisten (von den einzelnen Nutzer*innen angelegt) landet? Spielt die Kapitelanzahl eine Rolle? Auf Wattpad gibt es viele mehr oder minder hilfreiche Ratgeber, die sich genau solchen Fragen und weiteren Tipps und Tricks widmen. Im Endeffekt musste ich aber einfach herumprobieren, was für mich am besten funktioniert hat. So habe ich meinen Update-Rhythmus sukzessive von drei Mal auf ein Mal die Woche reduziert – ich musste ja irgendwann auch noch schreiben …

Mein Roman (App-Ansicht), Cover erstellt von der Wattpad-Nutzerin Little_Ophelia
Awards und Buchclubs
Auf Wattpad gibt es viele Wettbewerbe, an denen man teilnehmen kann, um das eigene Werk bekannter zu machen. Ich hab mich bei einigen angemeldet, aber da die Bewertungszeiträume meist sehr lang sind, hab ich nur bei zweien schon die Auswertung miterlebt. Ich bezweifle, dass man durch die Teilnahme allein viel gewinnt – höchstens einige Reads durch die Jurymitglieder. Cover mit Award-Stickern mögen aber bei Leser*innen besser ankommen als welche ohne. Besonders interessant fand ich den Ideenzauber-Award, durchgeführt von der Autorin Celina Weithaas in Zusammenarbeit mit vielen anderen Nutzer*innen (ich war Teil der Jury). In diesem Rahmen wurde eine Anthologie mit den Gewinnergeschichten als kostenloses E-Book veröffentlicht – eine gute Möglichkeit, um sich einen ersten Eindruck von der großen Bandbreite an Themen und Schreibtalenten auf Wattpad zu verschaffen.
Was sich für mich bewährt hat, war die Teilnahme an einem Buchclub. Darin verpflichtet man sich, jede Woche ein anderes teilnehmendes Buch anzulesen und Feedback dazu zu geben, während jemand anderes das für das eigene Buch tut. Auf diese Weise bin ich mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch gekommen und habe auch einige gute Tipps zur Überarbeitung meiner Geschichte bekommen. Wie seriös und ausführlich die Teilnehmer*innen das tun, liegt natürlich ganz in ihren Händen – wie alles auf Wattpad ist auch das ein freiwilliges Engagement, dem man sich mit mehr oder weniger Mühe widmen kann.
Ein paar Zahlen
Am 7. März habe ich meinen Wattpad-Account erstellt und die ersten beiden Kapitel meines Romans hochgeladen. Mein Einstiegs-Ranking (einen Tag später) in der Kategorie #fantasy war 836. In der Folgezeit habe ich dreimal die Woche ein neues Kapitel hochgeladen und bin bis zum Platz 56 hochgeklettert (22. April). Anfang Mai habe ich die magische Grenze von 1.000 Reads erreicht. Kurz darauf hat Wattpad sein Rankingsystem und offenbar seinen Algorithmus verändert, was bei meinem Buch einen andauernden Abstieg im Ranking zur Folge hatte. Trotzdem habe ich am 12. Juni die 2.000 Reads geknackt. Zu dem Zeitpunkt habe ich bereits nur noch einmal die Woche geupdatet, was sich auf jeden Fall negativ in meinen Reads niedergeschlagen hat. Kurz vor Veröffentlichung dieses Beitrags habe ich 3.000 Reads erreicht.

Statistiken zu meinen Leser*innen: Alter, Geschlecht und Region
Von Anfang an ist mir aufgefallen, dass Wattpad-Bücher eher kurze Kapitel haben – in der Regel nicht mehr als 1.000 Wörter (auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt). Mit meiner Kapitellänge von durchschnittlich 2.000–3.000 Wörtern habe ich schon einige Male von Leser*innen gehört, dass ihnen das zu lang sei. Offenbar ziehen es die meisten Leser*innen vor, ihre Geschichten in kleineren Häppchen, aber dafür mit häufigeren Updates zu bekommen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass viele von ihnen über die App lesen (und schreiben), also vielleicht unterwegs oder in der Schule, wo man eher kurze Zeitblöcke zwischendurch hat. Da die meisten außerdem viele Geschichten parallel lesen, erinnern sie sich eher an einzelne Entwicklungen und Charaktere, wenn es häufige Updates gibt.
Interessant ist ein Blick auf die Statistik, die Wattpad zu jedem Werk liefert (nur einsehbar fürs eigene Buch). Darin werden Unique Readers, Votes und Comments des letzten Monats sowie demografische Angaben der Leser*innen erfasst. Meine Leser*innen kommen zum Beispiel überwiegend aus Deutschland (74,6 Prozent), aber aktuell (Urlaubssaison) sind auch welche aus Spanien, Italien und den USA dabei. In diversen Ratgebern habe ich schon den Tipp gelesen, auf der Grundlage dieser Statistik den Zeitpunkt für neue Uploads zu optimieren – allerdings eher relevant für englischsprachige Werke, die von einem internationalen Publikum gelesen werden. Spannend finde ich die Angaben zum Alter der Leser*innen (bei mir: 43 Prozent zwischen 13 und 18 Jahren, 26 Prozent zwischen 18 und 25 und der Rest älter oder ohne Angabe) sowie zum Geschlecht (74 Prozent weiblich, 13 Prozent männlich, Rest ohne Angabe). So kann man sich schnell einen ungefähren Eindruck der eigenen Leserschaft verschaffen.
Was bringt Wattpad mir als Autorin?
Nach über fünf Monaten auf Wattpad kann ich sagen, dass die Plattform für Schreibende interessante Möglichkeiten bietet, aber nur unter hohem Zeitaufwand. Um vom Austausch in der Community zu profitieren und das eigene Werk zu promoten, muss man mehrmals die Woche online sein, am besten jeden Tag. Auf jedem Profil ist ein Aktivitätenprotokoll sichtbar, sodass Nutzer*innen, die nie online und nicht in der Community tätig sind, schnell auffliegen und potenzielle Leser*innen abschrecken.
Eine Orientierung in der deutschen Wattpad-Community finde ich allerdings sehr schwer. Es gibt keine zentrale Anlaufstelle, wo man mit allen deutschsprachigen Autor*innen kommunizieren kann (für englischsprachige gibt es zumindest Foren). Stattdessen muss man sich als Neuling durch Empfehlungen, populäre Werke und Hashtags kämpfen, bis man mehr aus Zufall auf Leute stößt, mit denen es sich auszutauschen lohnt (besonders ein Problem für erfahrenere Schreibende, die höhere Ansprüche an Texte haben). Hilfreich sind die offiziellen Wattpad-Accounts und die Wattpad-Botschafter – erfahrene Nutzer*innen, die man um Rat fragen kann, wenn man nicht mehr weiterkommt. Aber man muss trotzdem eine hohe Frustrationsschwelle mitbringen.

Das Profil der Wattpad-Botschafter
Wofür Wattpad meiner Meinung nach nicht gut ist: das eigene Werk promoten, in der Hoffnung, damit Käufer*innen für eine spätere Veröffentlichung zu gewinnen. Ich bezweifle sehr, dass die meisten Nutzer*innen, die an kostenlosen Content gewöhnt sind und oft nicht einmal ein Sternchen dalassen, bereit sind, für das fertige Buch Geld zu zahlen. Eventuell funktioniert das, wenn man jahrelang auf der Plattform aktiv ist und Zehntausende Fans gesammelt hat (das gibt es!), aber es ist nicht der einfache Weg zum Bestseller, wie manche Autor*innen ihn sich erhoffen. Generell ist ein hohes Wattpad-Ranking kein Ausweis von Qualität, sodass ich auch nicht glaube, dass Verlage es einfach damit haben, hier ihre nächsten Spitzentitel zu finden. Eher ähnelt es der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wenn jemand mir aus Verlagsperspektive Genaueres (oder auch Widersprüchliches) erzählen möchte, ergänze ich diesen Beitrag sehr gern!
Wofür Wattpad gut ist: Trends erkennen und Buchprojekte antesten. Durch die Verschlagwortung aller Bücher kann man sich schnell einen Überblick über beliebte Themen und Genres verschaffen (der ungebrochene Trend 2017: Werwölfe, aber auch Bad Boys und Millionäre sind immer noch angesagt). Besonders im Jugendbuch-Bereich können Autor*innen (und Verlage, Agenturen etc.) sich von solchen Trends inspirieren lassen. Für mich hat sich Wattpad bewährt, um zu testen, wie der Anfang meines Romans ankommt. Ich habe extra für die Plattform einen Prolog geschrieben, der extrem gut aufgenommen wurde (sichtbar an der Statistik und an den Kommentaren), während ich bei meinen ersten Kapiteln eher gemischtes Feedback erhalten habe. Das sind wichtige Infos, die ich sehr gut bei der Überarbeitung des ersten Textentwurfs verwenden kann. Ich kann mir gut vorstellen, auch in Zukunft zumindest die ersten Kapitel eines neuen Buchprojekts auf Wattpad anzutesten, besonders wenn es sich an eine junge Zielgruppe richtet.

Der höchste von mir erreichte Rang im Fantasy-Tag (noch mit erstem, selbst gebasteltem Cover)
Ein weiterer Vorteil: Motivation. Das geht vermutlich nicht allen so, aber mir hat die Erwartungshaltung meiner Leser*innen dabei geholfen, kontinuierlich an meinem Roman zu arbeiten und ihn zu Ende zu schreiben. Aufrichtiger Enthusiasmus ist ein hervorragendes Mittel gegen Selbstzweifel und Schreibflauten. Außerdem hat mich der Austausch in den Kommentaren auf einige offene Fragen und Unstimmigkeiten aufmerksam gemacht, die ansonsten meine Lektorin hätte ausbaden müssen.
Wie geht’s jetzt weiter?
Für mich hat sich Wattpad schon insofern gelohnt, als dass ich durch dieses Experiment einen Roman zu Ende geschrieben habe, den ich sonst vermutlich nie wieder aufgegriffen hätte. Ausgerüstet mit ein paar hilfreichen Kommentaren mache ich mich jetzt an die Überarbeitung des Textes. Von einigen Leser*innen habe ich schon gehört, dass sie sich mein Buch tatsächlich kaufen würden, um es sich ins Regal zu stellen – ein schöner Ansporn. Ob sich solche netten Kommentare dann auch wirklich bewahrheiten, bleibt abzuwarten (vielleicht schreibe ich auch darüber, wenn es mal so weit ist). Meinen Wattpad-Account behalte ich auf jeden Fall – ich bin gespannt, was sich in Zukunft noch auf dieser Plattform tun wird. Vielleicht lesen wir uns dort?
Das Wattpad-ABC – Wichtige Begriffe und Konventionen
[dropcap]A[/dropcap]
wards
Eine beliebte Methode, um auf Wattpad neue Leser*innen zu gewinnen, ist die Teilnahme an Awards – Wettbewerben, die von anderen Nutzer*innen zu bestimmten Themen organisiert und meist sehr subjektiv entschieden werden. Dabei meldet man sein Buch innerhalb eines festgelegten Zeitraumes an, rührt die Werbetrommel für den Award, damit die Mindestteilnehmer*innenzahl zustande kommt, und wartet dann darauf, dass die Jury sich das eigene Werk anschaut und am Ende der Bewertungsphase die Top 3 bekannt gibt. Die Gewinner bekommen meist ein kurzes Feedback zu ihrer Geschichte und einen Sticker, der den Sieg verkündigt und auf dem Buchcover präsentiert werden kann. Bei anderen Awards stimmen die Nutzer*innen einfach direkt für ihre Favoriten ab. Man kann an mehreren Awards gleichzeitig teilnehmen.
[dropcap]B[/dropcap]
otschafter
Die Wattpad-Botschafter sind Nutzer*innen aus aller Welt, die sich freiwillig melden und ausgebildet werden, um die Plattform zu verbessern und anderen Nutzer*innen zu helfen. Es gibt fünf Teams: Engagement, Content, Club, Data und Community. Bewerben kann sich jede*r, die*der über 18 Jahre alt und mindestens sechs Monate Mitglied ist.
[dropcap]C[/dropcap]
ommunity
Es gibt viele Arten, an der Wattpad-Community teilzuhaben. Man kann in den Clubs zu verschiedenen Themen diskutieren (meist auf Englisch), an Schreibwettbewerben oder Rollenspielen teilnehmen, sich in Buchclubs über die eigenen Werke und die anderer austauschen, Rezensionen schreiben etc. Ohne Teilhabe an dieser Community wird man auch mit dem besten Buch keinen Erfolg haben. Wattpad ist eben vor allem ein soziales Netzwerk, keine Vermarktungsplattform.

Mein neues Cover von Little_Ophelia auf Wattpad
[dropcap]D[/dropcap]
ienstleistungen
Es gibt zahlreiche Nutzer*innen, die anderen kostenlos Coverdesign, Lektorat, Erstellung von Buchtrailern und vieles mehr anbieten. Ich hab eine Coverdesignerin um einen neuen Umschlag für mein Buch gebeten und bin begeistert von dem Ergebnis – schnell, professionell und völlig umsonst. Das Einzige, was diese Anbieter*innen im Gegenzug erwarten, ist eine Erwähnung im jeweiligen Buch.
[dropcap]E[/dropcap]
mpfehlungen
Basierend auf dem eigenen Leseverhalten und beliebten Hashtags empfiehlt Wattpad immer wieder Bücher und Nutzer*innen, denen es sich zu folgen lohnt. Das ist eine gute Möglichkeit, um mehr Aufmerksamkeit für das eigene Werk zu bekommen. Wie man es in diese Listen schafft, weiß aber vermutlich nur das Wattpad-Team.
[dropcap]F[/dropcap]
anfiction
Sehr beliebt auf Wattpad sind Geschichten über Charaktere aus bereits existierenden Welten oder über Berühmtheiten, die häufig miteinander verkuppelt werden (2017 besonders angesagt: Geschichten zu den Netflix-Serien „Riverdale“ und „Stranger Things“). Auf Wattpad besonders erfolgreiche Fanfiction-Geschichten werden auch mal nach einer Überarbeitung von Verlagen veröffentlicht, so zum Beispiel Anna Todds „After“-Reihe oder Cristina Chiperis „Mein Dilemma bist du!“ (aus dem Italienischen, erscheint in Deutschland bei Fischer).
[dropcap]G[/dropcap]
enres
Wattpad eignet sich vor allem für Unterhaltungsgenres wie Romance, Fantasy oder Young Adult, aber es gibt auch Sachbücher, Lyrik und Aktuelle Literatur.
[dropcap]H[/dropcap]
ashtag
Hashtags ermöglichen das Auffinden eines Werkes auf Wattpad. Man kann alles als Hashtag nutzen, was man will, aber es sollte etwas sein, nach dem Leser*innen suchen würden. Ich empfehle, sich vorher anzusehen, welche Hashtags beliebt sind und wie bestimmte Themen in der Regel verschlagwortet werden (schwule Geschichten laufen zum Beispiel unter #mxm, #boyxboy, #boyslove etc.).
[dropcap]I[/dropcap]
n-Line-Kommentare
Die In-Line-Kommentierfunktion erlaubt es, zu jedem Wort und jedem Absatz gezielt einen Kommentar zu hinterlassen. Das ist gut für punktuelles Feedback, führt aber auch zu teilweise langen Diskussionen in den Kommentaren, die auch mal ins Persönliche abgleiten können. Erstaunlich oft werden übrigens Rechtschreibung und Zeichensetzung bemängelt (das scheint besonders ein Phänomen innerhalb der deutschen Wattpad-Community zu sein).

Die Genres auf Wattpad
[dropcap]J[/dropcap]
ugendbuch
Auch wenn Jugendbuch nur eines von vielen möglichen Genres auf Wattpad ist, habe ich auch in den anderen Genres meist eher junge Protagonist*innen vorgefunden, die sich viel mit romantischen Fragen befassen. Daher würde ich Wattpad vor allem für Leser*innen und Autor*innen dieses Genres empfehlen.
[dropcap]K[/dropcap]
onkurrenz
Seit Mai 2016 gibt es eine europäische Alternative zu Wattpad: das niederländische Start-up Sweek. Wie Wattpad soll es vor allem zum Social Reading und Social Writing dienen und die Smartphone-Generation ansprechen. Dort tummeln sich aber eher erfahrenere Schreibende, die von den zahlreichen Schreibwettbewerben auf der Plattform angezogen werden (auch von deutschen Verlagen, aktuell zum Beispiel von dtv).
[dropcap]L[/dropcap]
eselisten
Als Nutzer*in kann man die Bücher, die man weiterlesen möchte, in der privaten Bibliothek abspeichern und/oder in öffentlichen Leselisten ablegen. Diese werden auf dem Profil angezeigt und können ganz subjektiv benannt und geordnet werden. Ob die Aufnahme in eine Leseliste Einfluss auf das Ranking eines Buchprojekts hat, konnte ich nicht herausfinden.
[dropcap]M[/dropcap]
edien in Büchern
Auf Wattpad lassen sich schnell und einfach verschiedene Medien in Bücher einbinden: Bilder, Videos, Gifs, Musik und sogenannte Besetzungslisten, in denen man den eigenen Charakteren Schauspieler oder andere Promis zuordnet, die sich der*die Leser*in beim Lesen vorstellen soll. Ich habe Bücher gesehen, in denen diese Medien exzessiv eingesetzt wurden, aber auch viele, in denen sich ganz klassisch auf den Text beschränkt wurde. Es ist meiner Meinung nach eine interessante Möglichkeit, wenn man sie mit Bedacht nutzt.
[dropcap]N[/dropcap]
ewsfeed
Ähnlich wie auf Facebook haben die Nutzer*innen jeweils einen privaten Newsfeed, auf dem die neuesten Aktivitäten derer, denen man folgt, und Updates der Geschichten, die man in der Bibliothek gespeichert hat, angezeigt werden.
[dropcap]O[/dropcap]
riginale
Neben Fanfiction gibt es auf Wattpad auch viele Originalwerke, die gern gelesen werden. Es handelt sich oft um sehr ähnliche Handlungsstränge (Schulwechsel, neue Liebe, Heldin entdeckt magische Kräfte und muss die Welt retten …), was in sogenannten Kritikbüchern teilweise gnadenlos zerrissen wird.
[dropcap]P[/dropcap]
rofil
Die Nutzer*innen haben jeweils ein öffentliches Profil, auf dem allgemeine Infos, ein Profilbild, eigene Werke, Leselisten, Nachrichten und letzte Aktivitäten angezeigt werden.

So sieht ein von Wattpad generiertes Zitat aus
[dropcap]Q[/dropcap]
uotes
Die Wattpad-App bietet eine schöne Art, Zitate aus Wattpad-Büchern zu teilen: einfach eine Textstelle markieren, auf das Anführungszeichen-Symbol gehen, einen hübschen Hintergrund für das Zitat wählen und das Bildchen dann auf dem sozialen Netzwerk deiner Wahl teilen.
[dropcap]R[/dropcap]
anking
Jedes Wattpad-Buch erhält einen Rang in jedem Hashtag, den es zugewiesen bekommen hat. Je nachdem, wie hoch dieser Rang ist, taucht das Buch bei der Suche in diesem Hashtag weiter oben oder unten auf. Das Ranking wird durch eine unbekannte Kombination von Faktoren bestimmt, darunter wahrscheinlich die Anzahl von Votes innerhalb eines kurzen Zeitraums und die Häufigkeit der Updates.
[dropcap]S[/dropcap]
tatistik
Man kann sich folgende statistische Daten zu seinem eigenen Werk anzeigen lassen: Unique Readers, Votes, Comments, Completed Reads by Part, Votes by Part, Comments by Part sowie Alter, Geschlecht und Region der Leser*innen.
[dropcap]T[/dropcap]
alent Scouts
Neu für Wattpad Deutschland sind die Talent Scouts: ein Team von Wattpad-Mitarbeiter*innen, das auf der Plattform nach Geschichten sucht, die für eine Adaption als Film, Serie oder Game infrage kämen. Im Juni wurde dazu eine Kooperation mit den Bavaria Studios geschlossen.
[dropcap]U[/dropcap]
rheberrecht
Bei der Erstellung eines neuen Buchprojekts kann man zwischen folgenden Möglichkeiten der Rechtevergabe wählen: Alle Rechte behalten; Public Domain; Creative Commons (CC) Namensnennung; CC Namensnennung, nicht-kommerziell; CC Namensnennung, nicht-kommerziell, keine Bearbeitung; CC Namensnennung, nicht-kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen; CC Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen; CC Namensnennung, keine Bearbeitung.
[dropcap]V[/dropcap]
otes
Die Leser*innen können für jeden Teil eines Buches je eine Stimme vergeben, die als goldenes Sternchen angezeigt wird. Die Anzahl der Votes steht bei jedem Buchprojekt dabei und gilt als Qualitätsmerkmal. Daneben steht die Anzahl der Reads, die zeigt, wie oft ein Kapitel des Buchs überhaupt aufgerufen wurde.

Die Wattys 2018 in Zahlen (Quelle: Wattpad)
[dropcap]W[/dropcap]
attys
Der bekannteste Wattpad-Award sind die Wattys, die einmal im Jahr von Wattpad selbst durchgeführt werden. Dort trifft ein Algorithmus die Vorauswahl, aber die endgültige Auswahl erfolgt nach redaktioneller Bewertung durch das Wattpad-Team. 2018 werden die Wattys in zwölf Kategorien vergeben.
[dropcap]X[/dropcap]
Oft stößt man auf Wattpad auf Hashtags mit einem x zwischen Charakternamen – dort steht es für eine romantische Beziehung zwischen diesen Charakteren oder Personen. Es wird außerdem benutzt, um spezifische Beziehungskonstellationen wie #girlxgirl oder #boyxboy zu kennzeichnen.
[dropcap]Z[/dropcap]
ielgruppe
Anmelden kann man sich auf Wattpad ab 13 Jahren, die meisten Nutzer*innen sind im schulpflichtigen Alter. Erwachseneninhalte – grafische Darstellungen von Sex oder Gewalt – müssen besonders gekennzeichnet werden und können bei der Suche nach neuem Lesestoff ausgeschlossen werden.
16. August 2018 um 19:57
Liebe Martha, vielen Dank, dass Du meinem Impuls gefolgt bist. Dein Artikel ist wunderbar informativ, unterhaltsam und reflektiert geworden. Ich denke, da bleiben wenige Fragen zu Wattpad offen.
Was ich aber noch ergänzen möchte: Ich bin über dieses Experiment vor allem auch deshalb so glücklich, weil ich dadurch Deine Tolle Geschichte „Tal der Toten“ kennenlernen durfte. Sie hat mich von Anfang an so gepackt, dass ich sie über Wochen sehr gerne auf Wattpad mitverfolgt habe. Mir hat auch gut gefallen, wie Du mit der Community interagiert hast. Eine Geschichte bekommt nochmal eine ganz andere Ebene, wenn man mitverfolgen kann, wie andere darauf reagieren, welche Fragen sie sich stellen und welche sie dann auch direkt zum Text als Kommentar dazustellen.
Ich liefere hier für alle, die Deine Geschichte nun auch kennenlernen wollen mal noch den Link nach:
https://www.wattpad.com/story/141161788-tal-der-toten
Es lohnt sich, sich dafür auf Wattpad anmelden, das kann ich Euch aus Erfahrung sagen!
Vielen Dank, Martha, auch für Deine Offenheit, Dich auf den Wattpad-Versuch einzulassen!
21. August 2018 um 15:26
Liebe Jana,
vielen Dank! Der Versuch hat großen Spaß gemacht und ich freue mich, wenn mein Erfahrungsbericht anderen dabei hilft, einen guten Einblick in die Plattform zu erhalten.
Danke auch für deine unermüdliche Werbung für „Tal der Toten“! Ich musste den Roman leider gerade aus dem Netz nehmen, weil ich damit bei einem Schreibwettbewerb auf die Shortlist gekommen bin und Aussicht auf einen Verlagsvertrag hab. Das wäre natürlich ein krönender Abschluss des Abenteuers 😉
22. August 2018 um 00:26
Wohoo, wenn das mal keine Neuigkeiten sind! Vielleicht musst Du in dem Fall Deine These mit dem mühsamen Weg zum Bestseller überdenken! ?
Für alle, die die Entwicklung zum „Tal der Toten“ mitverfolgen wollen, hier gibt’s die Shortlist, auf die Marthas Geschichte Einzug gehalten hat:
https://blog.tolino-media.de/2018/08/shortlist-das-sind-die-zehn-besten/
18. August 2018 um 10:56
Richtig toller Blogbeitrag!
28. August 2018 um 07:36
Dir, liebe Martha, viel Erfolg auf dem Weg zum Buch und großen Dank für die lebhafte und informative Schilderung von Wattspad!
Sibylle Hoffmann
15. Oktober 2018 um 20:12
Wow! Ein super Beitrag, liebe Martha. Ich habe mich – genau, wie du sagst – immer gefragt, was Wattpad genau kann und was es soll und was es ist. Das weiß ich jetzt, Dank deiner sehr informativen und gründlichen Schilderung und kann es einordnen. Danke, dass du das Abenteuer gewagt hast und dir die Zeit dafür genommen hast, uns das zu erzählen.
16. Oktober 2018 um 10:58
Das freut mich zu hören! Es war wirklich ein Abenteuer und ich hab einiges daraus gelernt.
2. Dezember 2019 um 10:36
Dank dir und deines Berichtes bin ich auf Wattpad aufmerksam geworden. Ich kannte die Plattform vorher tatsächlich noch gar nicht!
Jedenfalls habe ich mich gleich angemeldet, um mich dort umzuschauen und selbst zu veröffentlichen. Allerdings finde ich es schwer, deutsche Beiträge zu finden. Alles auf Wattpad ist auf ein englischsprachiges Zielpublikum ausgerichtet. Nur ganz wenige Hashtags sind deutsch. daher werden mir auch nur englische Geschichten angezeigt.
Kann man da noch andere Voreinstellungen wählen?
LG Anne
2. Dezember 2019 um 19:54
Liebe Anne, freut mich sehr, dass dich der Bericht neugierig gemacht hat! Ja, der Großteil der Userbase ist englischsprachig, aber es gibt auch eine aktive deutschsprachige Community. Wenn du bei deinen Einstellungen als Sprache „Deutsch“ auswählst, sollten dir nur deutsche Geschichten angezeigt werden. Und dann heißt es, sich durchklicken und sich interessante User zusammensuchen, fürchte ich. Gut strukturiert ist Wattpad leider nicht. Du kannst mich aber gern dort anschreiben, ich bin immer noch als @tornalar angemeldet! LG, Martha