In den entscheidenden Stunden vor und nach der Absage der Leipziger Buchmesse war Ruth Justen als Pressesprecherin mitten im Geschehen. Wie sie diesen Tag erlebt hat, was danach passiert ist und welche Wirkung Adrenalin seitdem auf sie hat, davon erzählt sie in dieser Folge des BücherFrauen Podcasts „Die Buchmacherinnen“. Die Fragen stellen Jana Stahl und Marianne Eppelt.
Am Donnerstag, den 12. März 2020 sollte eigentlich der erste Tag der Leipziger Buchmesse sein, aber nun gibt es statt aufgeregter Menschenmassen nur gähnende Leere auf dem Messegelände. Auch im Messehaus, wo wir uns mit Ruth Justen zur Podcastaufnahme treffen, scheint alles sehr, sehr ruhig. Man sieht und hört kaum jemanden. Nach der Corona-tauglichen Begrüßung mit Ellenbogen-Check sitzen wir mit der Leipziger Pressesprecherin in einem Konferenzraum. Seit 2012 komplettiert sie während der heißen Phase von Januar bis März das Presseteam der Leipziger Buchmesse.
Von ihr wollten wir wissen, wie es war, als die Leipziger Buchmesse 2020 am 3. März abgesagt wurde. Wie wurde entschieden? Wer war dabei? Gab es Druck von Seiten der Aussteller, gab es etwa schon Absagen? Und ist das überhaupt schon jemals zuvor geschehen?
Ruth Justen erzählte uns auch vom Verlauf der Rückabwicklung und den Schwierigkeiten, die dabei entstehen, da es für diese Prozesse keine Vorlagen oder Programme gibt. Das Team mache jetzt alles „von Hand“. Entsprechend rechnet Ruth Justen damit, dass der ganze Prozess noch einige Monate in Anspruch nehmen wird.
Preise & Ehrungen
Ein wichtiges Thema für die Buchmesse sind vor allem auch die Preisverleihungen – der Preis der Leipziger Buchmesse sowie der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung –, die aufgrund der Absage nun nicht stattfinden konnten. Wir haben uns nur ein paar Stunden nach der Bekanntgabe des Preises der Leipziger Buchmesse im Radio getroffen. Wie der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung verliehen wird, wollte Ruth Justen am Donnerstag noch nicht verraten, seit Freitag ist aber nun klar, dass der Festakt auf 2021 verschoben wird.
Neben dem Radio kommen nun auch die verschiedensten Kanäle im Internet zum Einsatz, um den Messeausfall zu kompensieren, ob Zoom, wie bei der BücherFrauen-Sprechstunde, Twitch oder Facebook. Man kann gespannt sein, ob einige Formate im nächsten Jahr wieder genutzt werden. Für dieses Jahr hatte die Leipziger Buchmesse selbst schon einen Podcast geplant, der nun aber nicht über Folge 2 hinauskam.
Die ganze Zeit über wirkt Ruth Justen voller Energie und gar nicht gramgebeugt. Sie sei noch voller Adrenalin, sagt sie. Wegen der vielen Arbeit wird sie vermutlich erst nach diesem Wochenende – eigentlich dem Buchmessewochenende – ganz realisieren, dass es keine Buchmesse gab.
Musik im BF-Podcast: Swoop von den Mini Vandals (No Copyright Music).