Letzte Woche stand ich zum ersten Mal seit langem wieder auf einer Bühne, um einen Auftritt von Schülerinnen musikalisch zu unterstützen. Wir waren erst nach der Pause dran, so dass ich beim ersten Teil im Zuschauerraum sitzen konnte. So war ich Teil der staunenden Menge, die zu den Akteurinnen aufblickte und sie mit tosendem Beifall überschüttete. Anschließend der Perspektivwechsel: hinter der Bühne stehen, durch die Vorhänge einen Blick auf die Darbietungen vor uns erhaschen, gedämpftes Klatschen hören. Dabei stieg auch in mir etwas Aufregung hoch, bis ich schließlich selbst ins Rampenlicht trat. Durch die Scheinwerfer geblendet nahm ich während des Auftritts nichts anderes wahr als die Darstellerinnen um mich herum. Stolz nahmen wir abschließend unseren Applaus entgegen und fielen uns hinter der Bühne glücklich über den gelungenen Auftritt in die Arme.
„Vorhang auf und Bühne frei für engagierte Frauen.“ So wurde Anfang dieses Jahres die neue Blog-Reihe „sichtbar“ vorgestellt. Ehrenamt und Engagement bei den BücherFrauen sollen bei diesen Interviews ein Gesicht bekommen.
Wenn ich unter dem Eindruck des beschriebenen Auftritts diese Interview-Reihe betrachte, finde ich, es ist viel mehr, als nur ein Gesicht zu geben. Auf der Bühne stehen heißt: präsent sein, stolz auf das sein, was ich kann und tue. Etwas zeigen wollen, im Vordergrund stehen, im Team glänzen. Für wenige Minuten stehe ich im Rampenlicht und viele Augenpaare sind auf mich gerichtet und gespannt, was ich zu bieten habe. Es ist euphorisierend.
Euphorie und Ehrenamt – das hört sich eigentlich nach etwas an, das sich eher ausschließt. Ehrenämter sind, gerade wenn sie eher im Hintergrund wirken, weniger davon bestimmt, einen ins Rampenlicht zu rücken. Auch mein Amt als Städtesprecherin in Stuttgart ist oft geprägt von stillem Wirken im Hintergrund oder Kommunizieren in den feedbackfreien Raum hinein. Wer jedoch meine Blogbeiträge hier kennt, weiß, dass Euphorie und BücherFrauen bei mir zusammengehören.
Deshalb finde ich, dass das Piktogramm von Stephanie Hanel die Blog-Reihe sehr passend bebildert. Es unterstreicht die Notwendigkeit, das Ehrenamt im Verein/im Netzwerk hervorzuheben und damit die Frauen, die es ausfüllen. Es ist wichtig, diesen Frauen eine Bühne zu geben, auf der sie sagen können, was sie alles Tolles machen, was ihre Motivation ist und was sie sich vom Netzwerk wünschen. Denn das ist die beste Werbung für das Ehrenamt!
Auf dem größten jährlichen Netzwerktreffen der BücherFrauen – der Jahrestagung auf der Comburg – wollen wir versuchen, noch mehr Frauen auf diese Bühne zu holen. Unter dem etwas sperrig klingenden Programmpunkt „Netzwerk-Know-how-Transfer“ sollen die verschiedenen Initiativen und Projekte bei den BücherFrauen vorgestellt werden. Wir wünschen uns, dass die Frauen dazu in den Dialog gehen, sich gegenseitig inspirieren und noch mehr Frauen Lust bekommen, auf dieser Bühne mitzuwirken. Wenn es uns gelingt, werden wir sicher von dem ein oder anderen neuen oder erweiterten Projekt in diesem Blog lesen. Und neue Frauen kennenlernen, die hier für uns sichtbar werden.
(Beitragsbild: Bühne von Rainer Sturm/Pixelio.de)