Vorhang auf und Bühne frei für engagierte Frauen. Ehrenamt und Engagement bekommen in dieser Blog-Interviewreihe ein Gesicht. Die Fragen stellt Nadja Mortensen, Regionalsprecherin der Hamburger BücherFrauen. Heute: Sandra van Lente und Doris Hermanns, Regionalsprecherinnen in Berlin.
Wer bist du und wie bist du zu Deiner Aufgabe bei den BücherFrauen gekommen?
Sandra: Ich bin freie Texterin, Layouterin und Buchmarktforscherin und habe mich zunächst erstmal in der Berliner Mentoring-Gruppe engagiert. Die Arbeit im Team hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich wollte mich gerne noch weiter einbringen, zur strategischen Ausrichtung beitragen und tiefer in die BücherFrauen-Welt eintauchen. Als sich dann abzeichnete, dass unsere beiden ehemaligen Regionalsprecherinnen ausscheiden, und es nicht zuletzt auch Bedarf an erfahrenen Projektmanagerinnen für die Jahrestagung gab, dachte ich, das passt ja gut – und habe mich aufstellen lassen.
Doris: Nach 25 Jahren in den Niederlanden, wo ich als Antiquarin gearbeitet habe, bin ich seit einem halben Jahr wieder zurück in Deutschland. Derzeit arbeite ich als freie Journalistin, Rezensentin, Autorin, Herausgeberin, Biografin und Übersetzerin. Neben Buchprojekten schreibe ich u. a. regelmäßig Porträts für die Frauen-Biografie-Forschung-Website fembio.org und bin in den Redaktionen der Frauenbuchrezensionszeitung Virginia und von Aviva Berlin. Bislang habe ich mich bei den BücherFrauen nur ortsunabhängig engagieren können, daher ist mir jetzt gerade der Austausch vor Ort sehr wichtig und das konkrete Zusammenarbeiten mit Frauen, die ich zum Teil schon sehr lange kenne. Aber Mailen und reale Begegnungen sind schon ein großer Unterschied – und persönliche Begegnungen sind mir sehr wichtig.

Sandra van Lente
Was macht dir dabei am meisten Spaß?
Doris: Der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Frauen, persönliche Begegnungen, die Erweiterung der eigenen Welt.
Sandra: Es macht mir großen Spaß, Leute zusammenzubringen und gemeinsam etwas zu gestalten. Und dann natürlich die vielen spannenden Frauen und neue Perspektiven kennenzulernen. Von den Treffen komme ich immer ganz beschwingt und inspiriert nach Hause!
Warum bist du bei den BücherFrauen aktiv?
Sandra: Mich haben der Solidaritätsgedanke und die politische Dimension des Netzwerks überzeugt. Da wollte ich mitmachen! Seit meiner ersten Begegnung mit den BücherFrauen habe ich mich sehr willkommen gefühlt und mich auch gleich einbringen können. Ich möchte dazu beitragen, dass auch andere diese Erfahrung machen und das Netzwerk weiter voranbringen.
Doris: In den 16 Jahren, die ich inzwischen bei den BücherFrauen bin, habe ich sehr viel über die unterschiedlichen Arbeitsbereiche in der Buchbranche gelernt, unzählige Frauen kennengelernt, von denen ich sehr viel gelernt habe. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich einzubringen, mit vielen Frauen am gleichen Thema zu arbeiten. Es ist ein sehr lebendiges Netzwerk, in dem mir vor allem auch das politische Engagement wichtig ist.
Was hast du im Ehrenamt gelernt?
Doris: Ich fange gerade erst damit an, bis jetzt hab ich hauptsächlich neue Frauen kennengelernt.
Sandra: Ich habe gelernt, besser zu delegieren und andere zu motivieren (das hoffe ich zumindest) – aber auch, Unterschiede noch mehr wertzuschätzen.
Was tust du, wenn du nicht für die BücherFrauen aktiv bist?
Sandra: Ich singe leidenschaftlich gerne – im Moment in einem wunderbar abwechslungsreichen Chor – und experimentiere am Schlagzeug … Außerdem haben es mir das Fotografieren und das Bloggen angetan (z. B. auf www.experilente.de).
Doris: Lesen, Fahrradfahren, Musik hören, ins Kino gehen, hoffentlich bald Keyboard spielen lernen – und immer wieder Schreiben.

Doris Hermanns
An welchem Projekt arbeitest du aktuell?
Sandra: Ich habe mich gerade selbstständig gemacht mit Texten, Layouts, Lehrveranstaltungen rund um Buchmarkt und Hochschule (www.sandravanlente.de) – und dafür erweitere ich zurzeit meine eBook-Programmierungs-Fähigkeiten. Außerdem habe ich mit zwei Partnerinnen zwei noch wachsende Literaturprojekte ins Leben gerufen: das „Literary Field Kaleidoscope“ über die Buchmärkte in Deutschland, Großbritannien und Frankreich und die Rezensionsplattform „Litdocs“.
Doris: Bin gerade „in between projects“, hab gerade zwei Bücher herausgegeben und noch nicht entschieden, in welches ich mich als nächstes stürzen werde. Erst mal liegt ein Stapel Bücher hier, deren Rezension ansteht. Und ich arbeite an einem Porträt der niederländischen Widerstandskämpferin Marie Anne Tellegen.
Beide: Und unser aktuelles gemeinsames Projekt ist die Organisation der BücherFrauen-Jahrestagung in Berlin im November 2016!
Wobei kannst du Unterstützung aus dem Netzwerk gebrauchen?
Beide: Einmal natürlich bei der Umsetzung der vielen Ideen für die Jahrestagung! Wir können zum Beispiel noch Unterstützung im Fundraising-Team gebrauchen und fragen gerade verschiedene BücherFrauen für die Workshops an.
Doris: Bei meinem langfristigen Projekt „Sichtbarmachung weiblicher Lebenswelten“, zu dem ich auf der Jahrestagung auch einen Workshop anbieten werde. Es geht hierbei nicht nur darum, darauf hinzuweisen, dass Frauen weniger Literaturpreise bekommen bzw. wenn, dann für Bücher, die sich mit der Lebenswelt von Männern beschäftigen, sondern auch, tiefer zu gucken, wo die Grundlagen hierfür bereits gelegt werden, z. B. in Schulen, wo (fast) nur Literatur von Männern berücksichtigt wird – und natürlich zu überlegen, was wir hieran ändern wollen. In anderen Ländern gibt es hierzu bereits spannende Ansätze.
Sandra: Für Litdocs bin ich immer auf der Suche nach Frauen, die bisher unübersetzte englischsprachige Bücher rezensieren. Und für das Literary Field Kaleidoscope freue ich mich über interessante Gesprächspartnerinnen mit einem kritischen Blick auf unsere Buchmärkte – für Gastbeiträge oder Interviews.
Was ist Dein Lebensmotto?
Doris: „Life is what happens while you are busy making other plans.“
Sandra: Das gefällt mir, finde ich sehr treffend. Aber das hier auch: „If you can dream it, you can do it.“
6. April 2016 um 14:36
Das hört sich, wie ich schon ahnte, nach einem tollen Team an. Und die Location für die JT 2016 – der Hammer! Ich freue mich sehr Euch beide, spätestens dann, wiederzusehen!