BücherFrauen

Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

sparkx – ein neues Leadership-Programm für Frauen in Medienunternehmen

| 2 Kommentare

Es funkelte gewaltig am letzten Montag im Grünen Salon der Berliner Volksbühne. Das Erich Pommer Institut hatte zum 1. sparkx Salon eingeladen, mit dem der Auftakt eines speziellen Leadership-Programms für Frauen in Medienunternehmen gefeiert wurde. In freudiger Erwartung saßen eng gedrängt rund 200 Frauen und Männer im Publikum und lauschten den mit viel Humor gespickten Erfahrungen, Anekdoten und Meinungen von drei Frauen, die erfolgreiche Medienunternehmen führen: Tita von Hardenberg (Gründerin von Kobalt Productions), Janine Jackowski (Gründerin und Geschäftsführerin der Filmproduktionsfirma Komplizen Film) und Claudia Baumhöver (Geschäftsführerin, dtv Verlagsgesellschaft). Filmjournalistin, Autorin und Fotografin Katja Eichinger fühlte den Vorzeigefrauen auf den Zahn.

Die Studie des Deutschen Kulturrats über Frauen in Kultur und Medien aus dem letzten Jahr hat deutlich gemacht, dass Frauen in den Führungsgremien deutscher Medienunternehmen unterrepräsentiert sind. sparkx soll das ändern. Das Programm richtet sich an Unternehmen aus den Bereichen Film, TV, Radio, Publishing, IT, Games und Musik und möchte Frauen aus dem mittleren Management dabei unterstützen, Führungspositionen zu erreichen. Innerhalb eines Jahres nimmt eine Frau aus dem mittleren Management des Unternehmens an drei dreitägigen Workshops zu den Themen Persönlichkeit, Positionierung und Profil; Führung und Motivation; Verhandlung, Auftritt und Präsentation teil, während eine Personalverantwortliche des Unternehmens in einem zweitägigen Workshop alles erfährt, was modernes Gleichstellungsmanagement in Unternehmen auszeichnet. Zusätzlich erhalten die Mitarbeiterin und die Personalverantwortliche ein individuelles Coachings. 15 Unternehmen können an der ersten Runde teilnehmen; das Programm ist für drei Jahre aufgelegt. Durch die Einbeziehung der Personalabteilung bzw. Geschäftsführung des Unternehmens soll erreicht werden, dass das Thema Gleichstellung in der Unternehmenskultur verankert wird und damit die Energie aus dem Programm nicht einfach verpufft, nachdem man eine Frau aus dem Unternehmen gefördert hat.

Fit für die Zukunft

Es geht darum, Frauen stark zu machen und die Medienunternehmen fit für das 21. Jahrhundert, welches die Expertin für Persönlichkeit und Ausstrahlung, Monika Schubert, in ihrem engagierten Impulsvortrag kurzerhand zum Jahrhundert der Frauen erklärt hat.

Auch die Unternehmen profitieren davon, wenn sie die erstarrten Karrierewege aufbrechen und nicht immer die gleichen Charaktere mit den immer gleichen Eigenschaften in Führungspositionen heben. Gerade hat die deutsch-schwedische AllBright-Stiftung ihren zweiten Bericht vorgelegt, in dem sie die Rekrutierung von Führungspositionen in börsennotierten Unternehmen untersucht hat und feststellen musste, dass sich die Geschäftsführer der börsennotierten Unternehmen in Deutschland am liebsten mit Spiegelbildern ihrer selbst umgeben. Die Führungsetagen sind regelrechte Monokulturen: Die Chefs sind männlich, 53-jährig, deutsch, Wirtschaftswissenschaftler und heißen Thomas.

Claudia Baumhöver

Es ist kaum davon auszugehen, dass Karrieremuster in Medienunternehmen anders aussehen – vielleicht abgesehen vom Studiengang. Nach ihrem Werdegang und Erfolgsrezept gefragt, erzählt Claudia Baumhöver, wie sie sich als Branchenfremde auf den Weg in die deutsche Medienlandschaft machte: „Ich habe immer die Jobs gemacht, die die Männer nicht wollten.“ So ist sie kurz nach der Wende in die neuen Bundesländer und danach noch weiter nach Osten gegangen, um dort für eine Filmfirma neue Vertriebswege zu erschließen. Danach wurde sie geschäftsführende Gesellschafterin des Hörverlags. Heute ist sie Verlegerin des unabhängigen Publikumsverlags dtv. Die Filmproduzentin Janine Jackowski hat sich zusammen mit Regisseurin Maren Ade während des Studiums selbstständig gemacht, um die eigenen Filmprojekte umsetzen zu können; ähnlich war es bei Tita von Hardenberg. Die role models auf der Bühne haben sich von Anfang an ihre eigenen Wege gesucht, jenseits der üblichen Rekrutierungspfade.

Auf die Frage, wie sich ihr Führungsstil von denen der männlichen Kollegen in Führungspositionen unterscheidet, sind sich die drei einig: Frauen kommunizieren eher auf der Beziehungsebene, arbeiten in Teams, sind schneller und vielseitiger orientiert. Claudia Baumhöver erzählt, dass sie zuletzt vor allem Frauen eingestellt hat, einfach weil sie die Besten waren. Auch für die vehemente Befürworterin einer gesetzlichen Quote ist nicht Geschlecht ein Kriterium von Qualität, sondern Kompetenz. Sie setzt auf gemischte Teams und offene Kommunikation. So hat sie angefangen, die Führungs- und Kommunikationsstrukturen bei dtv zu lockern – und hat ein wöchentliches Meeting mit allen Mitarbeiter*innen eingeführt, in dem offen über die Arbeit im Verlag geredet werden kann. Claudia Baumhöver ist ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn sich die Führung selbst zum Teil eines betrieblichen Veränderungsprojekts macht. Während eine Quote immer nur Anlass für notwendige erste Schritte sein kann, setzt das Umdenken im Unternehmen vor allem dann ein, wenn Führungskräfte aus ihrer Monokultur herauskommen und die Begegnung und Auseinandersetzung mit den ‚Anderen‘, die nicht dem Spiegelbild entsprechen, suchen.

Schluss mit den Monokulturen auf Führungsetagen

Gerade in Medien- und Kulturunternehmen ist es wichtig, Monokulturen jeder Art zu vermeiden. Denn die von ihnen repräsentierten und verbreiteten Sicht- und Denkweisen, Bilder von Wirklichkeit und Entwürfe zukünftiger Verhältnisse dringen tief in die Kultur einer Gesellschaft ein. Man denke nur an die geringere Sichtbarkeit von Autorinnen, was möglicherweise schon damit anfängt, dass im Schulunterricht kaum Bücher von Frauen auf dem Lehrplan stehen.

Nadja Radojevic (Erich Pommer Institut), Claudia Baumhöver, Monika Schubert, Tita von Hardenberg, Janine Jackowski, Katja Eichinger, Claudia Niemann (Erich Pommer Institut)

Vielfalt – Diversity – ist eine Bedingung unserer Existenz und damit gesellschaftliche Realität. Es wird Zeit, dass sich diese auch in den Arbeitsbeziehungen und Führungskulturen der Unternehmen widerspiegelt. sparkx bietet nun ein Programm, das Unternehmen dabei unterstützt, die ersten Schritte zu mehr Vielfalt in ihren Führungsgremien nachhaltig umzusetzen. Neben der umfassenden Weiterbildung und Förderung der zukünftigen Führungsfrau wird auch das Unternehmen selbst weitergebildet und erfährt, wie modernes Gleichstellungsmanagement sinnvoll und gewinnbringend in die eigenen Rekrutierungsprozesse integriert werden kann. Das Unternehmen wird dadurch für die besonders gut qualifizierten Frauen attraktiver – auch auf längere Sicht. Darüber hinaus bietet das Programm vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten in der ganzen Breite der deutschen Medienlandschaft. Diesen Vorteilen kann man sich eigentlich nicht verschließen, wenn man professionell und zukunftsorientiert Personalplanung betreiben möchte. Oder?

Bewerbungen sind noch bis zum 28. April auf der Website des Programms möglich. Nutzt diese Chance!

Autor: Valeska Henze

Politikwissenschaftlerin & Übersetzerin mit den Arbeits- und Sprachschwerpunkten Nordeuropa und Ostseeregion. Autorin verschiedener politischer Analysen zu Schweden und Polen; außerdem Dozentin, Projekt- und Konferenzkoordinatorin sowie Webbeauftragte der Forschungsgruppe Nordeuropäische Politik und Vorsitzende der BücherFrauen (2011-2015): www.valeskahenze.de, www.for-n.de.

2 Kommentare

  1. Sehr interessante Initiative! Ich fände es spannend, spätestend nach drei Jahren nochmal zu schauen, was hat das Programm den Frauen gebracht, wie konnten sich die Unternehmen dabei weiterentwickeln? Vielen Dank schon mal, dass Du solche Entwicklungen verfolgst und darüber berichtest!

  2. Sehr schön geschrieben, liebe Valeska – wie gut, dass Du dort warst. Bin gespannt, ob ein Verlag kurzentschlossen mit von der Partie sein wird. Wäre natürlich super. Danke für Dein Engagement!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.