Während die Europa- und Kommunalwahlen hinter uns liegen und die Parteienlandschaft weiter beschäftigen werden, blickt die Buchbranche mit Spannung der Vorstandswahl des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels entgegen. Dass dieses Thema natürlich auch die BücherFrauen umtreibt, haben wir bereits in einem Podcast und in einem Blogbeitrag von Christiane Goebel deutlich gemacht. Mir gibt diese spannende Situation gerade die Möglichkeit, mit BücherFrauen und Buchmenschen ins Gespräch zu kommen. An diesem Austausch möchte ich Sie und Euch teilhaben lassen und würde mir wünschen, dass wir auch nach der Wahl auf den Buchtagen gemeinsam im Gespräch über diese Branche bleiben. Nutzen Sie auch gerne die Kommentarmöglichkeit unter diesem Beitrag.
Als Vorsitzende der BücherFrauen würde ich mir wünschen, dass der Vorstand des Börsenvereins in Zukunft bereit ist, mit uns über wichtige Themen wie zum Beispiel den Gender Pay Gap oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Branche zu sprechen. So viel zu meinen Wünschen. Ich habe BücherFrauen und Buchmenschen nach ihren Erwartungen an das Vorsteher*innen-Amt gefragt. Das sind ihre Antworten:
Katrin Bietz, Prosa – Der Buchladen in Lübeck:
„Die neue Vorsitzende sollte dafür kämpfen, dass ‚Bigplayer‘, insbesondere Amazon, keine eklatant besseren Konditionen von den Verlagen erhalten als die kleineren Buchläden. Außerdem müssen die Produktion und der Vertrieb von Büchern CO2-neutral und plastikfrei werden. Auskömmliche Konditionen für alle sichert Vielfalt und damit die Legitimation der Buchpreisbindung, die Nachhaltigkeit legitimiert die Existenz des Buches als haptisches Produkt. Karin Schmidt-Friderichs scheint mir die passende Person zur Durchsetzung solcher zukunftsgerichteten Ziele zu sein.“
Britta Jürgs, AvivA-Verlag, BücherFrau des Jahres 2011
„Ich wünsche mir einen Vorstand, der für die Vielfalt unserer Branche steht und die Belange kleinerer Unternehmen, ob nun Buchhandlungen oder Verlage, ebenso ernst nimmt wie die der großen und der den Austausch und die Kommunikation mit Verbänden oder Netzwerken wie den BücherFrauen oder der Kurt Wolff Stiftung fortsetzt und intensiviert. Ich wünsche mir Vorsitzende, die nicht nur von Buchhändlern und Verlegern sprechen, sondern auch von Buchhändlerinnen und Verlegerinnen – und ich würde mich über neue Ideen und frischen Wind in Sachen Branchenmarketing freuen.“
Fünf Sortimenterinnen des 5. Unternehmerinnentreffens in Rheinfelden
„Wir wünschen uns eine Repräsentantin, die unsere Branche kreativ, modern, frisch und glaubwürdig vertritt. Jemanden, der Mut macht, den Wandel innovativ zu gestalten. Sie soll sich für Preisbindung und Urheberrecht einsetzen und dafür kämpfen. Buchhandelsrelevante Veranstaltungen sollten neben Frankfurt am Main auch in rotierenden, unterschiedlichen Städten stattfinden.
Der Buchhandel 4.0 muss für den Nachwuchs attraktiv werden.
Wir stimmen für Karin Schmidt-Friderichs.“
Stefanie Bertram-Kempf (Buch am Bach, Peiting),
Katrin Schmidt (Kirchzartener Bücherstube),
Christine Krück-Mellert (Kindlers Buchhandlung, Mosbach),
Patricia und Antonia Merkel (Buchhandlung Merkel, Rheinfelden)
und Beraterin Ellen Braun.
Pia Ziefle, Buchhändlerin und Autorin, Unser Buchladen, Mössingen
„Meine Erwartungen an eine so wichtige Person sind: Verbundenheit mit dem Buchhandel, in erster Linie. Wir kleinen Buchhandlungen sind diejenigen, die ganz dicht an einer ganz heterogenen, relevanten, unglaublich treuen Kundengruppe sind. Wir machen exzellente Beratung – und brauchen Zeit dafür. Wir suchen ganz gezielt unser Sortiment zusammen – und brauchen Zeit dafür. Zeit = Personal, Personal = Geld.
Wir sind über alle Maßen angewiesen auf eine ordentliche Preispolitik der Verlage, denn unser Überleben ist nicht allein abhängig von Kreativität und 1a-Lage, sondern vor allem von den Eurobeträgen, die wir aufgrund des Angebotes der Verlage überhaupt erwirtschaften können.
Das gesamte Buchgeschäft, das ich ja auch aus der Autorenperspektive kenne, ist ein Geben. Wir schaffen Kreisläufe für Wissen, Überzeugungen, Geschichten. Alle Beteiligten sollten ihren Anteil daran bekommen dürfen und vor allem: davon leben können.“
Volker Oppmann, CEO mojoreads.com
„Wenn es um die zukünftige Ausrichtung des Börsenvereins geht, ist meine Wahl klar: Karin Schmidt-Friederichs. Als Unternehmerin hat sie es stets verstanden, die Zeichen der Zeit zu lesen und ihre Chancen mit dem nötigen Mut zur Veränderung zu nutzen, auch (und gerade wenn) dies mitunter sehr schmerzhaft war, wie 2013 die Trennung von der eigenen Traditionsdruckerei, dem ehemaligen Stammgeschäft ihres Unternehmens. Sie steht für mich glaubhaft sowohl für die Tradition der Buchkultur als auch für den nötigen Wandel.“
Praktische Links zur Wahl des Vorstands des Börsenvereins:
Bei der Wahl des Börsenvereins-Vorstands stehen zehn Kandidat*innen für fünf Ämter zur Wahl, das Börsenblatt hat eine Übersicht für die Spielregeln dieser Wahl (Link klicken).
Briefwahlunterlagen können noch bis 8. Juni beantragt werden.
Stimmübertragung für stimmberechtigte Boev-Mitglieder, Formular bis zum 14. Juni ausfüllen und zurücksenden.
6. Juni 2019 um 12:01
Liebe Jana, vielen Dank für diesen Beitrag und die eingeholten Stimmen zur bevorstehenden Wahl für die Vorsteherin/ den Vorsteher des Börsenvereins. Wie spannend was sich bewegt, wenn tatsächlich eine Wahl standfindet, weil mehrere Personen kandidieren. Dass Du mit diesem Beitrag auf frühere Beiträge verlinkst, die sich mit inhaltlichem Input von BücherFrauen beschäftigen, den die künftige Amtsinhaberin oder Amtsinhaber aufnehmen sollten, macht deutlich, dass Sachthemen vorliegen zu denen Börsenverein und BücherFrauen ihre Kräfte bündeln könnten. Und natürlich auch Danke an alle anderen Beteiligten mit ihren Statements!