BücherFrauen

Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

#lesbar im November

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Jeden Monat erscheinen im Netz so viele anregende und aufregende Texte, dass wir mit dem Lesen oft gar nicht mehr hinterherkommen. #lesbar sammelt diese Perlen und präsentiert sie jeden vierten Donnerstag im Monat auf dem BücherFrauen-Blog – handverlesene Lese- und Teilempfehlungen zu Themen, die BücherFrauen und andere buchbewegte Menschen interessieren.

Der November hat uns alle erschüttert und bewegt. Die Anschläge in Paris waren in diesem Monat in allen Medien breit vertreten, natürlich auch online, aber wir sahen uns außerstande, in der Flut von wichtigen, nachdenklichen und informativen Beiträgen zu den unterschiedlichsten Schwerpunkten ausgewählte Leseempfehlungen auszusprechen. Wenn Ihr lesenswerte Artikel mit uns teilen wollt, verlinkt sie gern in den Kommentaren und wir ergänzen sie hier.

Vom 13. bis zum 15. November fand auf der Comburg in Schwäbisch Hall die diesjährige Jahrestagung der BücherFrauen statt. Passend dazu versammelt #lesbar für diesen Monat Artikel zu den Themen Feminismus und digitaler Wandel in der Buchbranche, aber auch einen bewegenden Erfahrungsbericht über die Aufnahme einer Flüchtlingsfamilie im eigenen Heim (eingereicht unter dem Hashtag #hach – solche Storys teilen wir natürlich auch gern!).

Auf der diesjährigen Jahrestagung haben wir im Rahmen eines Vortrags der Netzaktivistin Anne Wizorek auch über intersektionalen Feminismus gesprochen. Passend dazu dröselt Barbara auf kleinerdrei auf, wie sich die angestrebte Gleichberechtigung in der Partnerschaft oft in der Erwerbstätigkeit beider Parteien erschöpft und die wichtige Care-Arbeit auf schlecht bezahlte weibliche Haushaltshilfen ausgelagert wird: „Gleichberechtigung gilt viel zu oft als erreicht, wenn in heterosexuellen Beziehungen beide erwerbstätig sind. (…) Gleichberechtigung als politisches Ziel ist gleichbedeutend mit ‚Frauen müssen mehr (erwerbs)arbeiten‘: Darüber, wer dann die so genannte Care-Arbeit – Putzen, Pflegen, Betreuen, Kochen, Einkaufen, Kümmern, Waschen und so weiter – erledigt, reden wir viel zu selten.“

Der digitale Wandel macht auch vor dem stationären Buchhandel nicht halt, aber viele BuchhändlerInnen wissen nicht, wie sie E-Books sinnvoll in ihr Sortiment integrieren und Kunden dazu beraten können. Die Würzburger Buchhändlerin und Buchbloggerin Simone Dalbert spricht in diesem Interview über ihre Erfahrungen mit dem digitalen Angebot, seine Herausforderungen und seine Chancen: „Die wenigsten Kunden lesen nur digital, die meisten lesen gemischt. Kaufen die ihre eBooks bei Amazon, weil ihr Buchhändler sie weggeschickt hat als sie nach eBooks fragten, kaufen sie bald auch ihre gedruckten Bücher dort. Das kann sich kein Buchhändler mehr leisten.“

Die Rivalität zwischen klassischer Buchkritik und Literaturblogs im Netz hat schon so manche hitzige Auseinandersetzung, on- wie offline, befeuert, ohne dass die LeserInnen sich davon abschrecken lassen. Digitalverlegerin Karla Paul lässt sich ungern vorschreiben, wie sie zu lesen und zu kritisieren hat, und plädiert dafür, die Vielfalt der Buchbranche mit all ihren AkteurInnen zu umarmen und gemeinsam über Bücher zu sprechen: „Ich stelle gern noch einmal klar, dass es kein offizielles Gesetz der Literaturkritik gibt, nach dem man sich im Rahmen einer Buchbesprechung zu halten hat und auch die Qualität eines Buchinhalts unterliegt nicht exakten und hoch heiligen Kriterien – im Gegensatz zu z.B. der aufwendigen und nur zu speziellen Jahreszeiten möglichen Herstellung der Mon Cheri Kirsche.“

Wie geht das eigentlich – twittern? Und wozu braucht man das? Dafür, dass weltweit 320 Millionen Menschen den Kurznachrichtendienst nutzen, gibt es immer noch viele, die den blauen Vogel belächeln und seinen Möglichkeiten recht unverständig gegenüberstehen. Richard Zinken erklärt nun auf charmante Weise die Funktionsweise und den Nutzen des Netzwerks: „Twitter ist wie Party. Und zwar eine ziemlich große Party mit vielen Menschen, von denen Du die meisten nicht kennst und die alle ziemlich wild durcheinander quatschen. Es ist laut und vieles scheint belanglos. Aber nach ein paar Stunden tanzt Du – tanzt mit ehemals Wildfremden und willst nicht mehr weg.“

Was heißt es heutzutage, Feministin zu sein? SpOn-Kolumnistin Margarete Stokowski stößt in der November-Ausgabe der Modezeitschrift „Glamour“ auf einen fragwürdigen Selbsttest voller Feministinnen-Klischees (Achselhaare! Bloß keine Türen aufhalten!) und fragt sich, warum wir sie nicht endlich loswerden: „Es geht so viel Energie dafür drauf, sich von vermeintlich hässlich-haarigen Feministinnen abzugrenzen. Von einem dämlichen Mythos. Die Menschen verstehen heute, dass ihnen nicht automatisch Dreads wachsen, wenn sie einen Bioladen betreten, aber nicht, dass sich ihr BH nicht in derselben Sekunde selbst entzündet, in der sie sich als Feministin bezeichnen.“

Viele von uns fragen sich seit Monaten, was sie am besten tun können, um den in Deutschland ankommenden Flüchtlingen zu helfen. Anna Luz de León schreibt nun auf ihrem Blog über die sehr persönliche Entscheidung ihrer Familie, eine afghanische Flüchtlingsfamilie bei sich zu Hause aufzunehmen: „Ich dachte darüber nach, was ich geben kann, worin ich gut bin und was ich anzubieten habe, und plötzlich war die Antwort ganz einfach: ich habe den Platz, ich habe die Mittel und ich bin echt gut im Bemuttern. Ich meine, richtig gut. Ich bin quasi die Mutter aller Bemutterer und Bemutterinnen, also wer, wenn nicht meine Familie und ich sollten hier unsere Herzen und Türen öffnen für diese kleine in der Fremde gestrandete Familie?“

Was findet Ihr #lesbar? Schickt uns Eure Artikelempfehlungen für den nächsten Monat!

Autor: Martha Wilhelm

Martha Wilhelm studierte Germanistik und Slavistik in Hamburg, absolvierte ein Verlagsvolontariat in Berlin und kehrte danach wieder an die Alster zurück. Hier machte sie sich selbstständig und arbeitet nun als Lektorin, Korrektorin und Autorin in den Bereichen illustriertes Sachbuch und Jugendbuch. Mehr Informationen gibt es auf ihrer Website (www.textwinkel.de). Sie freut sich über Austausch auf Facebook und Twitter.

2 Kommentare

  1. Wieder eine sehr schöne Auswahl! Drei kannte ich schon, drei neue. Vielen Dank

  2. Freut mich, dass es gefällt! 🙂

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