BücherFrauen

Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

Vom Teamwork am Buch

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Wie es ist, ein Buch im Tandem zu konzipieren, was man voneinander lernen kann und warum ich es wieder so machen würde.

An Ideen für Bücher und Projekte mangelt es mir nicht. Es ist der Mangel an Zeit, der mich bei meinen Buchideen oft im Tandem arbeiten lässt. Bei einem 40-Stunden-Job, der natürlich nicht unter der Freizeitbeschäftigung, dem Schreiben, leiden darf, ist es nur folgerichtig mit erfahrenen Frauen zusammenzuarbeiten. Und in welchem Netzwerk lassen sich am besten Frauen kennenlernen, mit denen man gemeinsam Ideen spinnen, weiterentwickeln und in die Tat umsetzen kann?

Am Anfang steht die Idee

Die gemeinsame Arbeit beginnt immer mit einer Idee, die nicht nur mich selbst überzeugen muss, sondern auch mein Teammitglied. Im Falle meines letzten Projekts, hatte ich eine Begegnung im Bordbistro eines ICE Richtung Hamburg. Drei Wandergesellen und zwei Wandergesellinnen standen dort und tranken ein Bier nach dem anderen, hätten sie das Abteil nicht unterhalten, wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf den Gedanken gekommen, das Stichwort „Wandergesellin“ in mein Notizheft zu schreiben. Einige Tage später zu Hause sah ich mich beim großen Onlinebuchhändler um, es gab kein einziges populäres Sachbuch zum Thema Gesellenwandern. Das einzige, was ich fand, waren Reiseberichte und historische Abhandlungen. Mein Ehrgeiz, ein Buch daraus zu machen, war geweckt.

Allein und mit einem Vollzeitjob traute ich mir dieses Projekt nicht zu.

Persönliche Treffen und Arbeiten in der Cloud

V.l.n.r.: Henriette Dyckerhoff, Theresa „Resi“ Amrehn, Nadine Wedel. Foto: Gaby Bohle

Das Autorinnen-Team mit der Protagonistin des Buches. V.l.n.r.: Henriette Dyckerhoff, Theresa „Resi“ Amrehn, Nadine Wedel.
(Foto: Gaby Bohle)

Mit Henriette Dyckerhoff holte ich mir eine erfahrene BücherFrau mit ins Boot, die zuvor bereits mehrere Bücher veröffentlicht hatte, u. a. den Erfahrungsbericht einer Hamburger Polizistin. Gemeinsam trafen wir uns mit zwei Wandergesellinnen, die wir über einen befreundeten Handwerker kennenlernen durften. Mit dem zweiten Treffen stand unsere Protagonistin fest, Theresa „Resi“ Amrehn. Die Kirchenmalerin war dreieinhalb Jahre auf der Walz gewesen und wollte uns Einblick in ihre Reise als weibliche Wandergesellin zwischen Traditionen und Moderne geben.

Wir trafen uns nach kurzer Zeit ein weiteres Mal, immer dabei: das Aufnahmegerät und einige Zetteln voller Fragen.

Die Aufnahmen transkribierten wir beide danach, waren sie doch unser wesentliches Ausgangsmaterial. Die gemeinsame Arbeit in der Cloud, wir haben uns für die Dropbox entschieden, war für uns dabei das wichtigste Element. So konnte jede von uns den Stand der anderen sehen.

Nach etwa fünf Monaten des gemeinsamen Ins-Rollen-Bringens hatten wir einen Verlag gefunden und konnten uns nun voll und ganz auf das Schreiben einlassen.

Wir trafen uns zwei weitere Male mit Theresa, wir statteten sogar ihrer Heimatstadt in Unterfranken einen Besuch ab, wo wir uns auf die Pfade ihrer Walz begaben, wie beispielsweise in ein Gasthaus, in dem sie beim Losgehen eingekehrt war.

Plädoyer für die Zusammenarbeit

Königin der LandstraßeDer eigentliche Schreibprozess dauerte vier Monate. Gemeinsam legten wir den Text Theresa vor. Jedes Kapitel benötigte ihre Freigabe und ihren Input, ob wir alles so richtig und in ihren Worten dargestellt hatten. Ein halbes Jahr später erschien Königin der Landstraße. Meine Jahre auf der Walz im Piper Verlag. Von der Idee bis zum Erscheinen hatte es zwei Jahre gedauert. Auch wenn das schon nach einer halben Ewigkeit klingt, viel, viel länger hätte es gedauert, wenn wir nicht im Tandem gearbeitet hätten, wenn ich nicht Henriette an meiner Seite gehabt hätte. Auch Theresa, die sich als eine pointierte, selbstreflektierende, unaffektierte, wunderbare Frau herausgestellt hat, die eigentlich in alle Talkshows der Republik gesetzt werden müsste, um ihre Geschichte zu erzählen.

Das hier ist ein Plädoyer für die Zusammenarbeit, für das Teilen von Ideen mit Frauen, mit denen man etwas bewegen möchte, ein Plädoyer fürs Netzwerken, fürs Immer-neugierig-Sein – auf Kolleginnen, auf Fremdes, auf Neues.

In diesem Sinne: Ran ans Netzwerk, ran an die Projekte!

Autor: Nadine Wedel

Nadine Wedel hat es nach einer Ausbildung und einem Studium im südlichen Teil Deutschlands nach Hamburg verschlagen. Sie arbeitet in der Verlagsbranche, nebenbei veröffentlicht sie Bücher, engagiert sich als aktive BücherFrau und ist Miterfinderin und –organisatorin des Diary Slam, einer Tagebuchlesebühne in Hamburg.

3 Kommentare

  1. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich ein Fan Deiner Ideen bin. Ich finde es super, dass Du dran bleibst und Dir, wenn nötig Unterstützung holst, um sie zu verwirklichen. Ich bin schon auf das nächste Mal gespannt, wenn Du wie nebenbei erwähnst, dass Dein nächstes Buch erscheint.

    Bei der Besprechung des Wandergesellinnen-Buches für Frisch Gepresst habe ich übrigens auch kollaboriert, wie man hier nachhören kann: http://diewortratgeberin.de/frisch-gepresst-im-oktober-mit-dem-deutschen-buchhandlungspreis/

  2. Du bist offensichtlich „mit Leib und Seele“ der Buchveröffentlichung zugewandt … Wunderbar, wenn Ideen auf diese Art und Weise in gegenseitiger Bereicherung bei der Zusammenarbeit zu einem so schönen Ergebnis führen. – Allein dieser Weg ist eine Idee für sich 🙂 – Als ausgesprochene Leseratte bedanke ich mich für Dein teilhaben lassen an diesem guten Projekt!

  3. Sehr schön – jetzt habe ich das auch mal verstanden wie du das machst. Finde nämlich auch, das wirkt immer so nebenbei, wie Jana sagt und es ist Networking as BFS do it! Schöner Blogbeitrag! Danke

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