Jetzt mal Butter bei die Fische – Was ist LOG.OS?
Die im Entstehen begriffene Plattform LOG.OS ist ein komplexes Projekt, das selbst für Expertinnen des mehrfachen „Um-die-Ecke-Denkens“ und Kenner der digitalen Materie eine Herausforderung darstellen dürfte. Auf der Kick-Off-Konferenz wurde zum ersten Mal nicht nur das Konzept von LOG.OS vorgestellt, sondern auch die geplante Umsetzung. Hier eine vereinfachte Erläuterung des Modells.
Es war beinahe wie ein Klassentreffen: Die einladenden Räume der „Akademie der Künste“ wurden von den „üblichen Verdächtigen“ der Berliner Buchszene ebenso bevölkert wie von kreativen Kollegen und Kolleginnen aus der überregionalen Buchlandschaft, die man lange nicht gesehen hatte. Über hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich aus (Branchen-)Presse, Branchenverband, Verlagen, Agenturen, Autoren und Playern der digitalen Welt rekrutierten, dürften es gewesen sein.
Vom Foyer wechselten wir über in die Stuhlreihen vor der Leinwand, auf welcher der Vorstand des LOG.OS-Teams, bestehend aus Katja Splichal, Marcel Diel und Volker Oppmann, über die Plattform informierte. Das angeregte Geplauder und Kaffeetassenklirren ging über in eine angenehm lockere, aber konzentrierte Atmosphäre: die Buchwelt lauschte.
Universalbibliothek und Marktplatz für digitale Inhalte
Mit LOG.OS soll eine Plattform bzw. ein Betriebssystem entstehen, das sowohl „Universalbibliothek“ als auch Marktplatz für digitale Inhalte ist. Es gebe, so eine der Kernthesen, in der digitalen Welt keinen Unterschied mehr zwischen Buchhandel, öffentlichen Bibliotheken und privaten Buchbeständen. Vielmehr werden alle Inhalte in großen „Cloud Libraries“ gebündelt. Gemäß der Definition einer Bibliothek, sollen Inhalte (Cloud-basiert) erfasst, gesammelt, verschlagwortet und zum Lesen, Bearbeiten sowie Kommentieren zur Verfügung gestellt werden – unabhängig von Sprache, Herkunft und Lieferbarkeit. Gleichzeitig geht es aber auch um deren Vermarktung und Verkauf. Dabei sollen selbstverständlich die Rechte aller Urheberinnen und Verwerter sichergestellt werden. Es wird eine Software geben, die es den Leserinnen und Lesern ermöglicht, die Inhalte zu kommentieren und mit anderen zu teilen (Social Reading). Außerdem werden Anbieter, wie Buchhandelssortimente und Verlage, ihre Inhalte dort direkt vermarkten können.
Es ist geplant, eine technische Infrastruktur zu schaffen, die mehrere BenutzerInnengruppen integriert. Als (etwas vereinfachtes) Modell dafür dient ein Würfel. Dessen sechs Seiten beziehen sich auf: AutorInnen, Verlage, LeserInnen, Buchhandel, Bibliotheken und Bildungseinrichtungen. Sie alle werden an dem System teilhaben können. Zu diesem Zweck sind mehrere Benutzeroberflächen mit unterschiedlichen Tools bzw. jeweils passender Software vorgesehen. Im Kern wird es vier Grundansichten geben:
- NutzerInnenprofil, das die persönliche Interaktion spiegelt.
- Werkprofil, das bearbeitet werden kann. Detailseite des eingestellten Werks mit Metadaten.
- Eine Art Startseite, die sich aus Channeln speist, auf welcher die Benutzerin/der Benutzer sich, ähnlich wie bei Flipboard, Informationen selbst zusammenstellen, Abonnements einrichten, nach Genres filtern oder eigene Leselisten zusammenstellen kann.
- Oberfläche, auf der das Werk (Leseprobe, Buch etc.) ausgegeben wird, also die eigentliche e-Reading Software installiert ist. UrheberInnen können ihre Werke dort auch editieren.
LOG.OS kann durchaus als Konkurrenz zu Amazon verstanden werden. Der Online-Riese schränkt die Nutzung des gekauften Contents durch sein proprietäres System ein – die Inhalte können nur auf dem Kindle konsumiert werden. Das Team von LOG.OS strebt hingegen danach, die Inhalte auf allen möglichen Endgeräten verfügbar zu machen. Zudem will es den immerwährenden Zugriff auf die eigenen Kommentare gewährleisten, welche bei Amazon mit Verlassen des geschlossenen Systems nicht mehr zugänglich sind, oder beim Canceln von E-Books aus dem Angebot verloren gehen. Zudem sichert LOG.OS zu, Daten der KäuferInnen nicht weiterzuverkaufen.
Oberstes Prinzip: Gemeinnützigkeit
Grundprinzipien wie Transparenz, Datensouveränität und Wahlfreiheit bilden die Grundlage von LOG.OS. Das heißt: Kundinnen und Kunden können jederzeit zu einem anderen Nutzungsmodell überwechseln und besitzen dabei stets die Kontrolle über ihre Daten. Um wirtschaftlich handlungsfähig zu sein, wird eine GmbH gegründet. Sie untersteht allerdings einer Stiftung, die die Gemeinnützigkeit und Unveräußerbarkeit garantiert – denn das angesammelte Wissen soll allen gehören, und keinem einzelnen Unternehmen.
In den sechs Workshops, die nach einer Kaffeepause am Nachmittag folgten und auf die einzelnen Benutzergruppen der geplanten Plattform zugeschnitten waren, wurden vor allem offene Fragen beantwortet und ein erstes Feedback war möglich – das, wenn ich es richtig beurteile, durchweg positiv war. Die Ergebnisse wird das LOG.OS-Team in Kürze öffentlich zugängig machen.
Der Abend klang mit angeregten Gesprächen und einer „kollektiven Malstunde“ im Restaurant „Probier-Mal“ aus – auf den Tischtüchern durfte mit Wachsmalstiften gekritzelt werden. Der Name sei Programm: Probiert, übt Lob oder Kritik, lasst die „Idee“ in euren Köpfen spielen und beteiligt euch an Arbeitsgruppen, um das Projekt zu realisieren.
Fragen und Feedback zum LOG.OS-Projekt könnt ihr gerne an folgende Adresse richten: whatsup@log-os.info