Mai oder Juni, das ist inzwischen die Zeit für meine Barcamp-Besuche geworden. Angefangen hat es mit den Buchcamps 2011 und 2012 auf dem mediacampus.
2015 hat dann Jana Stahl für das Barcamp Rhein-Neckar in Heidelberg so getrommelt, dass auch da einige Büchermenschen zusammenkamen. Und 2016 soll es also ein Literaturcamp genau dort sein. Das passt gut zu Heidelberg, der Stadt, die inzwischen ja zur UNESCO City of Literature gekürt wurde.
Und als ich dann am Samstagmorgen aus der Musikstadt Mannheim (UNESCO City of Music) anreiste, dachte ich mir: “Gar nicht so schlecht ist dieses Rhein-Neckar-Dreieck!”
Vortreffen am Abend unter BücherFrauen
Ein weiterer Grund, sich immer mal wieder nach Heidelberg zu begeben, ist die Osteria Zafferano. Eine gute Wahl zum Literaturcamp-Vorglühen mit BücherFrauen. Das Programm der Literaturcamp-Organisation hatte nämlich Interessentinnen aus dem ganzen Bundesgebiet angelockt, und so konnten die Rhein-Neckar BücherFrauen sich mit drei Berliner BücherFrauen austauschen. Das war schon mal ein sehr kurzweiliger, unterhaltsamer und kulinarisch genussvoller Auftakt am Freitagabend.
Am Samstagmorgen, fühlte es sich auf dem Weg vom Bahnhof zum Veranstaltungsort, dem Dezernat 16 ein bisschen so an wie auf dem Weg zu einer Buchmesse mit Mutmaßungen wie “Ich glaube diese Passantin da vor mir ist auch auf dem Weg zum Literaturcamp. Die Tasche von Shakespeare Company hat sie ‘verraten'”. Und so steigt die Spannung, welche Menschen auch noch das gleiche Ziel haben, und welche Ideen sie wohl mitbringen. Das Barcamp Rhein-Neckar 2015 hatte diesbezüglich schon viele Gründe zur Vorfreude geboten. Ich freute mich richtig, wieder in das Kulturdezernat einzutauchen, wo früher einmal die Heidelberger Feuerwehr zu Hause war.
Die Sessions (Auswahl und Verweise)
„Hör auf Deinen Bauch“ mit Tanja Ahrens.
Als erstes besuchte ich „Hör auf Deinen Bauch“ mit Tanja Ahrens. Als Einstimmung und zum Ankommen war das für mich die richtige Session. Ich kam etwas spät, weil das iPhone nicht gleich den Konferenzguide geladen hatte, eine Webanwendung, die nach der Sessionplanung nach den ersten technischen Schwierigkeiten immer einen guten Überblick über die nächsten Sessions gab. Zunächst aber war der Andrang vorm Sessionplan zu groß, die Übersicht fehlte. Dafür durfte ich auf der Sonnenterrasse Platz nehmen. Da war leider kein Stuhl mehr frei — aber an der Terrassenwand war es auch ganz gemütlich. Tanja Ahrens vermittelte mit Worten und einer Auswahl von Büchern übers Schreiben, was ihr geholfen hat ins Schreiben zu kommen. Die Wortratgeberin hat ein schönes Bild von mir während der Meditationsreise geschossen.
@FraukeEhlers macht’s auch nicht schlecht. #litcamp16 #muse #meditieren pic.twitter.com/G5l5XKOYgp
— Jana Stahl (@WortRatgeberin) 11. Juni 2016
Von den Büchern habe ich den Klassiker “Textor, Sag es treffender” im Kopf behalten und zwei Namen habe ich mir aufgeschrieben: Arunja Ardagh und Walsch “Gespräche mit Gott.”
“Dein originäres Schreibthema finden” mit Tanja Steinlechner
Schon das von Tanja gewählte Eingangszitat von Goethe hatte es in sich:
Frauke Tissler hat den Ablauf hier schon schön beschrieben. An dieser Stelle erinnerte ich mich an meine guten Erfahrungen, die ich schon einmal mit Julia Camerons Morning Papers gemacht hatte. Dies war während eines Online-Schreibworkshops der Webagentin Silke Buttgereit 2012.
Wieder kam mir die Idee, endlich mal einen Schreiburlaub oder einen längeren Workshop zum Schreiben zu machen. Vielleicht auch zusammen mit anderen BücherFrauen? Die Idee hatten wir auch im Kreis des oben genannten Online-Seminars. Tanja Steinlechner hat eine Schreibschule, der Schreibhain in Berlin. Und, womöglich gab das Treffen in Heidelberg den letzten Ausschlag, ist sie seit Kurzem auch BücherFrau.
Digitale Leseexemplare
Hier gibt es schon einen Blogbeitrag von BücherFrau Dagmar Eckhardt.
Verse finden: Hidden Poetry, Black Out Poetry
Die für mich schönste Session war die von Alexandra Oswald.
Sie ist immer für eine Überraschung gut. Als wir am Morgen zum Kulturdezernat schlenderten, erinnerte ich mich an das schöne Interview, dass sie letztes Jahr auf dem Barcamp Rhein Neckar mit den BücherFrauen Valeska Henze, Maja Linthe und mir geführt hatte. Das hat großen Spaß gemacht.
Auch dieses Mal hat sie was besonderes mitgebracht: Der großzügige Raum “Tolino”, eigentlich eine ehemalige Turnhalle unterm Dach, wurde von ihr in ein Atelier verwandelt. Alexandras Ausstattung bestand aus alten Buchseiten, Zeitungsartikeln und vor allem vielen vielen bunten Stiften. Ihre Lieblingsfarbe Blau dominierte auch hier natürlich. Mit dieser Palette verschaffte sie uns Anwesenden eine kreative Auszeit.
Wir vertieften uns ins Malen und Schwelgen, suchten nach versteckten Versen auf dem Blatt und in uns selbst. Es war stellenweise ganz still, und ich fühlte mich an beste Kindergarten- oder frühe Momente während der Schulzeit erinnert, in denen man eins ist mit dem, was man gerade geschaffen hat.
Sprechen hören kann man Alexandra über ihr Projekt auf der Webseite von Jana Stahl, die während des ganzen Camps fleißig Stimmen aller Beteiligten eingesammelt hat.
Das waren schon alle Sessions, die ich selbst besuchen konnte. BücherFrau Nina Georges Angebote über Figurenaufstellungen wurde, wegen hoher Nachfrage, zwei Mal angeboten. Und auch ihre Session mit @tee_kesselchen über die Warengruppe 483 muss ziemlich klasse gewesen sein. Am Ende generierte das Literaturcamp insgesamt über 6.500 Tweets.
Interview mit Nina George für den Podcast der Schiller Buchhandlung
Am Rande des Literaturcamps sprach Kati Fräntzel von der Schiller Buchhandlung mit Nina George über Piraterie, Autorenhonorare, das Urteil zur VG Wort und natürlich über die Bücher von Nina George. Und da es so gut zu früheren Blogbeiträgen zu diesen Themen passt, gibt es zum Anhören hier auch noch diesen Link mit dazu.
Vormerken für 2017
Leider kann dieser Beitrag nicht alle der 62 Sessions nacherzählen. Die gesamte Veranstaltung ist aber hervorragend dokumentiert. So können auch die Beiträge zu anderen Sessions sehr gut nachrecherchiert werden:
Ich schließe mich dem Urteil vieler anderer an: Die Veranstaltung war sehr gut organisiert, die Medienarbeit im Vorfeld hervorragend. Es gab so viel Raum für gemeinsames Tun, was allen Teilgeberinnen großen Spaß gemacht hat.
Es ist jedenfalls ein Branchen-Termin, den BücherFrauen sich für 2017 auf jeden Fall in den Kalender schreiben sollten. Denn, so schaut es aus, es soll ein Literaturcamp 2017 in Heidelberg geben.
28. Juni 2016 um 16:33
Danke für den Bericht und die vielen Links, liebe Frauke. So fühlt es sich fast ein bisschen nach “dabeigewesen” an.
28. Juni 2016 um 16:45
Und nächstes Jahr kommen alle, weil Nina George auf den Buchtagen von dem Literaturcamp geschwärmt hat. 😉