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Zu sehen: Runder Tisch mit Mikrofon, Gläsern und Unterlagen, an dem das Interview aufgenommen wurde.

Podcast-Interview: 30 Jahre Feministische Bibliothek MONAliesA Leipzig

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2020 hat die Feministische Bibliothek in Leipzig Geburtstag gefeiert. Seit drei Jahrzehnten dokumentiert MONAliesA die Frauenbewegung, sammelt feministische Literatur und ist Knotenpunkt im frauenbewegten Leipzig. Viele gute Gründe für einen Besuch. Im März 2020 haben Marianne Eppelt und Jana Stahl von Sabrina Zachanassian einen Einblick in ihre Arbeit vor Ort bekommen.

Sammeln, bewahren, nutzen

Im Bestand der MONAliesA finden sich Bücher, Zeitschriften, DVDs, feministische Abschlussarbeiten sowie eine Sammlung an „Grauer Literatur“. Alles dreht sich um das Leben von Frauen. Es gibt feministische Theorie, Sexualaufklärung für Mädchen, Lyrik, Selbsthilfeliteratur und natürlich eine Menge literarischer Werke. Das dickste Pfund bildet die sogenannte Graue Literatur, diese entsteht außerhalb herkömmlicher Verlagsstrukturen. Flyer, Veranstaltungsankündigungen oder Fanzines dokumentieren die frauenbewegten Entwicklungen in und um Leipzig. Insofern ist die Bibliothek gleichzeitig ein Archiv, das das feministische Gedächtnis bewahrt. Im eigenen Web-Opac lässt sich prima stöbern. Staunen kann man auch, denn dieser Open-Source-Katalog wurde quasi ohne finanzielle Mittel programmiert und mit Inhalten „gefüttert“.

Bücher, soweit das Auge reicht. Foto: me

Zum praktischen Bibliotheksalltag gehört neben Besucher:innen-Betreuung und Katalogpflege auch Bestandssicherung und Digitalisierung. Für Letzteres spielt das Digitale Deutsche Frauenarchiv eine wichtige Rolle. Unsere Gesprächspartnerin, Sabrina Zachanassian, widmet sich vor allem dem Beforschen des Bestands, beispielsweise zu Frauenzeitschriften in der DDR wie der „Zaunreiterin“ oder der „Sibylle“. Sie gehört zu einem Team aus 12 bis 13 Frauen, das großteils ehrenamtlich arbeitet.

Die MONAliesA steht als Mitglied im i.d.a.-Dachverband mit ca. 40 weiteren Frauen- und Lesben-Institutionen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Italien im Austausch. „i.d.a.“ steht dabei für „informieren, dokumentieren, archivieren“. Anhand deren Überblickskarte finden auch alle Nicht-Leipzigerinnen den nächsten bibliophilen Anlaufpunkt. Den zentralen Katalog aller dieser Archive und Bibliotheken gibt es übrigens hier.

Bewegte Zeiten

Im Leben der ehrenamtlich betriebenen Bibliothek gab es schon viel Auf und Ab, unter anderem hat sie schon mehrere Fast-Schließungen überlebt. Bei einer davon, 1997, haben auch die BücherFrauen eine Rolle gespielt. Sie wählten die Gründerin Susanne Scharff zur BücherFrau des Jahres und verschafften der Bibliothek damit dringend nötige Publicity.

Viele graue Archivboxen.

In diesen Boxen befindet sich das Archiv mit grauer Literatur. Foto: me

Ordner in Regalen mit der Aufschrift "EMMA"

Alte Bekannte. Foto: me

Im Dossier zu „30 Jahre geteilter Feminismus“ des Digitalen Deutschen Frauenarchivs lässt sich einiges darüber erfahren, wie und in welcher gesellschaftlichen Stimmung die MONAliesA entstanden ist. Mehr zu ihrer Geschichte hat das Team der MONAliesA vergangenes Jahr in der Broschüre „Erst die Frau, dann das Buch“ veröffentlicht, zudem findet sich auf ihrer Homepage auch eine Chronik.

Mehr als nur Bibliothek

Die Räume der MONAliesA im obersten Stock des Hauses der Demokratie in Leipzig-Connewitz dienen unter nicht-pandemischen Umständen auch als Treffpunkt für Lesekreise und andere feministische Gruppen – auch die Leipziger BücherFrauen waren schon zu Gast. Des Weiteren organisieren die Mitarbeiterinnen regelmäßig Lesungen und Diskussionsrunden. Dabei bleibt die Bibliothek nicht nur in den eigenen Räumlichkeiten, sondern sucht aktiv den Austausch mit lokalen Akteur:innen. Im Sommer nach unserem Interview hat das zum Beispiel zu den feministischen Projekttagen „Let’s Connect“ geführt.

Einige der Veranstaltungen finden sich als Mitschnitt bei mixcloud zum Nachhören und bieten einen guten Eindruck von der thematischen Bandbreite der Bibliothek. Noch mehr MONAliesA gibt es auf Facebook & Instagram und seit Kurzem auch bei Youtube zum Ansehen.

Die BücherFrauen wünschen auf diesem Wege nachträglich nochmals alles Gute, mindestens noch 30 weitere Jahre und endlich die ersehnte Finanzierung für eine festangestellte Bibliothekarin!


P.S. Wer bis hierhin aufmerksam mitgelesen und -gerechnet hat, wird festgestellt haben, dass der Besuch in der MONAliesA in Leipzig fast ein Jahr zurückliegt. Die Aufnahme blieb in den lähmenden ersten Wochen der Coronapandemie unangetastet liegen. Da wir das Engagement der MONAliesA aber nach wie vor spannend finden und runde Pandemiegeburtstage ohnehin doppelt gefeiert werden müssen, möchten wir Euch das Gespräch trotzdem zum Hören anbieten.

Musik im BF-Podcast: Swoop von den Mini Vandals (No Copyright Music).

 

Autor: Marianne Eppelt

Marianne Eppelt ist freie Lektorin und Autorin. Sie hat Philosophie und Osteuropastudien in Hamburg und Berlin studiert und sich nach einem Volontariat in einem Sachbuchverlag 2016 selbstständig gemacht. Sie lebt in Leipzig, wo sie unter dem Label Worte & Strategie lektoriert, korrigiert, textet und irgendwas mit Büchern organisiert.

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