
Karina Bolasco, Leiterin des philippinischen Literaturprogramms © Yvonne de Andrés
Erstmals ist der südostasiatische Inselstaat mit sieben Autor*innen, drei Übersetzer*innen und einer Vielzahl von Publikationen aus den Bereichen Belletristik, Sachbuch, Graphic Novel und Comic auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Die Werke greifen zentrale Themen wie Klimawandel, Kolonialismus, Globalisierung und soziale Ungleichheit auf und spiegeln damit aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wider. „Die Leipziger Buchmesse 2025 markiert einen weiteren Meilenstein für die philippinische Literatur“, erklärt Karina Bolasco, Leiterin des philippinischen Literaturprogramms und betont, dass die Messe als Vorbereitung für die Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse dient.
Als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2025 stehen die Philippinen im Mittelpunkt der internationalen Literaturszene. Unter dem Motto „Fantasie beseelt die Luft“ präsentieren Autor*innen, Verlage und Kulturschaffende die reiche literarische Tradition und Gegenwart des Inselstaates. Erste Programmdetails wurden bereits bekannt gegeben, darunter eine groß angelegte Übersetzungsinitiative, hochkarätige literarische Gäste und ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Nach herzlichen Begrüßungsworten von Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, der philippinischen Botschafterin Irene Susan B. Natividad und Senatorin Loren Legarda, Initiatorin des Projekts, stellte Karina Bolasco das diesjährige Ehrengast-Programm vor.
Bolasco, Leiterin des Literaturprogramms, betonte die Bedeutung der philippinischen Literatur im internationalen Kontext und gab einen ersten Einblick in die geplanten Veranstaltungen. Neben hochkarätigen Autor*innen wird ein breites Spektrum an Genres präsentiert – von Lyrik und Belletristik über Graphic Novels bis hin zu Klima-Romanen.
Historisches Erbe: „Fantasie beseelt die Luft“
Das Motto „Fantasie beseelt die Luft“ stammt aus dem berühmten Epos „Noli me Tangere“ des philippinischen Nationalhelden José Rizal, der es im 19. Jahrhundert als Kampfansage gegen das spanische Kolonialregime verfasste. In 2025 jährt sich der 129. Jahrestag seiner Hinrichtung durch die spanische Kolonialmacht und Rizal ist bis heute eine zentrale Figur der philippinischen Identität. Das Motto verbindet die philippinische Geschichte mit der modernen Kultur und verdeutlicht den tiefen Einfluss, den die literarische Tradition des Landes auf die Gegenwart hat.
Literarische Reise zwischen Vergangenheit und Zukunft
Im Herbst 2025 wird die philippinische Delegation mit einem 2.000 Quadratmeter großen Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein. Rund 70 Kulturschaffende, darunter bekannte Autoren und Nachwuchstalente, werden das Land vorstellen. „Unsere Literatur vereint indigene, südostasiatische, spanisch-koloniale und US-amerikanische Einflüsse“, erklärt Karina Bolasco. Besonders hervorzuheben ist, dass auf den Philippinen 135 Sprachen gesprochen werden, wobei in den letzten Jahrzehnten immer mehr Werke in der zentralphilippinischen Sprache Tagalog erscheinen.
Literatur als Brücke der Kulturen
Ein zentrales Anliegen des Ehrengastauftritts der Philippinen ist die Förderung des internationalen Dialogs. Eine umfangreiche Übersetzungsinitiative soll dazu beitragen, mehr als 120 philippinische Titel in Fremdsprachen zu übertragen. Bisher wurden 27 Titel ins Deutsche übersetzt, weitere sind in Planung. Diese Übersetzungsoffensive ermöglicht es der philippinischen Literatur, in einen globalen Austausch zu treten und einen wichtigen Beitrag zur Weltliteratur zu leisten.
Kristian Cordero, Mitglied des Übersetzungskomitees, unterstreicht die Bedeutung des Programms: „Übersetzungen ermöglichen es unserer Literatur, in einen globalen Dialog zu treten. Die philippinischen Autor*innen leisten damit einen wertvollen Beitrag und profitieren von der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen“.
Preisgekrönte Literatur und neue Stimmen
Die Philippinen werden auf der Frankfurter Buchmesse 2025 mit einer beeindruckenden Auswahl renommierter und aufstrebender Autor*innen vertreten sein. Hervorzuheben sind preisgekrönte Schriftsteller*innen wie Virgilio S. Almario, Resil B. Mojares und Gemino H. Abad. Mojares und Gemino H. Abad, die die philippinische Literatur maßgeblich geprägt haben. Auch junge Autoren wie Renren Galeno und Paolo Herras sowie die Übersetzerin Annette Hug geben spannende Einblicke in ihre Werke und die Kunst des literarischen Übersetzens.
Daryll Delgado beleuchtet in ihrem Roman Remains (dt. Überreste) den Klimawandel aus literarischer Perspektive. Ihr Erstlingswerk, die Anthologie After the Body Displaces Water, wurde mit dem National Book Award für die beste englischsprachige Kurzgeschichte ausgezeichnet und stand auf der Shortlist für den Madrigal-Gonzalez Best First Book Award. Die deutsche Ausgabe von Überreste erscheint in der Übersetzung von Gabriele Haefs im Kröner Verlag.
J. Philip Ignacio präsentiert in seiner Graphic Novel Alandal die philippinische Geschichte aus einem neuen Blickwinkel. Das Buch wurde 2022 mit dem National Children’s Book Award für die beste Leseempfehlung und 2023 mit dem National Book Award für die beste Graphic Novel in englischer Sprache ausgezeichnet. Die deutsche Ausgabe von Alandal 1 erscheint 2024 im Dantes Verlag.

Daryll Delgado, Aurorin und Irene Susan B. Natividad, Botschafterin der Philippinen in Deutschland © Yvonne de Andrés
Philippinische Verlage und die Literaturbranche im Aufschwung
Die Präsentation des Ehrengastes ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer nationaler Institutionen, darunter das National Book Development Board (NBDB), die National Commission for Culture and the Arts (NCCA) und das Department of Foreign Affairs (DFA). Unterstützt werden sie von führenden Verlagen wie Anvil Publishing, Adarna House sowie den Universitätsverlagen der Ateneo de Manila, der University of the Philippines und der University of Santo Tomas.
Unabhängige Verlage wie Milflores Publishing, Savage Mind und Komiket bringen frische Impulse in die philippinische Literaturlandschaft und zeigen die Vielfalt der philippinischen Buchbranche. Weitere Verlage und Autor*innen werden im Juni vorgestellt.
Erste Begegnung in Leipzig: Vorgeschmack auf Frankfurt
Die Philippinen sind bereits auf der Leipziger Buchmesse präsent, um die internationale Literaturwelt auf ihren großen Auftritt in Frankfurt einzustimmen. In Halle 4, Stand C402 können die Besucher*innen 150 Titel entdecken, darunter 14 deutsche Ausgaben. Themen wie Klimawandel, Kolonialismus und soziale Gerechtigkeit stehen im Mittelpunkt der Diskussionen und Lesungen. Insgesamt finden elf Veranstaltungen mit philippinischen Autoren statt, die die Herausforderungen der Gegenwart literarisch reflektieren.
So wird die Frankfurter Buchmesse 2025 nicht nur zu einem Höhepunkt der philippinischen Literatur, sondern auch zu einer Einladung zum interkulturellen Austausch und zu einer Entdeckungsreise zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Weitere Informationen zur Leipziger Buchmesse und zum Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2025 sowie den Veranstaltungskalender finden Sie hier. Eine Liste der philippinischen Neuerscheinungen finden Sie ebenfalls hier.