Auch nach Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft wurde in diesem Monat fleißig geschrieben, gelesen und diskutiert. Wir empfehlen heute eine bunte Mischung aus Texten: einen linguistischen Blick auf geschlechtergerechte Schreibweisen wie Gendersternchen und Gender-Gap, einen Vortrag über das Politische in der Literatur, ein Plädoyer für das Reden über Bücher und einen Ausflug in die italienische Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland. Viel Spaß beim Lesen!
Am 8. Juni beschäftigte sich der Rat für deutsche Rechtschreibung mit dem Thema geschlechtergerechte Schreibung. Für hitzige Debatten im Vorfeld sorgten dabei vor allem Formen wie das Gendersternchen und der Gender-Gap, die als Alternativen zum Binnen-I alle Geschlechter mit einschließen sollen. Der Rechtschreibrat vertagte die Entscheidung über eine Empfehlung solcher Formen, doch die Unsicherheiten bleiben. Der Linguist Anatol Stefanowitsch klärt in seinem Blog eine in dieser Diskussion oft aufgetauchte Frage: Wie spricht man Formen mit dem Sternchen oder dem Gap eigentlich aus? Zur Notwendigkeit von geschlechtergerechter Sprache empfehlen wir außerdem diesen Artikel in der Süddeutschen von dem Linguisten Henning Lobin und der Linguistin Damaris Nübling.
Im Juni fand im Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund eine Tagung zur „Literatur in der neuen Klassengesellschaft“ statt. Die Schriftstellerin Anke Stelling hielt in diesem Rahmen einen klugen Vortrag über das Politische der Literatur und den Vorwurf der Nabelschau: „Ich bin aufgrund der Merkmale Kind, Frau und Schreibschülerin klassifiziert und – ich konstatiere nur, ich klage nicht – herabgewürdigt worden. Durch diese Merkmale wurde ich zur Leserin und Verfasserin sogenannter Frauen- und Kinderliteratur sowie Institutsprosa. Was natürlich albern und durchschaubar ist – sobald man’s durchschauen und den Zweck dahinter erkennen kann. Vorher torpediert diese Einordnung stetig und unbemerkt sowohl Produktion als auch Rezeption.“
Nichts regt Menschen mehr zum Lesen an, als Bücher empfohlen zu bekommen – von FreundInnen, BuchhändlerInnen, BloggerInnen … Die Buchbloggerin Jessika Hädecke schreibt darüber, warum das Sprechen über Bücher den Buchmarkt stärkt, und empfiehlt einige MultiplikatorInnen in der Branche: „Reden, reden, reden! Über Bücher sprechen ist das offensichtlichste Mittel, um Literatur wieder stärker zu machen. Und das nicht nur online, obwohl es schon so viele tolle Menschen gibt, die das tun, sind offline Veranstaltungen verknüpft mit der Stärke von Social Media das perfekte Tool!“
Nicht nur für Italien-Fans interessant: Die freie Lektorin und Übersetzerin Ulrike Schimming schreibt auf dem Blog Lütte Lotte von Laura Sonnefeld über italienische Kinder- und Jugendbücher in Deutschland. Im Mai ist bereits der erste Teil dieser Reihe erschienen, der sich Klassikern und „den Vergessenen“ widmete. Im Juni folgte dieser sehr lesenswerte Beitrag über aktuelle Titel und Trends, der auch einen Einblick in den ÜbersetzerInnenaltag bietet. Wir freuen uns schon auf den dritten Teil!
Jeden Monat erscheinen im Netz so viele anregende und aufregende Texte, dass wir mit dem Lesen oft gar nicht mehr hinterherkommen. #lesbar sammelt diese Perlen und präsentiert sie jeden letzten Donnerstag im Monat auf dem BücherFrauen-Blog – handverlesene Lese- und Teilempfehlungen zu Themen, die BücherFrauen und andere buchbewegte Menschen interessieren.
Was findet ihr #lesbar? Schickt uns eure Artikelempfehlungen für den nächsten Monat!
28. Juni 2018 um 18:20
Juhu, endlich mal ein lesbar, das ich mir urlaubsbedingt sofort zu Gemüte führen kann. Danke wieder mal für die interessante Sammlung, liebe Martha!