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Ein Beitrag zur Debattenkultur in der Buchbranche

Auf diesem historischen Bild sieht man fünf DDP-Abgeordnete.
Auf diesem historischen Bild sieht man fünf DDP-Abgeordnete.

Wegbereiterinnen für das Frauenwahlrecht in Heidelberg

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In Deutschland war die Wahl zur Nationalversammlung vom 19. Januar 1919 die erste, an der Frauen als Wählerinnen und Kandidatinnen teilnahmen. Über 80 Prozent der wahlberechtigten Frauen gaben ihre Stimme ab. 300 Frauen kandidierten. Von insgesamt 423 Abgeordneten zogen 37 Frauen in die Nationalversammlung ein.

Dr. Susanne Himmelheber nimmt in diesem Beitrag exemplarisch die Vorreiterinnen für das Frauenwahlrecht in Heidelberg in den Fokus. Der Beitrag basiert auf dem gleichnamigen Vortrag, den Susanne Himmelheber am 5. November 2018 im Rahmen der Themenwoche 100 Jahre Frauenwahlrecht auf Einladung des Gleichstellungsbüros der Universität Heidelberg gehalten hat.

Henriette Feuerbach und Anna Blum im Badischen Frauenverein

In der Heidelberger Theaterstraße wohnten gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwei Wegbereiterinnen des Frauenwahlrechts in Heidelberg. Sie waren Mitglied im Badischen Frauenverein: Henriette Feuerbach und Anna Blum. Großherzogin Luise gründete den Badischen Frauenverein im Jahr 1859 während des italienischen Krieges. Der Verein verpflichtete sich in seinem ersten Paragrafen zur „Unterstützung der infolge von Kriegsbedrohung oder eines Krieges in Not Geratenen“, zunächst mit Handarbeiten, bald aber vor allem durch Ausbildung von Lazarettschwestern. „Baden trat als erstes deutsches Land der Genfer Konvention vom Roten Kreuz bei. Die ersten Schwestern, angetan mit dem Roten Kreuz, folgten den badischen Truppen“, heißt es in einer frühen Biografie der Großherzogin.

Streng hierarchisch aufgebaut mit einem Zentralkomitee, das von einem von der Großherzogin ernannten Generalsekretär geleitet wurde, durften die weiblichen Mitglieder ihre Vorstände selbst wählen und bald entstanden überall in Baden Zweigvereine – einer der erfolgreichsten in Heidelberg.

Henriette Feuerbach (1812–1892), die Stiefmutter des Malers Anselm Feuerbach, war 1852 nach Heidelberg gezogen. Im Krieg von 1870/71 übernahm sie die Aufsicht über die Heidelberger Lazarette. In einem Brief an ihre Freundin Charlotte Kestner heißt es:

„Ich bin seit dem 10. Juli (1870) buchstäblich mir selbst und meinem Leben abhanden gekommen, indem man mich zur Vorsteherin der Lazarettpflege gemacht hat. Wir haben in 18 Lazaretten ohngefähr 14–1500 Kranke bisher verpflegt, darunter die meisten Schwerverwundete – Deutsche und Franzosen. Ich habe die Aufsicht über all diese Anstalten, für die ich 58 Wärterinnen und Wärter zu stellen, zu überwachen und besolden beauftragt bin. … Unser Verein besteht eigentlich aus der ganzen Stadt. … Die Männer rechnen und organisieren, die Frauen arbeiten und führen aus.“

Anna Blum diente dem Badischen Frauenverein fast 45 Jahre als Schriftführerin. 1843 in Heidelberg als Tochter eines wohlhabenden Gastwirts geboren, stiftete sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Reichstagsabgeordneten Wilhelm Blum, die erste Schwimm- und Badeanstalt am Neckar, „die nicht nur dem erfrischenden Genuss sondern auch der körperlichen Ertüchtigung dienen sollte“. Anna Blum gründete eine Flickschule für Mädchen, aus der später eine Frauenschule entstand.

„Die Frauen der Professoren“

Noch weit bis ins 20. Jahrhundert war eine „Frau Professor“ in Heidelberg keineswegs habilitiert, sondern die Frau eines Professors. Dieser Abschnitt stellt drei Frauen vor, die um die Jahrhundertwende ihren Männern nach Heidelberg folgten: Marianne Weber, Marie Luise Gothein und Camilla Jellinek. Drei Frauen, über die Gustav Radbruch in seinen Erinnerungen schrieb: „Man wird selten so ungewöhnlichen Frauen so nahe beieinander begegnen.“ Alle drei teilten das Schicksal höherer Töchter im 19. Jahrhundert. Die Tore deutscher Gymnasien waren ihnen verschlossen – und dennoch schrieb jede auf ihrem Gebiet ein Standardwerk, für das sie in der Weimarer Republik mit dem Ehrendoktor der Ruperto Carola ausgezeichnet wurde.

Das Schwarz-weiß-Bild zeigt Marianne Weber (links) und Max Weber (rechts).

Marianne Weber

Das Haus an der Alten Brücke, das heute den Namen Max Webers trägt, müsste eigentlich Marianne-Weber-Haus heißen, denn es gehört ihrer Familie. Marianne Schnitger, 1870 geboren, stammte aus einer begüterten Bielefelder Textildynastie. Nach einem kurzen Pensionatsaufenthalt wollte sie sich in Berlin zur Malerin ausbilden lassen – ein Beruf, in dem man nicht Gefahr lief, Geld zu verdienen, denn das wäre für eine reiche Erbin unstatthaft gewesen. Über ihren damaligen Bildungshunger schrieb sie später:

„Ich las mit heißem Bemühen und halbem Verstehen Bücher wie ,Rembrandt als Erzieher‘ und Haeckels ,Welträtsel‘ und ein dickes Buch von Kant, von dem ich nicht einen Satz verstand, das mir aber viel Ehrfurcht einflößte.“

Aber Marianne hatte Glück in Berlin, nicht nur lernte sie durch ihre spätere Schwiegermutter Helene Weber einige Vorkämpferinnen der Frauenbewegung kennen, auch ihr Mann „nahm an der Arbeit der Frauenbewegung wärmsten Anteil und leistete mir, wann immer es Schwierigkeiten gab, ritterlich Beistand“, wie sie sich später erinnerte.

1897 kaum in Heidelberg angekommen, übernahm Marianne Weber den Vorsitz der Heidelberger Sektion des Vereins „Frauenbildung – Frauenstudium“ und entwickelte ein ausführliches Vortragsprogramm, das von Marie Stritts kritischem Referat „Das Bürgerliche Gesetzbuch und die Frauenfrage“ über Karl Heinsheimers „Weltpolitik im 19. Jahrhundert“ bis zu Alice Salomons „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Arbeit“ reichte. Es gab auch literarische Zirkel und „zwanglose Veranstaltungen“ in der Stadthalle, bei denen Marianne Weber selbst über „Koedukation“ oder „Mutterschaft und geistige Arbeit“ sprach. Diese Veranstaltungen fanden großen Anklang in der Heidelberger Bevölkerung, auch Bertha, Webers Hausmädchen, nahm daran teil und begeisterte sich fürs Frauenwahlrecht. Später setzte Marianne Weber mit dem Essay „Die drei Gehilfinnen“ ihren Helferinnen im Haushalt ein liebevolles literarisches Denkmal. Vom Frauenwahlrecht war man gleichwohl noch weit entfernt: Als sich 1894 der Bund deutscher Frauenvereine als Dachverband der Frauenbewegung gründete, trat der Badische Frauenverein nicht bei – wohl aber die Heidelberger Sektion von „Frauenbildung – Frauenstudium“ und bald wurde Marianne Weber in den Vorstand des BDF gewählt.

Überschattet wurden die Heidelberger Jahre von Max Webers schwerer psychischer Krankheit. Marianne, die ihren Mann treu pflegte, rettete sich in die wissenschaftliche Arbeit: 1907 erschien bei Mohr und Siebeck ihr fast 600 Seiten starkes Werk „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung“, das „bisher unübertroffene Kompendium zur Rechtsgeschichte der Frauen“ (Ute Gerhard, 1996). Zahlreiche Aufsätze zur Frauenbewegung folgten.

Marie Luise Gothein

Die Schwarz-weiß-Fotografie zeigt Marie Luise Gothein in einem dunklen Zimmer mit großem Fenster.

Marie Luise Gothein

1863 in Ostpreußen geboren, hatte Marie Luise Schröter sich in Eberhard Gothein, ihren Mathematiklehrer an der Breslauer Mädchenschule, verliebt – oder mehr noch er sich in sie. 1903 zog das Paar mit seinen drei (später vier) Söhnen nach Heidelberg. Unser Bild zeigt Marie Luise Gothein an ihrem Schreibtisch in der Weberstraße und einen Blick in den dortigen Garten. Dieser Blick ist ein Hinweis auf ihr bahnbrechendes Werk zur Entwicklung der Gartenkunst, das entstanden ist auf der Grundlage eines Ehevertrags aus dem Jahr 1892. Darin hatte sich Marie Luise Gothein ausbedungen, „mindestens alle zwei Jahre sechs bis acht Wochen studienhalber nach England zu reisen“. Noch heute kündet der eheliche Briefwechsel davon, wie sehr Eberhard Gothein in diesen Zeiten seine Frau vermisste. Marie Luise verbrachte die meiste Zeit ihres Bildungsurlaubs im runden Saal der British Library – hier entstanden ihre Aufsätze zur englischen Romantik, zu Elizabeth Barrett Browning, zu Shakespeare, vor allem aber ihre zweibändige „Geschichte der Gartenkunst“, mit der sie absolutes Neuland betrat. Dieses wunderbar geschriebene Buch gehört noch heute zum festen Bestand jeder kunstwissenschaftlichen Bibliothek (letzte Ausgabe 1994). Mancher Kunsthistoriker zitiert „den Gothein“, wohl in der Meinung, ein solches Werk müsse von einem Mann stammen.

„Exceptionell gescheidt“ nannte Marianne Weber Elisabeth Gothein und bedauerte, dass sie sich gar nicht für die Frauenbewegung interessierte.

Ganz anders Camilla Jellinek

Marianne Weber warb sie für die Einrichtung der Rechtsschutzstelle in Heidelberg. Diese unentgeltliche Rechtsberatung von Frauen für Frauen gehört zu den frühen Errungenschaften der deutschen Frauenbewegung – lehrt doch die Erfahrung, „daß Frauen leichter zu Frauen sprechen über das, was sie bedrückt“ (Camilla Jellinek).

Camilla Wertheim

Camilla Wertheim wurde 1860 in Wien geboren, ihre Mutter war „eine katholische Beamtentochter“, ihr Vater entstammte einer alten jüdischen Familie:

„Ich hatte das große Glück, in meinem Elternhaus das zu finden, was öffentliche Schule und Universität den Mädchen damals noch verweigerten: Meine Eltern weckten und pflegten frühzeitig meinen Bildungsdrang.“

Auch ihre späteren juristischen Kommentare zeugen von ihrer literarischen Bildung.

1883 heiratete sie Georg Jellinek, dessen Bemühungen um ein Ordinariat in Wien am dort herrschenden Antisemitismus scheiterten. 1891 kam die Familie Jellinek nach Heidelberg, wo Georg Jellinek als angesehener Staatsrechtler, als (Pro)Rektor und freundlicher Unterstützer von Frauenstudium und Frauenbewegung wirkte.

Kampf um die Abschaffung des § 218

Camilla Jellinek scheiterte schon früh im Kampf um die Abschaffung des § 218. Ihr Credo „Darüber besteht für mich kein Zweifel, wenn die Männer die Kinder zu gebären hätten – ein männlicher § 218 wäre nie geschaffen worden“ verhallte ungehört in der Öffentlichkeit, aber auch in der Rechtskommission des BDF – trotz Camilla Jellineks bemerkenswerter Rede, die mit den Worten endet: „… pflegt man doch meist sehr konservativ zu sein in Dingen, über die man nicht genügend nachgedacht.“

Ehrungen für die „Professorenfrauen“

Die drei „Professorenfrauen“ erhielten in den Zwanziger Jahren den Ehrendoktor der Ruperto Carola: 1920 Marianne Weber, 1930 Camilla Jellinek, 1931 Marie Luise Gothein. Marianne Weber schreibt vom beglückenden Gefühl, nicht mehr „Frau Professor“, sondern „Frau Doktor“ zu sein. Damals waren alle drei schon verwitwet und jede schrieb ein Lebensbild ihres Mannes: kurz und liebevoll Camilla Jellinek, etwas trocken Marie Luise Gothein, sehr wahrhaftig und oft selbstkritisch Marianne Weber.

Den Weg für die ersten Studentinnen bereitet

Das Bild zeigt ein Porträt von Rahel Straus, geborene Gothein.

Rahel Straus, geb. Gothein

Der etwas düstere Blick auf die Heidelberger Universität entspricht ungefähr den Aussichten, die der BDF gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf das Frauenstudium hatte, erforderte die Immatrikulation von Frauen doch das Abitur an einem staatlichen Gymnasium. Der Weimarer Verein „Frauenbildungsreform“ richtete die Bitte, ein solches Gymnasium für Mädchen zu schaffen, an alle deutschen Landtage – und hatte Erfolg im Großherzogtum Baden: Hier warnte der Führer der Nationalliberalen davor, „diese wichtige Frage ins nächste Jahrhundert zu verschieben. (…) Auch in dieser Angelegenheit muss Baden als wahrhaft liberales Land sich an die Spitze stellen“ – und so geschah es. In Karlsruhe wurde das erste humanistische Mädchengymnasium eingerichtet, 1899 hatten die ersten vier Abiturientinnen ihr Examen bestanden, 1900 schrieb das Kultusministerium den beiden badischen Universitäten die Immatrikulation von Frauen vor – und so begann Rahel Gothein ihr Medizinstudium in Heidelberg.

Mit anderen jungen Frauen bildete sie schon bald eine eigene Gruppe, die die bestehenden Frauenorganisationen gerne in ihre Reihen holen wollten, wie Rahel Straus schildert:

„Kaum aber hatten wir uns als Gruppe aufgetan, da kam der Verein ,Frauenstudium – Frauenbildung‘ und wollte uns als Jugendgruppe haben. Es war kein unberechtigter Gedanke: Seiner Arbeit hatten wir es zu verdanken, daß wir lernen und studieren konnten, daß Gymnasien entstanden, daß die Universitäten sich uns öffneten. Aber wir waren jung und wollten unabhängig sein. Wir wollten keine alten Tanten und wollten nicht gegängelt werden. Unter uns nannten wir den Verein ,Frauentugend – Frauenmilde‘. Als nun der Abend der Entscheidung kam, wurde es ein heftiger Kampf zwischen Marianne Weber, der Vorsitzenden der Frauengruppe, und mir, der Vorsitzenden der Studentinnengruppe. Sie sprach fein und sympathisch, aber wir wollten nicht.“

Die dreißigjährige Marianne Weber schien es nicht weiter übelgenommen zu haben und hat später einen sehr schönen Aufsatz über die ersten Studentinnen geschrieben.

Zunächst als Hörerin kam Clara Hamburger mit ihrer Zwillingsschwester Anna 1901 aus Breslau nach Heidelberg. Schon zwei bzw. drei Jahre später wurden sie promoviert – Clara in Zoologie, Anna in Chemie. Anna wurde Lehrerin in Mannheim, Clara blieb an der Universität als Kustodin des Zoologischen Museums, sie schrieb wissenschaftliche Aufsätze, edierte die Werke ihres Lehrers Otto Bütschli und leitete als Stellvertreterin zeitweise das Zoologische Institut.

So viel – oder besser so wenig über die ersten Studentinnen an der Universität Heidelberg, deren Anzahl so schnell stieg, dass man die Ruperto Carola bald „eine Frauenuniversität“ nannte.

Maria Gräfin Graimberg und die Katholische Frauenfachschule

Eine weitere Möglichkeit der Frauenbildung neben der Universität bot die Katholische Frauenfachschule von Maria Gräfin Graimberg am Kornmarkt. Maria Graimberg, geboren 1879, war die Enkelin des Grafen Graimberg, der dieses Haus erworben hatte als Verkaufsstätte für seine Heidelberg-Veduten und als künftiges Universitätsmuseum.

Das Bild zeigt das Graimbergpalais in der Heidelberger Altstadt.

Graimbergpalais. Foto: Anne Bormann.

Maria, die eigentlich ins Kloster gehen wollte, zog 1900 mit Mutter und Schwester in das kleine Palais und begann nach dem Vorbild der Berliner Sozialen Frauenfachschule Alice Salomons, in Heidelberg die erste katholische Frauenfachschule zu errichten. Frauenfachschulen ermöglichten eine professionelle Ausbildung für viele soziale Aufgaben, die bis dahin meist ehrenamtlich und unentgeltlich von Frauen übernommen worden waren. Aufnahmebedingung war der Abschluss an einer höheren Mädchenschule. Es gab einen sehr umfassenden Lehrplan, der neben Sozialethik auch Volkswirtschaftslehre, französische und englische Sozialliteratur, Kunstgeschichte, Buchführung, Hygiene- und Krankenpflege, Zeichnen etc. enthielt. Dazu kam die praktische Arbeit beispielsweise im Paulusheim, bei der Armenfürsorge oder in der Brockensammlung. Schülerinnen der höheren Klassen hörten Vorlesungen an der Universität, während einige Universitätsdozenten an der Frauenfachschule lehrten.

Marie Baum

Zu diesen Universitätsdozenten gehörte Marie Baum. Sie hatte damals schon ein bewegtes Leben hinter sich: 1874 in Danzig in eine fortschrittliche Medizinerfamilie geboren, genoss sie eine sorgfältige Schulbildung. Ihre Mutter gehörte zu den Mitbegründerinnen des dortigen Vereins „Frauenwohl“, der Vorbereitungskurse fürs Studium anbot; so konnte Marie Baum ihr Abitur in Zürich ablegen und dort auch ihr Chemiestudium absolvieren. In Zürich lernte sie Ricarda Huch kennen; so verschieden die beiden Frauen waren, sie wurden Lebensgefährtinnen trotz räumlicher Distanz.

Nach ihrer Promotion trat Marie Baum eine Stelle in der chemischen Industrie in Berlin an. Weder die Arbeit noch das Leben in Berlin gefielen ihr, und so kam sie über Alice Salomon zur Sozialarbeit. Alice Salomon wiederum empfahl Marie Baum dem Ehepaar Weber in Heidelberg für die freie Stelle einer Fabrikinspektorin, die Marie Baum 1902 antrat.

Fabrikinspektorin fordert Gleichstellung

Das Amt der Fabrikinspektorin erforderte ein hohes Maß an Sachkenntnis, aber auch Mitgefühl – mit ihrer Hilfe hoffte man das Elend der Fabrik- und Heimarbeiterinnen und die noch weit verbreitete Kinderarbeit kennenzulernen und zu beheben – so jedenfalls der Wunsch nicht nur des politisch fortschrittlichen BDF, sondern auch des Badischen Frauenvereins unter der Ägide der Großherzogin.

Hier sieht man Marie Baum als alte Frau, lesend in einem Sessel.

Marie Baum

In ihren Erinnerungen beschreibt Marie Baum, wie sie „zu Fuß, zu Rad oder mit der Bahn“ viele der ausgebeuteten Arbeiterinnen in den Mannheimer Fabriken aufsuchte, aber auch die Heimarbeiterfamilien im Hotzenwald, wo sie Kinder „von vier Jahren aufwärts blaß und krumm über ihre Arbeit gebückt“ vorfand. Das Ergebnis ihrer Inspektionsreisen fasste Marie Baum zusammen unter dem Titel „Drei Klassen von Lohnarbeiterinnen in Industrie und Handel“.

Max Weber lobte dieses Werk sehr, Marie Baums Vorgesetztem hingegen attestierte Weber „männliche Geschlechtseitelkeit“, hatte dieser doch ihr Gesuch nach Gleichstellung mit den männlichen Kollegen („gleicher Lohn für gleiche Arbeit“) abgelehnt. Marie Baum kündigte die Stelle – das sollte sie in ihrem Leben noch öfter tun.

Im Sommersemester 1907 war sie Gasthörerin an der Heidelberger Universität, dann wechselte sie als Geschäftsführerin des Vereins für Säuglingsfürsorge nach Düsseldorf. Seit dieser Zeit engagierte sie sich wie Marianne Weber und Camilla Jellinek im Bund Deutscher Frauenvereine. Seitdem 1908 das Vereinsverbot für Frauen aufgehoben war, arbeiteten viele Heidelberger Bürgerinnen mit in den sozialen Kommissionen der Stadt.

Blütezeit der Frauenbewegung

Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war – wie in ganz Europa (und Amerika) – auch in Heidelberg eine Blütezeit der Frauenbewegung: Ein Höhepunkt war 1910 die Tagung des Bundes Deutscher Frauenvereine in Heidelberg, ausgerichtet von der hiesigen Vorsitzenden Marianne Weber und ihren Mitstreiterinnen. Beglückt notierte Marianne das positive Echo auf die „festliche Heerschau der Frauenbewegung“, die die Stadt „sogar mit einer Schloßbeleuchtung ehrte … Und was am wohltuendsten war: (Sie) sahen in den Führerinnen nicht mehr Karikaturen und Entartete ihres Geschlechtes, sondern neue Typen.“

Der Erste Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg bedeutete eine Zäsur für die bis dahin über viele Grenzen hinweg so weltoffene Frauenbewegung. Ich erspare uns die chauvinistischen Sprüche unserer Protagonistinnen, die sich alle in den von Gertrud Bäumer organisierten „Nationalen Frauendienst“ einreihten. Begeistert schreibt Marianne Weber nach Berlin: „Max ist seit früh bis spät bei der Arbeit, um Einrichtung für ein Lazarett von 700 Betten innerhalb einer Woche zusammenzubringen. … Wir Frauen wollen auch das unsrige tun …. Alle sind ganz erfüllt von dem Bewußtsein, daß wir gerecht in diesen Krieg ziehen, daß es ein heiliger Verteidigungskrieg ist, und wundervoll ist dies Gemeinschaftsgefühl des ganzen Volkes.“ An Bedeutung gewannen die Pionierinnen der sozialen Berufsausbildung, wie Maria von Graimberg: Sie bildete jetzt Fabrikhelferinnen aus, die dafür sorgten, dass Mütter Fabrikarbeit und Kindererziehung in Einklang bringen konnten.

An der Internationalen Konferenz „Frauen für den Frieden“, die 1915 in Den Haag stattfand, nahmen nur wenige deutsche Pazifistinnen teil. Rahel Straus berichtet von einem Treffen der ehemaligen Heidelberger Studentinnen im Februar 1917. In einem Referat versuchte sie ihre ehemaligen Kommilitoninnen, aber auch die Vertreterinnen der Frauenbewegung davon zu überzeugen, dass Frauen kraft ihrer Natur Kriegsgegnerinnen sein müssten – „aber auf meiner Seite stand niemand. … Am intensivsten bekämpfte mich Marianne Weber. … Es gäbe nur eines: volle Bejahung des Krieges für jeden Deutschen. Vielleicht war es eben doch die Jüdin, die anders empfand als die ,echten‘ Deutschen?“.

Wahlrecht und Wahlen

Acht Monate später, im Oktober 1917, veröffentlichte die deutsche Frauenbewegung eine Erklärung, in der sie das aktive und das passive Frauenwahlrecht forderte, einzig die konfessionellen Vereine lehnten diese Forderung ab „in Anbetracht der noch mangelnden Reife der Frauen“ – so die Meinung der weiblichen Mitglieder. Camilla Jellinek schrieb damals: „Wir müssen das Wahlrecht fordern, auch wenn das Ergebnis der Wahl nicht unseren Vorstellungen entspricht“.

Am 12. November 1918 hatten die Frauen ihr Ziel erreicht:

„Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten allgemeinen Wahlrecht aufgrund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens zwanzig Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen“, hieß es im Aufruf des „Rates der Volksbeauftragten“.

Alle unsere Heidelberger „Vorkämpferinnen“ begannen nun für die Wahl zu agitieren: Maria von Graimberg schickte ihre Schülerinnen aufs Land, um die weibliche Bevölkerung vom Wahlrecht zu überzeugen und – vor allem – eine eigenständige Wahl zu treffen. Sie selbst kandidierte für die Zentrumspartei.

Gewählte Vertreterinnen

Selbst Marie Luise Gothein fuhr bis Lörrach, um für ihren Mann zu werben, der für die linksliberale Deutsche Demokratische Partei in den Badischen Landtag einziehen wollte – was auch gelang. Zwar errang die DDP in Heidelberg bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit, im Übrigen aber erfüllte sich Camilla Jellineks Voraussage: Bei einer Wahlbeteiligung von 85 Prozent Frauen wurden vor allem Vertreterinnen des Deutschen Evangelischen Frauenbundes und des Katholischen Frauenbundes, die auf der Zentrumsliste kandidierten, gewählt. Leer gingen die radikalen Feministinnen aus, die seit Jahrzehnten für das Frauenwahlrecht gekämpft hatten.

Marianne Weber zog für die DDP in die Badische Nationalversammlung, diese Partei vertrat auch Marie Baum im Reichstag. Von Camilla Jellinek erschien damals „Die Frau im neuen Deutschland“, ein hellsichtiges Buch, in dem sie beschreibt, wie Frauensolidarität am Fraktionszwang zerbricht.

Gleichberechtigung an der Universität

An der Universität machte die Gleichberechtigung langsam Fortschritte: Die Zahl der Studentinnen stieg auf 13 Prozent, sodass man einen Numerus clausus für Frauen erwog. Unter den Studentinnen waren später so berühmte Frauen wie Anna Seghers, Jeanne Hersch, Hannah Arendt und Hilde Domin. 1923 habilitierte sich Gerta von Ubisch (1882–1965) als erste Frau in Heidelberg mit einer Schrift zur Vererbungslehre. In ihren Erinnerungen beschreibt sie ihre Erfahrungen als alleinstehende Frau :

„Für Kontakte hatte ich wenig Zeit und auch zu wenig Mittel. Ich war die einzige weibliche Dozentin und hatte mich erst spät – mit einundvierzig – habilitieren können. Das erschwerte natürlich den harmlosen Verkehr mit anderen Privatdozenten.“

Gegnerin des deutschen Militarismus

Nur wenig wissen wir bis jetzt über Elise Dosenheimer (1868–1959), sie gehörte zum radikalen Flügel der Frauenbewegung und hatte schon 1913 gegen den zunehmenden deutschen Militarismus geschrieben. Seit 1929 lebte die promovierte Germanistin in Heidelberg.

First Lady Louise Ebert

Während der Weimarer Republik sind enge Kontakte zu Heidelberg der ersten deutschen First Lady Louise Ebert (1873–1955) kaum dokumentiert. Als Tochter einer niedersächsischen Landarbeiterfamilie arbeitete sie schon früh in einer Tabakfabrik und engagierte sich in der Gewerkschaft zu einer Zeit, in der nicht nur Frauen – aber diesen besonders – jegliche politische Arbeit untersagt war. 1894 heiratete Louise Rumpf Friedrich Ebert. Ihre Rolle als „Erste Frau der Weimarer Republik“, für die es kein Vorbild gab, erfand sie neu: Sie unterstützte Marie Juchacz beim Aufbau der Arbeiterwohlfahrt und übernahm die Schirmherrschaft für die Deutsche Kinderhilfe. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Louise Ebert nach Heidelberg. Ihr ältester Sohn wurde Oberbürgermeister von Ostberlin, der jüngere SPD-Mitglied in Heidelberg: Die Teilung Deutschlands ging „mitten durch ihr Herz“, sagte sie einmal.

Geburtsstunde der GEDOK in Heidelberg durch Ida Dehmel

1926 rief Ida Dehmel in Hamburg die „Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“ ins Leben. Dieser Bund sollte Vertreterinnen aller Kunstsparten aufnehmen, sich durch seine offenen Strukturen und die Kunstfreundinnen von berufsständischen Vereinigungen unterscheiden. Die Idee stieß auf große Begeisterung – und als die Dirigentin Stephanie Pellisier gemeinsam mit Ida Dehmel 1930 die Heidelberger GEDOK ins Leben rief, wurden alle unsere Protagonistinnen Mitglieder – bzw. Ehrenmitglieder. Es begann in Heidelberg ein besonders heiteres Kunstleben.

Marianne Weber stellte ihre Räume zur Verfügung für Klavierabende und Jazzkonzerte im Garten, Camilla Jellinek beriet die GEDOK in Urheberfragen, Elise Dosenheimer referierte über das moderne Drama und Marie Baums Freundin Ricarda Huch stellte ihre neuen Bücher vor – besonders beliebt in Heidelberg war die Weihnachtsausstellung der GEDOK.

Der Nationalsozialismus

Mit dem Jahr 1933 endet die erfolgreiche Geschichte der Frauenbewegung in Heidelberg. Alle unsere Protagonistinnen werden schon im Frühjahr und Sommer 1933 aus ihren Ämtern gedrängt, gekündigt, vertrieben.

Zwei mutige Taten aus diesem Jahr muss man erwähnen:

Am 9. April schrieb Ricarda Huch, die damals am Friesenberg bei ihrer Freundin Marie Baum wohnte, ihren berühmten Brief an den Präsidenten der Preußischen Akademie für Kunst in Berlin:

„Daß ein Deutscher deutsch empfindet, möchte ich fast für selbstverständlich halten, aber was deutsch ist, wie Deutschtum sich betätigen soll, darüber gibt es verschiedene Meinung. Was die jetzige Regierung als nationale Gesinnung vorschreibt, ist nicht mein Deutschtum. Die Zentralisierung, den Zwang, die brutale Diffamierung Andersdenkender, das prahlerische Selbstlob halte ich für undeutsch und unheilvoll. Bei einer so sehr von der staatlich vorgeschriebenen Meinung abweichenden Auffassung halte ich es für unmöglich, in einer staatlichen Akademie zu bleiben.“

Zu den ersten Personen, die aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen wurden, gehörten fünf Lehrerinnen am Mädchengymnasium in der Plöck. Damals protestierten 89 Schülerinnen mit einem Schreiben an den badischen Kultusminister in Karlsruhe:

„Am 7. Juli wurde unsere Lehrerin Frl. Preetorius abgebaut. … Es ist uns unfaßlich, daß wir die letzte Klasse sein sollen, die so unendlich viel von ihr gehabt haben. Wir glauben nun sicher, daß Sie uns verstehen und haben uns an Sie gewandt, weil wir hoffen, daß Sie uns helfen können, unsere geliebte Lehrerin zu behalten. Wir wissen, daß Fräulein Preetorius mit unserm Schritt nicht einverstanden wäre, aber wir schulden ihr so viel, daß wir gar nicht anders können. Ihre Entlassung ist für uns und die ganze Schule ein solcher Verlust, daß wir Sie bitten, vielen jungen Menschen diese geliebte und wertvolle Lehrerin zu erhalten.“

Zwei mutige Briefe, die leider weitgehend vergessen sind und ohne Wirkung blieben.

Das Bild zeigt die zwei Stolpersteine für Anna und Klara Hamburger.

Foto: Anne Bormann

1933 wurde Camilla Jellinek aller ihrer Ämter enthoben, sie starb krank und vereinsamt 1940.
1944 wurde ihre Tochter Dora Busch, eine der fünf Lehrerinnen, nach Theresienstadt deportiert.
1933 verlor Gerta von Ubisch ihre Stelle an der Universität und floh nach Brasilien.
1933 wurden Elise Dosenheimer, Clara und Anna Hamburger von der Universitätsverwaltung entlassen und 1940 nach Gurs deportiert.
Die ehemaligen Studentinnen Rahel Straus, Anna Seghers, Hilde Domin und Hannah Arendt suchten Zuflucht in Palästina, Mexiko, Santo Domingo und New York.
Ida Dehmel verlor 1933 den GEDOK-Vorsitz, 1942 wurde sie von der Gestapo in den Tod getrieben.
Elisabeth von Thadden wurde enteignet, denunziert und 1944 in Plötzensee ermordet.

Neuanfang

Gemeinsam suchten Maria von Graimberg, Marie Baum, Marianne Weber, Stephanie Pellisier und wenige andere den Verfolgten zu helfen.
Es sind diese Frauen, die nach dem Krieg an die demokratischen Traditionen der Weimarer Zeit anknüpften: In der Nachfolge des BDF wird der Deutsche Frauenring gegründet – Marianne Weber hielt ihren letzten Vortrag in diesem Kreis – 1954 ist sie gestorben.
Stephanie Pellisier rief die GEDOK wieder ins Leben, auch die Katholische Frauenfachschule unter Maria von Graimberg erlebte noch einmal eine Blütezeit.
Marie Baum beteiligte sich an der Wiedereröffnung der Universität, sie erhielt ihren Lehrauftrag zurück, gründete eine demokratische Verbindung für Studierende und bewirkte den Aufbau des evangelischen Mädchengymnasiums in Wieblingen, das am 7. Januar 1946 als Elisabeth-von-Thadden-Schule eröffnet wurde. 1964 ist Marie Baum gestorben.

Noch viel zu tun, nicht nur in Heidelberg

Nach Marie Baum ist eine Fachschule benannt, ein Altersheim trägt den Namen Louise Eberts. Auf Anregung der Heidelberger Frauenverbände wurden in einem Neubaugebiet in Kirchheim Straßen nach Rachel Straus, Gertrude von Ubisch, Stefanie Pellisier und anderen Heidelberger Bürgerinnen benannt.

Abgelehnt wurden damals als Namensgeberinnen: Henriette Feuerbach, Anna Blum, Marianne Weber, Marie-Luise Gothein, Camilla Jellinek – mit der Begründung, es genüge, an ihre Männer bzw. Söhne mit Straßennamen zu erinnern!


Literatur, aus der zitiert wird:

Der Badische Kunstverein:

Hindenlang, Friedrich: Großherzogin Luise von Baden, Karlsruhe 1925
Lutzer, Kerstin: Der Badische Frauenverein 1859–1918, Stuttgart 2002
Henriette Feuerbach, Ihr Leben in ihren Briefen, Berlin 1912
Scheidle, Ilona: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben, München 2006 (Anna Blum)

Die Frauen der Professoren

Meurer, Bärbel: Marianne Weber, Tübingen 2004
Weber, Marianne: Max Weber. Ein Lebensbild, München 1989
Effinger, Maria (Hrsg.): „Es ist schon eine wunderbare Zeit“,  Ausst. M.L.Gothein, Heidelberg 2014
Gothein, Marie Luise: Geschichte der Gartenkunst, Jena 1926
Kempter, Klaus: Die Jellineks 1820–1955, Düsseldorf 1998
Jellinek, Camilla: Frauen unter deutschem Recht, Mannheim 1928

Studentinnen

Birn, Marco: Bildung und Gleichberechtigung, Heidelberg 2012
Straus, Rahel: „Wir lebten in Deutschland“, Karlsruhe 1961
Initiative Stolpersteine: Stolpersteine in Heidelberg, 2017 (Clara und Anna Hamburger)
Frauen Gestalten. Soziales Engagement in Heidelberg, Heidelberg 1995 (Maria von Graimberg)
Marie Baum. Ausst.Kat., Heidelberg 2001
Reichenberger, S.: Das Karlsruher Mädchengymnsium 1893–1918, Karlsruhe 1918

Der Erste Weltkrieg und Weimarer Republik

Gerhard, Ute: „Unerhört“. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Hamburg 1996
„Damenwahl – 100 Jahre Frauenwahlrecht“, Ausst.Kat. Frankfurt 2018
„Zur Fünfzigjahrfeier der Höheren Mädchenschule“, Heidelberg 1927
Riemenschneider, Matthias (Hrsg.): Elisabeth von Thadden, Karlsruhe 2002
„Gegenlicht – 60 Jahre GEDOK“, Ausst.Kat. Berlin 1986 (Ida Dehmel, Stephanie Pellissier)
Knorr, Birgit (Hrsg.): Die Frauen im deutschen Südwesten, Stuttgart 1993 (Gerta von Ubisch)
Initiative Stolpersteine: Stolpersteine in Heidelberg 2017 (Elise Dosenheimer)
Scheidle, Ilona: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben, München 2006 (Louise Ebert)

Nationalsozialismus und Nachkrieg

Ricarda Huch 1864–1947. Ausst.Kat. Marbach 1994
Baum, Marie: Rückblick auf mein Leben, Heidelberg 1950
Initiative Stolpersteine: 8. Stolpersteinverlegung, Broschüre 2017 (Brief der 89 Schülerinnen)

Autor: Susanne Himmelheber

Susanne Himmelheber ist Kunsthistorikerin und ehemalige Buchhändlerin. 2010 wählten die BücherFrauen sie zur BücherFrau des Jahres.

4 Kommentare

  1. Sehr interessant! Den Arrtikel werde ich mir noch genauer zu Gemüte führen.
    In Bayern wurde ja schon am 12.1. der Landtag mit Frauenbeteiligung gewählt. Und einem traurigen Ergebnis, 4,4 Prozent!
    Aber immerhin hat meiner Recherche nach in München die erste Frau in einem Parlament eine Rede gehalten, nämlich Dr. Rosa Kempf am 8.12. im Provisorischen Nationalrat. Und nicht Marie Juchacz am 19.1. in Weimar, wie es immer heißt …

    Wenn ein bisschen Werbung erlaubt ist: Es gibt von mir das Buch “Sozial bis radikal. Politische Münchnerinnen” mit einem eigenen Kapitel zu Frauen in der Revolurion und den ersten Abgeordneten, sowie einen Kalender “100 Jahre Frauenwahlrecht”, lllerdings auch mit dem Fokus auf Bayern bzw. München. Kann man auch auf Facebook (Vergessene Münchnerinnen”) sehen.

  2. Liebe Adelheid, da stimme ich Dir zu. Ich glaube, es ist manchmal einfacher, die historischen Abläufe im kleineren, lokalen Rahmen zu überblicken und sich damit auch identifizieren zu können. Besten Dank an Susanne für den ausführlichen Beitrag.

  3. Pingback: Nornengestöber und der Kampf der Frauen – Nornennetz

  4. Herzlichen Dank für diesen spannenden Artikel!

    “Noch viel zu tun, nicht nur in Heidelberg”
    Wie wahr!
    Und wie spannend und zugleich aufschlussreich es ist, vor diesem Hintergrund die Entwicklungen bei Straßenneu- und -umbenennungen zu verfolgen.
    Beispiel in Berlin:
    1996 ist in einem ehemaligen Neubaugebiet im Berliner Bezirk Rudow das erste Wohnquartier in Deutschland entstanden, in dem alle Straßen, Wege und Plätze nach weiblichen Persönlichkeiten benannt sind. Aber bis es dazu kam!! Hier die zwei haarsträubendsten Argumente der Gegner dieser Initiative: ” Es gibt doch gar nicht genug Frauen, die sich für Neukölln (zu dem Rudow gehört) verdient gemacht haben”. Und: “Die Straßennamen sind zu lang.” Das sagte Klaus Kandt, seines Zeichens Polizeipräsident.
    Zum Glück entschied sich die Mehrheit der Bezirksverordneten für ein Frauenviertel, die 20 Namensgeberinnen waren – wen wundert es – schnell gefunden

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